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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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haben. Jaulend und fauchend verkrochen sie sich unter die Wagen.
    Buruna schlich sich hinter den Wagen zurück. Einige Frauen, die an einem Feuer Kräuter in große Kessel gaben, blickten sie neugierig an, gingen aber wieder ihrer Arbeit nach, als Buruna ihnen freundlich zuwinkte. Lamirs Gesang wurde schwächer. Buruna hatte sich die beiden Wagen gemerkt, zwischen denen die Heimlichtuer hockten. Auf Zehenspitzen erreichte sie einen von ihnen, schlug die Plane hoch und sah, dass niemand darin war. Vorsichtig stieg sie hinein und schlich sich auf allen vieren bis zum hinteren Ende. Durch einen winzigen Spalt zwischen Plane und Holz konnte sie die Männer und das hellhaarige Mädchen sehen. Auf keinen Fall stammte sie aus Akinlay. Ein solch zartes, zerbrechlich wirkendes und doch auf seine Art wunderschönes Geschöpf hatte Buruna überhaupt noch nie gesehen.
    Buruna spitzte die Ohren und lauschte. Von Lamir war nichts mehr zu hören, und sie hoffte nur, dass er sich an ihre Anweisungen hielt und an der Mauer wartete.
    Die in den Schatten zwischen den Wagen gedrückten Gestalten tuschelten wieder miteinander. Buruna war nahe genug bei ihnen, um jetzt jedes Wort verstehen zu können.
    »Und wenn es dort gar keinen Schatz gibt?« fragte einer der Akinlayer gerade. Burunas Schmunzeln, als sie Krahnun erkannte, dessen Liebeskraft während ihres nächtlichen Beisammenseins auf dem Weg nach Leone durch die bangen Gedanken an sein eifersüchtiges Weib arg gelitten hatte, verschwand augenblicklich, als sie die Antwort des großen, muskulösen Fremden mit der bronzefarbenen Haut und den braunen, etwas traurig blickenden Augen hörte. »Ich weiß, dass es ihn gibt und dass er uns alle reich machen wird. Alles, was ihr zu tun habt, ist, mir den Rücken freizuhalten, wenn ich in den Baum des Lebens steige. Ich sage euch, unermesslicher Reichtum erwartet uns dort. Malmand hier. .. «, dabei deutete er auf den Diener des Lebensgärtners, ». .. wird uns den Weg weisen.«
    »Aber Wolvur wird noch heute die Zelte abbrechen lassen und weiterziehen«, wandte ein anderer Akinlayer ein.
    »Was braucht ihr Wolvur, wenn ihr reich seid! Ihr seid auf der Flucht und habt kein rechtes Ziel. Schließt euch mir an, und eure Sorgen sollen vergessen sein. Denkt ihr an eure Weiber? Bald werdet ihr euch Weiber kaufen können!«
    Schweigen. Buruna, die kaum noch zu atmen wagte, sah, wie die Flüchtlinge sich gegenseitig zweifelnd ansahen, bis einer sich aufrichtete und verkündete: »Rechne mit mir, Arruf! Ich bin dabei!«
    Buruna zuckte zusammen. Wie hatte der Mann den Fremden genannt?
    »Ich komme auch mit!« versprach Krahnun.
    »Ich auch!«
    »Du hast mich gewonnen, Arruf.«
    Als Buruna noch Mühe hatte, das eben Gehörte zu verdauen, erhob sich der mit Arruf Angeredete und sagte verschwörerisch: »Dann geht jetzt und verhaltet euch, als ob nichts gewesen sei. Ich selbst werde mich um Wolvur kümmern und dafür sorgen, dass er keinen Verdacht schöpft. Haltet euch jedoch bereit. Kalathee wird euch das Zeichen geben, wenn es soweit ist.«
    Kalathee!
    Burunas Herz schlug schneller. Sie hatte Mühe, sich still zu verhalten. Ihre Gedanken waren in wildem Aufruhr. Dieser Fremde dort nannte sich Arruf. Zweifellos war er jener, dessen Bekanntschaft Mythor auf dem Mammut-Floß im Feindgebiet gemacht hatte. Aber wenn diese zerbrechlich wirkende Schönheit tatsächlich jene Kalathee war, nach der Mythor suchte - war dann Arruf wirklich Arruf, oder war sein wirklicher Name Luxon? Denn der Sterbende in der verlassenen Hütte unweit des Hochmoores von Dhuannin hatte ausgesagt, dass Kalathee mit einem Mann namens Luxon verschwunden sei.
    Buruna musste an sich halten, um die aufkeimende Eifersucht auf das hellhaarige Mädchen zu unterdrücken. Natürlich musste sie verhindern, dass sie Mythor begegnete. Von allen Konkurrentinnen um Mythors Liebe war diese mit Sicherheit die ärgste.
    Auf der anderen Seite spürte die Liebessklavin, dass von Arruf oder Luxon, wenn sie recht behielt, Unheil auf Mythor zukam. Dann aber musste sie ihn warnen.
    Buruna rang mit sich. Sie wartete, bis niemand mehr in der Nähe war. Dann kroch sie aus dem Wagen und beeilte sich, die Karawane zu verlassen. Ungesehen erreichte sie Lamir, der tatsächlich mit zerknirschter Miene auf sie wartete und die Lippen trotzig zusammenpresste .
    Sie konnte Mythor verlieren, wenn dieser sich von Kalathee einwickeln ließ, auch wenn er beteuert hatte, dass ihm weniger an Kalathee liege als dieser an

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