Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
weg. Der Reiter wurde aus dem Sattel geschleudert.
    Noch zwei Schläge wie Fausthiebe eines erzürnten Neptun trafen das Schiff. Eines der Pferde war mit den Vorderbeinen gegen die Reling geprallt und überschlug sich. Der Reiter stürzte und blieb reglos liegen.
    Lupo blickte zum Kai. Die Verfolger zügelten ihre Pferde. Einer warf wütend einen Speer, der zitternd in der Reling stecken blieb. Ein anderer drohte ihnen in hilfloser Wut mit erhobener Faust. Noch ein weiterer Speer wurde geworfen.
    Der Kapitän brüllte ein Kommando. Ein Mann mit Bogen eilte zum Bug. Die Reiter riefen ihnen noch einmal Verwünschungen zu, dann rissen sie ihre Pferde herum.
    Lupo stieg vom Achterkastell, um sich seine Beute anzusehen. Was für Teufelskerle! Es erfüllte ihn mit Stolz, dass der Papst ihn auserwählt hatte, diese drei ungewöhnlichen Männer zur Strecke zu bringen. Er würde sein ganzes Können aufbieten müssen, um am Ende, wenn er wusste, was sie vorhatten, über sie zu triumphieren. Doch Papst Alexander
hatte vorgesorgt. Wohin sich die drei auch wenden mochten, überall würde ihn Hilfe erwarten: Treiber sein Wild aufzuschrecken und tödliche Falken. Lupo musste nur entscheiden, wann er seinen Raubvögeln die Lederhauben abnahm, um sie auf ihre Beute loszulassen.
    Der stämmige Ritter war als Erster wieder auf den Beinen. Er hatte den Sturz augenscheinlich schadlos überstanden. Auch der Ritter mit dem langen schwarzen Haar richtete sich langsam auf. Nur der Dritte blieb liegen. Der Mönch beugte sich über den Verwundeten. Es schien nicht gut um den Mann zu stehen.
    »Herr?« Der Kapitän war hinter Lupo getreten und zog ihn zur Seite. »Wir sind in Schwierigkeiten!« Der bärtige Genuese deutete auf eine Silhouette, die sich undeutlich über dem Wasser abmalte. Besser als das Schiff waren die helle Bugwelle und das von Rudern aufgewühlte Wasser zu beiden Seiten des Rumpfs zu erkennen.
    »Ein Byzantiner?«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Schlimmer. Das ist die San Marco, eine Galeere, deren Aufgabe es ist, Geleitzüge venezianischer Kauffahrer zu begleiten. Sie muss irgendwo dort hinter der Landzunge, auf der Galata liegt, gelauert haben. Und sie ist doppelt so schnell, wie wir es bei dieser müden Brise sind.«
     
    Immer wieder versuchte Rothers Stute, auf die Beine zu kommen. Vergebens! Noch benommen vom Sturz, betrachtete Anno die schrecklichen Wunden des Tiers. Beide Vorderbeine waren gebrochen. Ein zersplitterter Knochen ragte aus blutigem Fleisch. Die Stute würde nie wieder laufen können.

    Stöhnend richtete sich der Ritter auf. Niemand auf dem Schiff schien sich um die Qualen des Tiers zu kümmern. Zenon, der Mönch, und Ludwig kauerten neben Heinrich. Anno sah sich um. Leicht schwankend ging er zu der Stute hinüber und kraulte sie zwischen den Ohren. Mit der Rechten tastete er ihr über den Hals, bis er eine der großen Adern gefunden hatte. Anno zog sein Messer. Erst vorgestern hatte er die Klinge geschliffen. Während er die Stute mit der Linken weiter kraulte, zog er das Messer durch die Ader. Das Pferd blieb ruhig. Die schrecklichen Wunden an den Vorderbeinen hatten es den kurzen Schmerz des Schnittes nicht bemerken lassen. Warm perlte das Blut aus der geöffneten Ader.
    »Bald sind deine Qualen beendet, meine Schöne.« Anno sprach ruhig und hörte nicht auf, dem Pferd durch die Mähne zu streicheln. Die Stute verdrehte ihre Augen, um ihn anzusehen. Dann sank ihr Kopf langsam nieder. Immer größer wurde die dunkle Lache, die sich auf dem Deck ausbreitete. Das Tier schnaubte leise.
    Es dauerte lange, bis die großen Pferdeaugen ihren Glanz verloren hatten. Anno fühlte sich elend. Er hatte noch nie ein Pferd getötet. Der Ritter wischte das blutige Messer im Fell der Stute ab und schob es in seinen Gürtel zurück. Er brauchte jetzt dringend jemanden, mit dem er sich streiten konnte. Verdammter Mönch! Diese Flucht war seine Idee gewesen! Fast wären sie verreckt. Anno schaute sich nach Zenon um. Erst jetzt bemerkte er die gespannte Unruhe an Bord. Wer an Deck keine Arbeiten zu erledigen hatte, stand an der Reling.
    Anno stieß einen Mann zur Seite. Ein schlankes Schiff folgte ihnen. Es schien auf einer silbernen Welle zu reiten.
Ein Schatten, tiefer als die Finsternis des Nachthimmels. Von all dem hatte Zenon nichts gesagt, als er ihnen seinen Fluchtplan erklärt hatte!
    Der Mönch hatte sich mittlerweile aufs Achterkastell begeben. Es war an der Zeit, dieser Schlange den gebührenden Lohn zu

Weitere Kostenlose Bücher