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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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war, und öffnete mit spitzen Fingern die Verschnürung seines Hemdes. Heinrich begann unverständliche Worte zu flüstern. Er war noch immer ganz benommen von dem Schlaftrunk, den der Mönch ihm verabreicht hatte.
    Unter Heinrichs Hemd entdeckte Anno ein kostbares Tüchlein. Ein Liebespfand, dachte Anno lächelnd. Wer hätte das gedacht! Wo der Kerl doch immer vorgab, er wäre am liebsten ein Mönch! Neugierig zog Anno es hervor. Es war aus dunkelblauer Seide gefertigt und mit weißen Sternen bestickt. Der Sennberger brauchte nur einen Moment, um zu begreifen, wo er einen ähnlichen Stoff schon einmal gesehen hatte. Clara. Es war also gar nicht Rother gewesen,
dem ihr Herz gehörte, sondern Heinrich, diesem bettelarmen Idealisten. Vorsichtig schob er das Tuch wieder zurück. Zorn erfasste ihn. Wäre Clara jetzt in der Nähe, hätte er ein paar passende Worte zu sagen! Wie hinterhältig sie ihn betrogen hatte! Sein eigen Fleisch und Blut!
    »Dort hinten ist ein Licht!«, flüsterte Ludwig und hielt gleichzeitig einen Umhang vor die Öllampe, um ihr eigenes Licht abzudunkeln.
    Anno blickte auf. Zwischen den Säulen erschien das Floß des Jungen. Undeutlich war auch Zenon in der Dunkelheit zu erkennen. Er winkte ihnen zu.
    Als das Floß anlegte, gab der Mönch dem Jungen den Befehl, ein Stück auf den unterirdischen See zurückzufahren.
    »Ihr müsst so schnell wie möglich aus der Stadt fliehen! Es ist alles verloren!«
    »Wovon redest du?«
    »Das solltet ihr besser wissen als ich«, fluchte der Mönch. »Wer von euch hat sich mit Enrico Dandolo angelegt? Der Venezianer gehört zu den reichsten Kaufleuten in der Stadt, und was immer ihr getan habt, er ist bereit, eine Menge Gold auszugeben, um euch zu töten!«
    »Dandolo?« fragte Anno. »Wer ist das? Was will der von uns? Das muss ein Irrtum sein!«
    »Aber du hast doch gesagt, hier unten wären wir in Sicherheit«, wandte Ludwig ein.
    Zenon blickte flüchtig in Richtung des Jungen. »Dandolo ist einer der kommenden großen Männer Venedigs. Und er ist so reich, dass er sich selbst die Gunst des Basileios kaufen kann. Ganz gleich, was ihr getan habt oder nicht, er will euch tot sehen. Dandolo hat genug Gold für euch geboten, um selbst treue Freunde zu Verrätern werden zu lassen. Es
gibt keinen Ort mehr, an dem ihr sicher seid. Ihr müsst auf dem schnellsten Wege aus der Stadt. Ich werde versuchen, ein Schiff aufzutreiben. Aber ich brauche eure Hilfe.«
    »Und der dritte König? Wo sollen wir ihn finden, wenn nicht hier?«, wandte Anno ein. Er blickte zu Ludwig. Warum sagte der nichts? Wusste er am Ende, was hier vorging?
    »Darüber hättet ihr nachdenken sollen, bevor ihr den Venezianer in Rage gebracht habt«, unterbrach der Mönch den Sennberger. »Nicht einmal ich kann ungefährdet in der Stadt bleiben. Zu leicht ist es, die Verbindung zwischen mir und euch herzustellen. Ich werde euch begleiten müssen … Es gibt noch einen zweiten Ort, an dem ich mit Heinrich meine Suche fortsetzen kann. Aber es ist ein weiter Weg dorthin.«
    Anno musterte Zenon misstrauisch. Davon, dass der Kerl sie auf weitere Reisen begleiten sollte, war bisher nicht die Rede gewesen.
    »Du hast doch Freunde unter den Söldnern des Kaisers.« Zenon schaute Anno an.
    Der Sennberger zuckte mit den Schultern. »Den einen oder anderen kenne ich.«
    »Wir brauchen ihre Hilfe, um Konstantinopel zu verlassen! So schnell es geht.«
     
    »Ja, der Beschreibung nach sind es die drei Männer, die ich suche«, stimmte der Falkner zu. »Ihr habt sie schnell gefunden, Tommaso.«
    Der genuesische Kaufmann lachte. »Von gefunden kann nicht die Rede sein. Irgendwie haben sie es geschafft, sich den mächtigsten Venezianer hier in Konstantinopel zum Feind zu machen. Jetzt sucht jeder Halsabschneider in der
ganzen Stadt nach ihnen. Wenn sie erst einmal in die Hände von Enrico Dandolo fallen, dann werden wir sie nie mehr wiedersehen.«
    »Aber er hat sie noch nicht getötet«, bemerkte Lupo ruhig.
    »Das weiß Gott allein. Es würde sich allerdings schnell herumsprechen, wenn jemand sich das Kopfgeld verdient hätte.«
    Lupo rieb sich nachdenklich das Kinn. »Sie werden versuchen, mit einem Schiff zu fliehen.«
    »Wahrscheinlich. Aber kaum ein Schiff verlässt Konstantinopel, ohne dass die Venezianer wissen, wer oder was an Bord ist.«
    »Und deshalb werden sie versuchen, ein genuesisches Schiff hier aus Galata zu bekommen.«
    Tommaso legte die Stirn in Falten. »Das wäre gewiss das Klügste. Aber sie

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