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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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und die Garnisonen entlang der ganzen Mauer auf Posten gerufen. Ich weiß zwar nicht, was dort drüben vor sich geht, aber ich habe hier abseits der Häfen mit meinem Schiff nichts verloren. Es ist verboten, das Goldene Horn nach Einbruch der Finsternis zu durchfahren!«
    »So wartet doch nur noch einen Augenblick. Meine Freunde sind beritten! Es wird gewiss nicht mehr lange dauern!«
    Der Kapitän drehte sich zu dem Eigner um, der hinter ihnen auf dem Achterkastell des Kauffahrers stand. Es war ein stiller Mann mit hartem Gesicht. »Wie hoch ist unser Risiko?«, fragte er nüchtern.

    »In weniger als einer halben Stunde werden Kriegsschiffe die Bucht abriegeln«, erwiderte der Kapitän. »Wir werden dann eine Menge zu erklären haben. Wir sind viel zu langsam, um den Galeeren zu entkommen!«
    »Ihr versündigt Euch vor Gott, wenn Ihr meine Freunde im Stich lasst. Ihr habt das Geld genommen, und Ihr habt mir versprochen …«
    »Schweigt, Mönch! Soll Gott entscheiden! Ich werde jetzt ein Vaterunser beten. Kommen Eure Freunde in dieser Zeit, dann ist es gut. Kommen sie nicht, werde ich Befehl geben, die Taue zu kappen. Ich werde dieses Schiff nicht für drei Männer riskieren, die ich nicht einmal kenne!«
     
    Heinrich wusste nicht zu entscheiden, ob er wachte oder träumte. Krampfhaft krallten sich seine Hände um die Zügel der Stute. Es war Rothers Pferd, es hatte ihm stets Glück gebracht. Der Ritter blinzelte. Der frische Wind auf dem Gesicht war angenehm. Er fühlte sich plötzlich sehr leicht.
    Anno rief Ludwig etwas zu. Heinrich konnte es nicht verstehen. Dann griff ihm der Sennberger in die Zügel. »Wir müssen schneller reiten! Es ist nicht mehr weit.«
    Plötzlich wurde Heinrich übel. Er brachte seine Freunde in Gefahr. Was hatten sie ihm erzählt? Sie suchten ein Schiff. Der Ritter spürte, wie ihn die Kräfte verließen. Seine Glieder wurden weich wie Kerzenwachs in der Julisonne. Langsam sank er der Mähne entgegen. Er mochte den Geruch von Pferden und von Ställen. Plötzlich sah er Anno ganz dicht vor sich. Das Gesicht des Sennbergers war grau wie Stein! Nur seine Augen glühten! Etwas war geschehen … Der stämmige Krieger hob die Hand. Er hielt ein dunkles Tuch mit aufgestickten Schneeflocken!

    Heinrich schreckte hoch. Sein Gesicht war in die Mähne der Stute vergraben. Die Hufe hämmerten auf die gepflasterte Straße. Jeder Tritt versetzte ihm einen Stich in die Schulter. Er spuckte aus. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Erneut wurde ihm übel. Er sah nach hinten. Seine Freunde hatten Angst. Hinter ihnen tanzten Lichter in der Finsternis.
    Heinrich blinzelte. Sie waren zu langsam! Die Lichter kamen näher. Reiter mit Fackeln! Er konnte sehen, wie Speerspitzen rotgolden im Feuerschein glänzten. Das mussten die Apokalyptischen Reiter sein! Der Erzbischof hatte sie ihnen nachgeschickt, weil sie den dritten König noch immer nicht gefunden hatten! Es war vorbei!
    Deutlich konnte er das Gesicht des vordersten Reiters erkennen. Eine Grimasse aus Wut und Mordlust, in der Mitte zerteilt durch einen breiten Schnauzbart. In der Dunkelheit sah es fast aus, als habe man den Kopf in der Mitte durchgeschnitten, so dass Augen und Stirn über dem Rest des Körpers schwebten.
     
    Der Falkner fluchte. So knapp! Er konnte sie sehen. Fast hätten sie es geschafft. Nur ein Vaterunser länger, dachte Lupo verbittert. Jetzt würden die Venezianer seine Beute fangen. Die Seile waren gekappt, das Schiff wurde mit Holzstangen vom Kai abgestoßen. Knatternd blähte sich das Segel im Wind. So knapp verfehlt!
    Kaum dass das Schiff begonnen hatte, Fahrt aufzunehmen, erschienen die Reiter am Ende des Landungsstegs. Doch schon klaffte eine dunkle Lücke von mehr als zwei Schritt zwischen Kai und Schiff. Und mit jedem Herzschlag wurde sie breiter.

    Nun würde der Papst nie mehr erfahren, warum der verfluchte Cölner die drei nach Konstantinopel geschickt hatte. Lupo fluchte erneut. Er hatte geglaubt, dass die Ritter es schaffen würden, um ihm dann, ohne es zu wissen, genau in die Arme zu laufen.
    Der Falkner blickte zum Landungssteg und traute seinen Augen nicht. Die Ritter preschten mit unvermindertem Tempo den Kai hinab. Und dann sprang der Vorderste, ein stämmiger Kerl auf einem großen Pferd. Das Tier streckte sich, dass seine Sehnen zu zerreißen schienen. Dann prallte es wie ein Katapultgeschoss an Deck. Das ganze Schiff erbebte. Der Hengst strauchelte und rutschte auf den glatten Planken zur Seite

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