Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
zahlen. Anno ballte die Fäuste. Ludwig lehnte am Mast des Schiffes. Ein heller Verband war um seinen Kopf gewickelt. Auf ihn brauchte er wohl nicht zu zählen, wenn es darum ging, ein Wort mit dem Mönch zu reden.
    Anno stieg die schmale Treppe zum Achterkastell hinauf. Zenon hantierte mit einer Blendlaterne. In schnellem Rhythmus öffnete und schloss er die Klappe an der Vorderseite der Lampe. Der Ritter blickte zu den dunklen Türmen am Ufer. Von der südlichsten Bastion antwortete jemand auf das Signal. Ein winziger Lichtpunkt leuchtete auf, verschwand und leuchtete wieder auf.
    »Der Steuermann soll genau auf die Mitte der Durchfahrt zuhalten, sonst werden wir es nicht schaffen«, befahl Zenon in ruhigem Tonfall.
    »Die Strömung ist zu stark«, beschwerte sich der Mann am Ruder. »Es ist unmöglich, das Schiff auf diesem Kurs zu halten.«
    »Helft ihm, Kapitän! Und du, Ritter, könntest auch mit anfassen.«
    Anno verschränkte die Arme vor der Brust. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    »Bist du blind?«, fuhr Zenon ihn an, als habe er irgendeinen begriffsstutzigen Novizen vor sich. »Siehst du nicht die Galeere, die uns wie ein Falke nachsetzt? Wenn wir nicht den Kurs halten, dann hat sie uns eingeholt, noch bevor du fünf Ave Maria gebetet hast!«

    Anno blickte zu dem Schatten auf See, der mit jedem Herzschlag größer wurde. Deutlich konnte man schon die Kommandos des Rudermeisters über das Wasser hallen hören. Am Bug der Galeere hatte sich eine Gruppe Bewaffneter versammelt.
    »Wenn wir auf dem Kurs bleiben, dann fahren wir einen Bogen, und sie werden uns den Weg abschneiden«, gab der Steuermann zu bedenken.
    »Halte dich an seine Befehle«, brüllte der Kapitän.
    Wieder begann der Mönch, die Klappe an der Laterne zu öffnen und zu schließen. Auf den Zinnen der südlichen Festungswerke waren nun Dutzende Fackeln zu sehen. Anno kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit. Es schien fast, als habe man auf den Mauern Feuer entfacht. Was geschah dort?
    »Ans Ruder, du sturer Stauferbock!«, herrschte der Mönch ihn an. Das Schiff schien von seinem Kurs abgekommen zu sein.
    Etwas verdattert gehorchte Anno dem Befehl.
    Mit leisem Sirren zogen Pfeile über ihre Köpfe hinweg. Die Venezianer waren auf unter hundertfünfzig Schritt herangekommen. Ein Mann schrie auf. Anno duckte sich. Zu dritt zerrten sie jetzt an der langen Ruderstange. Quälend langsam schwang das Schiff herum.
    Über die Reling konnte der Ritter die Galeere erkennen. Sie hielt genau auf die Breitseite des Kauffahrers zu. Drei Schiffslängen trennten sie noch. Undeutlich konnte man den Schatten des Rammsporns in der Bugwelle sehen.
    Zenon hatte die Laterne abgestellt und sich weit vorgebeugt. Er beobachtete das Wasser, als hoffe er, dass dem Meer ein Ungeheuer entsteigen würde, um das Schiff der
Venezianer im letzen Moment zu verschlingen. Und tatsächlich geschah etwas. Anno traute seinen Augen kaum. Eine silberne Linie kroch von der Küste her über die See. Langsam, aber stetig eilte sie der Mitte der Bucht entgegen. Schon jetzt konnte man sehen, dass sie zwischen den Schiffen hindurchlaufen würde.
    Von Bord der Galeere gellte ein Alarmruf herüber. Im gleichen Augenblick stiegen an der Küstenfestung zwei Feuerkugeln in den Himmel. Wie gelbrote Blüten malten sie sich vor dem Sternenhimmel ab, wurden größer und schlugen schließlich knapp hinter der Galeere ins Meer. Doch statt zu verlöschen, breiteten sich die Flammen auf dem Wasser aus!
    »Teufelswerk!« Anno machte einen Satz vom Ruder fort. Feuer, das auf Wasser brannte, so etwas konnte es doch nicht geben!
    »Beruhige dich! Wir sind gerettet.« Zenon deutete auf die dunkle See. Keine zehn Schritt hinter ihrem Schiff hob sich ein schwarzer Schatten aus den Fluten.
    Anno schlug ein Kreuz. Was für Teufeleien gingen hier vor? Hatte Satan die Herrschaft über die Welt angetreten? Wieder stiegen bei der Festung zwei glühende Kugeln in den Himmel.
    »Das ist die Sperrkette, die vom südlichen Festungswerk der Hafenmauer hinüber zum Hauptturm in der Hafenfestung von Galata läuft. Jedes dieser Eisenglieder ist so dick wie das Bein eines Mannes. Kein Schiff kann diese Kette durchbrechen, kein Werkzeug sie zerschlagen.«
    Fauchend schlugen die Flammenkugeln auf. Eine traf einige Ruder der Galeere. Die zweite war ganz in der Nähe ihres Schiffes aus dem Himmel gefallen. An Bord der Venezianer
wurden Kommandos gerufen. Die Galeere kroch rückwärts in die weite Bucht

Weitere Kostenlose Bücher