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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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für Lichtzeichen hatte Zenon der Besatzung der Küstenfestung gegeben? Und woher hatte der Mönch so genau gewusst, wo die Kette auf dem Meeresgrund lag und welchen Kurs ihr Schiff einschlagen musste, um zu entkommen?
    Anno hatte bemerkt, dass Zenon ihm gegenüber auf der Hut war. Hatte der Grieche gespürt, wie argwöhnisch Anno ihn beobachtete? Der Ritter nahm sich vor, bei der erstbesten Gelegenheit einen Blick in das Gepäck ihres seltsamen Weggefährten zu werfen.
     
    Sie hatten an einer windgeschützten Stelle im Hügelland ihr Lager aufgeschlagen. Heinrich versuchte mit größter Mühe, ein Feuer zu entfachen, als ein lauter Fluch, gefolgt von Flügelschlagen, ihn aufblicken ließ. Anno hatte die Packtiere abgeladen und sich an ihrer Ausrüstung zu schaffen gemacht. Nun hielt er triumphierend einen leeren Käfig aus dünnem Rohr hoch.
    Zenon, der neben Heinrich kauerte und aus Wasser und Hirse einen dicken Brei zubereitete, sprang auf. Aufgeregt eilte er zu dem Stapel aus Gepäckstücken, doch die Vögel waren längst im Nachthimmel verschwunden.
    Vor Wut bebend, wandte er sich an den stämmigen Ritter. »Was hast du da getan, du Nichtsnutz!«
    Anno ließ sich nicht einschüchtern. »Was für eine Teufelei hattest du mit den Vögeln vor? Warum hast du die Viecher im Gepäck versteckt und vor uns verborgen? Dienen sie dir auch zu Zauberwerken wie die Lampe, mit der du die Kette vom Meeresgrund gerufen hast?«

    Der Mönch brach in schallendes Gelächter aus. »Die Kette vom Meeresgrund gerufen? Du bist wohl nicht bei Sinnen! Du hast doch neben mir gestanden und genau gesehen, was ich getan habe!«
    Anno trat drohend einen Schritt in Zenons Richtung. »Das habe ich wohl, du Hexenmeister! Ich habe gesehen, was du getan hast, und gehört, wie du die Geister in der Tiefe angerufen hast! Und jetzt sag, was hattest du mit den Vögeln vor! Brauchst du sie für deine Rituale? Kannst du mit ihnen Satan oder seine Diener herbeirufen?« Anno deutete auf einen Stapel aus Decken, die ein Stück abseits vom Lager vor einem Felsen lagen. »Und was ist das? Warum kannst du schon wieder nicht an unserer Seite schlafen?«
    Heinrich drängte sich zwischen die beiden Kontrahenten. »Genug! Zenon hat uns allen das Leben gerettet! Ohne ihn säßen wir in den Kerkern Konstantinopels. Lass ihn in Ruhe!«
    »Seid ihr denn alle blind?«, fauchte der Sennberger. »Er konnte sich frei bewegen, als er uns irgendwo zwischen Himmel und Hölle versteckte. Vielleicht hat er es so eingerichtet, dass wir fliehen mussten? Warum sollte uns plötzlich ein venezianischer Kaufmann ans Leder wollen, von dem wir noch nie zuvor gehört haben. Das stinkt doch alles zum Himmel! Zenon war nicht in der Schenke, als sie überfallen wurde. Ihm ist nie etwas geschehen. Er war in Sicherheit auf dem Schiff, als man uns hetzte! Vielleicht hat er ja etwas herausgefunden, ein Geheimnis, das er nicht mit uns teilen will. Darum versucht er uns loszuwerden. Er weiß längst, wo der dritte König steckt. Und er will ihn für sich haben!«
    »Du bist verrückt, Ritter«, antwortete der Mönch kühl.
»Als wir auf dem Achterkastell des Kauffahrers standen, war ich genauso dem Pfeilbeschuss der Venezianer ausgesetzt wie alle anderen auch. Und welchen Nutzen sollte ich wohl daraus ziehen, wenn ich euch umbringen würde?«
    »Das liegt doch auf der Hand! Du willst den dritten König für dich allein!« Annos Augen funkelten drohend. »Und was die Venezianer angeht … Wenn ich mich recht erinnere, hat kein einziger Pfeil das Achterkastell getroffen! Seltsam, nicht wahr? Dabei standen doch dort die Männer, die das Schiff gesteuert haben. Eigentlich hätte es das erste Ziel dieser Bastarde sein müssen! Du hast uns den Ärger einbrockt!«
    »Das stimmt nicht!« Ludwig, der bisher schweigend bei den Pferden gestanden hatte, kam herüber und stellte sich an die Seite des Mönchs. »Er hat nichts damit zu tun!«
    »Was glaubt ihr denn, warum uns Zenon noch immer nicht das Ziel unserer Reise genannt hat? Er wartet auf eine Gelegenheit, uns loszuwerden. Und dann wird er sich den Heiligen allein holen!« Anno trat noch einen Schritt auf den Mönch zu. Seine Hand fuhr zu dem Messer an seinem Gürtel. »Hier in dieser Bergwüste wirst du dein Grab finden und nicht wir!«
    Heinrich stellte sich schützend vor den Mönch. »Genug, Anno! Komm wieder zu Verstand!« Er ließ die Hand auf sein Schwert sinken. Nie hätte er gedacht, dass es so weit kommen könnte.
    »Du wirst mich nicht

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