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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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daran hindern, uns von diesem bösen Geist zu befreien, diesem …«
    Ludwig zog das Schwert und richtete die Klinge auf den Sennberger. »Du verleumdest den Mönch! Er hat nichts mit dem Unglück in Konstantinopel zu tun! Ich weiß es!«

    »Und woher?«
    »Weil …« Ludwig rang nach Worten. »Weil alles meine Schuld war. Ich hatte keine Ahnung, dass es so enden würde. Es begann an einem Abend, an dem ich eine Frau in einer Sänfte gesehen habe.«
    Als Ludwig mit seiner Geschichte zu Ende gekommen war, machte Anno ein düsteres Gesicht. »Du Bastard! Man sollte dich mit deinem gottverdammten Schwanz an die Felsen nageln und hier in der Wüste verrecken lassen.«
    Ludwig öffnete seinen Schwertgurt und ließ die Waffen fallen. »Tut, was immer ihr für richtig haltet. Ich habe es nicht anders verdient!«
    Auch Heinrich spürte einen Zorn in sich wie schon lange nicht mehr. »Deinetwegen wäre ich beinahe gestorben! Weil du mit einer venezianischen Hure …«
    »Sprich nicht so von Marina, oder ich bringe zu Ende, was die Meuchler nicht geschafft haben! Marina ist eine wunderbare Frau. Sie trifft an allem keine Schuld.«
    Heinrich sprang vor und versetzte Ludwig einen Fausthieb ins Gesicht. Der Ritter hatte nicht einmal versucht auszuweichen. »Du elender Mistkerl! Verräter!« Ein zweiter Fausthieb ließ Ludwig straucheln. »Fast hätten wir die Spur des Königs gefunden!« Heinrich hätte heulen mögen vor Wut.
    »Hört auf!«, rief Zenon mit schneidender Stimme. Er packte Heinrich bei den Schultern und zerrte ihn zurück. »Was ist denn nur in euch Narren gefahren? Wollt ihr euch in dieser Nacht alle gegenseitig umbringen?«
    »Halt’s Maul, Mönch!«, zischte Anno. »Misch dich nicht ein, wenn wir mit diesem Bastard abrechnen!«
    »Und soll ich der Nächste sein?«, fragte Zenon provozierend.
»Wenn ihr so weitermacht, werden wir unser Ziel niemals erreichen!«
    »Und wo soll dieses Ziel liegen? Ist es Jerusalem? Werden wir dort den dritten König finden?«, fragte Heinrich leise. Er hatte von Ludwig abgelassen. Plötzlich fühlte er sich nur noch unendlich müde und ohne jede Hoffnung. Wie sollten sie je den dritten König finden? Eher würden sie alle bei dieser Suche sterben. Ja, sie waren verflucht! Und keiner von ihnen würde jemals den Rhein wiedersehen!
    »Wir müssen ins Katharinenkloster. Dort gibt es die größte Bibliothek der Christenheit. Wenn wir da nicht den ursprünglichen Text über die Reise der heiligen Helena finden, dann wird es ihn nirgends mehr geben! In Konstantinopel waren alle Spuren verwischt.«
    »Und warum konntest du uns das nicht früher sagen?«, fragte Anno gereizt.
    »Weil wir auf einem genuesischen Schiff waren. Genua ist doch die Stadt, in der sich der Gegenpapst Alexander aufhält, nicht wahr? Wo an Bord hätten wir reden sollen, ohne befürchten zu müssen, dass man uns belauscht?«
    »Und was hatte es mit den Vögeln auf sich?«
    Zenon seufzte. »Sie hätten mir als Boten dienen sollen. Sie sind darauf abgerichtet, nach Escalon zurückzufinden. Sie können kleine Nachrichten tragen. Von dort hätte man diese Nachrichten an euren Erzbischof weitergeschickt, wenn wir etwas gefunden hätten.«
    Heinrich runzelte die Stirn. »Vögel, die Nachrichten tragen?«
    Der Mönch stöhnte so gequält wie jemand, der es leid war, einem Kind immer neue Fragen zu beantworten. »Die Sarazenen waren die Ersten, die Tauben abrichteten, um
Nachrichten schneller weiterleiten zu können, als es der schnellste Botenreiter vermag. Wir haben ihnen dieses Geheimnis gestohlen und für unsere Zwecke benutzt.«
    »Welche Macht steckt dahinter?«, fragte Anno misstrauisch.
    »Byzanz!« Der Mönch schien nun nahe dran, zum ersten Mal die Geduld zu verlieren. »Wir werden einander wohl trauen müssen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Was glaubt ihr, wie ich von eurer Ankunft wissen konnte? Wie hätte ein Bote schneller in Konstantinopel sein können, als ihr es wart? Auch Rainald von Dassel weiß, wozu man Tauben nutzen kann. Er hat mir mit Brieftauben mehrere Nachrichten geschickt und eure Ankunft angekündigt.«
    Heinrich erinnerte sich, bei den Küchenzelten des Erzbischofs einen Verschlag mit Tauben gesehen zu haben. Er hatte damals gedacht, sie seien für die Tafel seines Herrn bestimmt gewesen. »Ich glaube dir. Wo liegt das Kloster, zu dem du uns führen willst?«
    »Weit im Westen. Ich habe euch zunächst auf diese Straße gebracht, weil man glauben sollte, wir würden wie alle Pilger nach

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