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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Jerusalem ziehen. Wir werden sie sobald wie möglich wieder verlassen. Es wird ein langer Weg zum Katharinenkloster. Es liegt verborgen in der Wüste Sinai im Schatten des Berges, auf dem Moses die Zehn Gebote empfangen hat.«
    »In der Wüste Sinai?« Anno wandte die Augen zum Himmel. »Mönch, weißt du denn nicht, was du da sagst? Das Volk Israel hat vierzig Jahre gebraucht, um diese Wüste zu durchqueren. Und ohne Gottes Hilfe wären sie verhungert und verdurstet!«
    Zenon lächelte. »Ich kenne die Wüste zwar nicht, aber
ich weiß von Mönchen meines Ordens, die das Kloster besucht haben, und keiner von ihnen hat vierzig Jahre gebraucht für diese Reise. Gott wollte das Volk Israel auf die Probe stellen. Lasst uns beten, dass er uns gnädiger gesonnen ist.«
     
    »Aila!« Der Ziegenhirte deutete auf die kleine Hafenstadt in der weiten Bucht.
    Lupo der Falkner nickte stumm. Endlich hatten sie die Wüste hinter sich gelassen! Noch nie zuvor war er durch ein solches Land geritten. Fast hätte es ihn umgebracht. Er stand auf einem hohen Pass der roten Berge und sah auf die kleine Stadt hinunter. »Aila«, murmelte er leise. Es klang wie ein Versprechen. Endlich gutes Wasser, vielleicht sogar einen Tropfen Wein, ein wenig Fleisch und frisches Gemüse.
    Weit unter sich konnte Lupo die vier Reiter sehen. Von hier oben mochten es noch vier Meilen bis zur Stadt sein. Die staubgeschwängerte Luft, das helle Licht, alles war hier anders als in seiner Heimat. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich in den letzten beiden Wochen verschätzte. Fast hätte ihn diese Jagd das Leben gekostet! Die meisten Brunnen und Wasserlöcher in der Wüste waren ausgetrocknet gewesen. Wenn er die Hirten nicht gefunden hätte, wäre er verloren gewesen.
    Nein, er sollte keine düsteren Gedanken hegen. Er lebte! Gott hatte über ihn gewacht! Gedankenverloren strich Lupo über das kleine Kästchen, in dem er die welken Reste jener Rose verwahrte, die er vor so langer Zeit auf seinem Hof in Crema geschnitten hatte. In der Wüste hatte er oft an seine Frau Julia und seinen Sohn Amizio gedacht.
Manchmal hatte er sogar das Gefühl gehabt, sie seien gar nicht tot, sondern ganz in der Nähe. Ob es an dem Land lag? Das Heilige Land … Hier waren die Propheten geboren worden. Hier hatten Jesus und seine Jünger gelebt. Oder war es doch nur die mörderische Hitze gewesen, die seine Sinne verwirrte und ihm Dinge vorgaukelte, die nicht sein konnten? Man fand zu viel Zeit in der Einsamkeit, um nachzudenken.
    War Aila das Ziel der Reise? Ein winziger Hafen an einem fremden Meer? Was, zum Teufel, suchten die drei Ritter und der byzantinische Mönch hier? An Bord des Schiffes hatten sie nur über belanglose Dinge gesprochen. Angeblich wollten sie auf Pilgerreise nach Jerusalem! Fast hätte er es ihnen geglaubt, als sie von Escalon aus den Weg zur Heiligen Stadt einschlugen. Doch dann hatte er ihre Spuren in den Bergen entdeckt. Sie hatten sich Mühe gegeben, die Fährte zu verwischen, aber sie waren nicht sorgfältig genug gewesen!
    Es schien Streit in der kleinen Gruppe zu geben. Einer schlief immer ein wenig abseits der anderen. Lupo vermutete, dass es der Mönch war, aber ganz sicher war er sich nicht. Zu gern hätte er gewusst, worüber sie in Streit geraten waren. Vielleicht war es nur wegen der Hitze … Sie allein reichte aus, um einen Mann um den Verstand zu bringen! Zuletzt war auch er kurz davor gewesen, wahnsinnig zu werden. Der Ziegenlederschlauch, in dem er das kostbare Wasser verwahrte, war rissig geworden. Lupo hatte sich das letzte Wasser mit seinem Pferd teilen müssen. Als die Ziegenhirten ihn entdeckt hatten, hatte er schon seinen Frieden mit Gott gemacht. Er hatte darauf gewartet, zur Hölle zu fahren. Er machte sich nichts vor, er war ein Mörder. Auch wenn er ein Mörder im Auftrag des Papstes war,
wurden seine Taten dadurch nicht heiliger. Auch war es nicht wirklich seine Treue zu einem zweifelhaften Heiligen Vater, die ihn Antrieb. Er suchte Rache für Crema. Als er erschöpft im Sand gelegen hatte und auf den Tod wartete, hatte er über sein Leben und seine Taten nachgedacht. Das Einzige, was er bereute, war, dass er Julia und Amizio nicht aus der Stadt gebracht hatte, als noch Zeit dazu gewesen war. Das Herz wollte ihm zerspringen, wann immer er an seine stolze Zuversicht dachte. Er hatte ihr Leben den Mauern der Stadt anvertraut, statt es in seine eigenen Hände zu nehmen. Die Wüste hatte all seine Tränen in ihm verdorren

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