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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schlaftrunken. Dann riss sie die Augen weit auf. »Liebestränke! Bei allen Heiligen, wovon sprichst du da, Kind? Sehe ich vielleicht aus wie eine Hexe? Und warum hast du den Vorhang wieder zurückgezogen?« Sie beugte sich an ihr vorbei und blickte aus dem Kutschfenster. »Ach, es geht um den Herrn Ritter dort drüben … Vergiss das, Kind!! Solange ich lebe, wirst du auf so schändliche Weise keinem Mannsbild den Kopf verdrehen!«
     
    Ein Schatten fiel neben Heinrich auf das spiegelnde Wasser der Pferdetränke.
    »Man sagt, dein Herz gehört denen, die unter dem Zeichen des Kreuzes kämpfen.«
    Überrascht drehte sich der Ritter um. Anno hatte neben ihm angehalten. Er war vom Staub der Landstraße bedeckt, und seine Wangen glänzten rot und verbrannt in der Mittagssonne.
    »Mein Herz gehört dem Ideal der neuen Ritterschaft. Doch warum fragt Ihr, Herr von Sennberg?«
    »Müsstest du dann nicht in Outremer das Schwert führen?«
    »Meine Familie hat vom Fürsterzbischof ihr Lehen empfangen und ihm Treue gelobt. Man hat mich ausgewählt, den Eid zu halten und an der Seite unseres Fürsten in den Händeln des Kaisers zu fechten.« Heinrich wollte sich abwenden.
Es ging niemanden etwas an, dass er nur mit halbem Herzen in diesem Krieg zwischen Christen focht. Doch Anno packte ihn beim Arm und hielt ihn zurück.
    »Warum bist du hier, Heinrich? Ich weiß, dass du noch drei Brüder hast. Und ich kannte deine beiden Brüder Hermann und Konrad gut, die bei der Belagerung von Crema ihr Leben gelassen haben. Bist du hier, um sie zu rächen?«
    Heinrich sah sich um. Die anderen Reiter an der Tränke schienen sich nicht weiter für ihr Gespräch zu interessieren. »Ich bin hier, weil mein Vater mich für den entbehrlichsten Spross seiner Lenden hält. Es hat ihn tief getroffen, seinen Erben und Lieblingssohn zu verlieren. Deshalb hat er mich aus dem Kloster geholt, in das man mich gesteckt hatte. Seht mich an! Kein Teil meiner Ausrüstung ist neu. Das Zaumzeug meines Pferdes hat schon zusammen mit meinem Vater und dem Kaiser Konrad das Heilige Land gesehen, und den verbeulten Helm hier trug bereits mein Großvater, als Konrad noch gegen Lothar um sein Thronrecht kämpfte. Doch ich werde hier treu meine Pflicht erfüllen. Auch wenn ich nicht glaube, dass es dem Kaiser zusteht, nach seinem Gutdünken den Obersten Herrn der Christenheit auszuwählen, als sei der Papst nicht mehr als der Bischof irgendeiner Stadt. Wie der Patriarch von Jerusalem, die Großmeister der Ritterorden und die Könige von England und Frankreich stehe ich zu Papst Alexander und nicht zu Victor, der doch nur eine Marionette des Kaisers ist.«
    Nun sah auch Anno sich besorgt um. Noch schien keiner der anderen Ritter und Pferdeknechte auf sie aufmerksam geworden zu sein.
    »Habt Ihr Angst vor meiner Aufrichtigkeit?«, fragte Heinrich und hob dabei die Stimme.

    Anno schüttelte den Kopf. »Offenbar habe ich in dir den falschen Mann gesehen.«
    »Den falschen? Wofür?«
    »Ich sehe den Zwiestreit, in dem du stehst, Heinrich, und möchte ihn nicht verschärfen. Du bist hier aus Treue zu deiner Familie und nicht, weil dein Lehnsherr dich rief.«
    Heinrich sah abrupt auf. Wollte der Sennberger etwa seine Treue zum Lehnseid seiner Familie infrage stellen? »Ich diene dem Eid meines Vaters. Hier ist mein Schwertarm und nicht mein Herz gefragt.«
    »Sagtest du nicht, dass dein Vater dich schickte, weil er dich für entbehrlich hält? War das nicht auch der Grund, warum man dich ins Kloster steckte?«
    Der bärtige Ritter ließ die Zügel seiner Stute fahren. »Wenn Ihr glaubt, als Klosterschüler sei ich es nicht wert, unter Rittern zu reiten, bin ich gern bereit, hier und jetzt Zeugnis von meiner Schwertkunst abzulegen.«
    Anno hob abwehrend die Hände. »Ich bezweifle weder deinen Mut noch die Kraft deines Schwertarms. Im Gegenteil, du hast mich tief beeindruckt. Ohne zu zögern, bist du als Erster Rother gefolgt, obschon du glauben musstest, dass unser Kampf aussichtslos war.«
    Heinrich bückte sich nach den Zügeln der Stute und strich dem Tier beruhigend über den Hals. »Kommt zur Sache, Sennberger! Was wollt Ihr von mir?«
    »Der Erzbischof sucht einige Ritter, die sich durch außergewöhnlichen Mut auszeichnen. Er wäre auch bereit, unsere Treue auf besondere Art zu vergelten. Sein Wort dürfte genügen, deinen Vater zu überzeugen, dass du dazu berufen bist, im Kloster zu dienen oder dich den Mönchsrittern im Heiligen Land anzuschließen.«

    Heinrich

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