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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Heiligkeit, mit dem Kirchenbann belegt habt, wiegt so schwer wie eine Daunenfeder im Wind.«
    Der Papst nickte zustimmend. In Wahrheit jedoch wusste er, dass es keine Verhandlungen geben würde. Dieser Hund von einem Erzbischof wollte Mailand auf den Knien sehen. Und es ging ihm um mehr als nur darum, ein Exempel zu statuieren. Von Dassel war kein Mann, der sich allein von blinder Rachsucht treiben ließ. Alexander wusste, dass er
nicht einmal hier in Genua sicher war. Noch standen die Genuesen fest im Bündnis gegen den Kaiser, doch wenn Mailand tatsächlich fallen sollte, dann wären sie wahrscheinlich die Ersten, die sich reumütig auf die Seite des Siegers schlagen würden. Seine Tage hier in der Stadt waren gezählt. Er sollte nach Frankreich oder England flüchten. Zweifelnd sah er an sich herab. Klein und von zierlicher Gestalt war er. Kein Mann des Krieges! Aber auch kein Feigling! Und er war im Recht, wenn er den Titel des Papstes beanspruchte! Dieser Emporkömmling Victor, der sich gleichfalls Papst nannte, war nichts als eine Marionette des Kaisers. Doch Gott würde den Staufer dafür bestrafen, dass er sich anmaßte, den Papst als Ersten der Bischöfe zu bezeichnen und daraus das Recht abzuleiten, den Stuhl Petri wie jeden anderen Bischofssitz im Reich nach Gutdünken zu vergeben.
    »Euer Heiligkeit?« Obert trat näher an den Papst heran. »Was also ist Euer Rat?«
    Alexander seufzte leise. War es denn wirklich Gottes Wille, dass er Kriege lenken sollte? »Haltet euch hinter den Mauern verschanzt und seht zu, dass mindestens zwei der Wege nach Mailand offen bleiben. Die Teutschen sind zu wenige, um einen geschlossenen Belagerungsring um die Stadt zu legen. Haltet durch und vertraut darauf, dass der Kaiser seine Vasallen nicht unbegrenzt hier im Felde behalten kann. Am Ende wird er es sein, der euch einen Frieden anbieten muss.«
    Der Erzbischof nickte. Doch Alexander hatte den Eindruck, Obert tue dies allein aus Höflichkeit. Zu deutlich konnte man an seinem Gesicht ablesen, wie enttäuscht er war, mit nichts als Worten nach Mailand zurückzukehren.
Einen Moment lang überlegte Alexander, ob er ihm anvertrauen solle, dass er einen Spitzel unter jenen Männern hatte, die dem Erzbischof Rainald am nächsten standen. Doch sofort verwarf er den Gedanken wieder. Es wäre leichtfertig, einem Verzweifelten, der in eine belagerte Stadt zurückkehrte, sein kostbarstes Geheimnis anzuvertrauen.
     
    »Wir haben uns verstanden, Lupo? Fünf Silbermark für jeden Ritter, den du tötest, und fünfhundert Silbermark, wenn du es schaffst, diesen Teufel Rainald von Dassel zu töten. Das hier ist ein kleiner Vorschuss, um deine ersten Kosten zu begleichen.« Erzbischof Obert zog einen Lederbeutel aus den Falten seines Ornats und ließ ihn auf den Tisch fallen. Mit bedächtiger Geste schlug er ein Kreuzzeichen über der Hand des Mannes, der nach dem Beutel griff. »Für alles, was du gegen die Henkersknechte des Kaisers unternimmst, erteile ich dir schon jetzt Absolution.«
    Lupo der Falkner zog die rechte Augenbraue hoch. Er war ein drahtiger Mann in mittleren Jahren, mit kurzgeschorenem schwarzen Haar, das an den Schläfen bereits ergraut war. »Absolution? Die brauche ich nicht! Heißt es nicht in der Bibel Auge um Auge, Zahn um Zahn? Ich bin frei von Sünde, wenn ich diese Mörder zur Hölle schicke!«
    Der Erzbischof faltete bedächtig die Hände vor seinem mächtigen Bauch. »Du kommst aus Crema, nicht wahr, Lupo?«
    Der Falkner schob sich den Geldbeutel hinter den breiten Gürtel, dann nickte er knapp. »Ja, Euer Exzellenz, ich komme aus der toten Stadt …«
    Lupo starrte ihn auf eine Weise an, die Obert langsam unangenehm wurde. Der Erzbischof zupfte einige Falten seines
Gewandes glatt und sah zu Boden. »Natürlich bist du niemals in diesem Palazzo gewesen, und du hast auch kein Geld von mir oder den Konsuln der Stadt bekommen.«
    Ein Anflug eines Lächelns spielte um die schmalen Lippen des gedungenen Meuchlers. »Gewiss war ich nie hier. Nicht einmal in der Stadt. Es riecht doch schon auf Meilen um Mailand nach Tod und Verderben. Kein gescheiter Mensch käme in eine Stadt, die dem Tod geweiht ist, Euer Exzellenz.«
     
    Anno blickte sich nervös um. Die laute, völlig überfüllte Stadt beunruhigte ihn. Erst vor drei Tagen waren sie in Pavia eingetroffen, doch es kam ihm jetzt schon so vor, als sei er eine Ewigkeit im Schatten der schlanken Türme der Stadt gefangen. Hier war Friedrich vor sechs Jahren gekrönt

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