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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Im Kerzenlicht
deutlich zu erkennen, standen die Stiefel des Söldners auf dem Steinboden.
    Ahnungsvoll wandte Heinrich sich um, als Ludwig ihm einen groben Stoß versetzte. »Dort …« Die Stimme des Ritters erstarb in einem Stöhnen. Ein Armbrustbolzen ragte aus seiner Brust. Hinter dem Dionysiusaltar stehend, entdeckte Heinrich den Lombarden. Voller Zorn stürmte er nach vorn, als Ricardo eine zweite Armbrust vom Altarstein hob und auf ihn anlegte. Ein dumpfer Schlag traf den schwarzen Mönch in die Brust. Heinrich taumelte zurück. Er war eine Handbreit über dem Herzen getroffen. Der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden, und doch versuchte er, seine Klingenfaust zu heben.
    Ludwig lag reglos am Boden. Unter ihm breitete sich eine dunkle Blutlache aus. Ricardo war hinter dem Altar wieder in Deckung gegangen.
    Heinrich blickte zum Seitenportal. Es war nur wenige Schritte entfernt. Er könnte entkommen, bevor Ricardo seine Armbrust neu gespannt hätte.
    Entschlossen hastete er zum Hochaltar zurück. Niemals würde er Clara im Stich lassen!
    Das Mädchen kauerte noch immer hinter den Särgen. »Zum Chor hinauf!«, keuchte er atemlos. Die Wunde in seiner Brust pochte im gleichen Rhythmus wie sein Herz. Gehetzt sah er sich um. Seitlich gab es eine Tür. Dahinter lag eine Treppe, die zum Chor hinaufführte. Wenn sie eine verriegelte Tür zwischen sich und den Söldner bringen konnten, würden sie Ricardo vielleicht entkommen.
    Mit dumpfem Krachen schlug unmittelbar neben ihm ein Armbrustbolzen in einen der Särge. Geduckt stürmten sie zur Tür hinüber. Ricardo stand im Mittelgang. Er hatte die
Sehne der Armbrust in einen Haken an seinem Gürtel gelegt und stemmte sich in den Fußbügel, um die Waffe neu zu spannen. Ausgerechnet eine Armbrust. Die Waffe war als deo odibilem, von Gott gehasst, von den Kirchenfürsten mit dem Bannfluch belegt worden. Sie zu verwenden, um ihn im Dom zu ermorden, entsprach ganz der Art des zynischen Söldners!
    Sie erreichten die Tür und warfen sie hinter sich zu. Hier, abseits der Kerzenlichter der Altäre, war es dunkel. Zitternd glitten Heinrichs Finger über das Holz. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Ricardo sie erreichte. Und es gab keinen Sperrriegel!
    »Lauf die Treppe hinauf, Clara!«
    »Und Ihr?«
    »Ich komme nach. Bitte, geh jetzt!« Er hörte, wie sich hinter ihm Schritte entfernten. Blind tastete er durch den engen Raum. Doch er fand nichts! Kein Möbelstück, keinen Balken, nichts, was helfen würde, die Tür zu versperren. Weiter oben gab es zwei Türen, die zu den seitlich gelegenen Glockentürmen führten. Vielleicht fanden sie dort eine Zuflucht?
    Am Chor holte Heinrich das Mädchen ein. Sie hatte den Rock hochgeschlagen und in den Gürtel gesteckt, um eilig die Treppe hinaufsteigen zu können.
    »Wer seid Ihr, Herr? Warum riskiert Ihr Euer Leben für mich?«
    »Hör zu!«, sagte er keuchend. »Wir fliehen jetzt an einen Ort, von dem aus wir Hilfe rufen können. Wir werden dem Meuchler entkommen!«
    Sie wählten den linken Turm, der näher am Aufgang zum Chor lag. Auch hier ließ sich die Tür nicht verriegeln.
Durch den offenen Glockenstuhl fiel blasses Mondlicht in den Turm. Es war gerade hell genug, die steile Wendeltreppe zu erahnen, die sich an der Turmwand in die Höhe schraubte. Zur Mitte hin offen und ohne ein Geländer, zog sie sich um einen Schacht, der sich nach unten hin in der Finsternis verlor. Vier Seile hingen in der Dunkelheit vor ihnen und bewegten sich sanft, wenn sich der Wind raunend im Gebälk des Glockenstuhls fing.
    Vorsichtig tastete Heinrich nach der Wunde in seiner Brust. Sie blutete nicht mehr so stark, doch konnte er seinen linken Arm kaum bewegen. Er würde sich nicht gegen Ricardo wehren können!
    Stumm stieg er hinter Clara die Treppen hinauf. Seine Kräfte ließen nach. Die Glocken würden das Mädchen retten, wenn sie lange genug hier oben aushielten. Heinrich blickte zurück, wartete auf den Schatten, der ihnen unweigerlich folgen würde.
    Schließlich endete die Treppe auf einer hölzernen Plattform. Auch hier war in der Mitte eine weite Öffnung für die Seile der Glocken ausgespart, und wiederum gab es kein Geländer, nur nach außen hin war der Glockenstuhl mit einigen quer gesetzten Balken abgesichert.
    Müde lehnte sich Heinrich an einen der Balken. »Beginn zu läuten«, sagte er erschöpft. »Zieh an den Seilen, so stark du kannst. Das Sturmgeläut wird die Bürger aus dem Schlaf schrecken und selbst dem Kaiser die

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