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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ruhe rauben. Man wird denken, dass ein großes Feuer ausgebrochen ist. Nicht lange, und man wird uns hier oben auf dem Turm finden. Vielleicht können wir Ricardo so auch ohne eine Waffe in die Flucht schlagen.«
    »Aber ist unser Schicksal nicht ohnehin besiegelt? Wenn
wir dem Erzbischof in die Hände fallen, wird er uns dann nicht richten lassen?«
    »Offen kann er gegen uns nicht vorgehen. Er weiß, dass ich ein Geheimnis kenne, mit dem ich ihm großen Schaden zufügen kann. Wir werden es schaffen, vertraue mir, Clara.«
    Sie nickte ernst. Seine Worte schienen ihr neue Hoffnung zu geben. Mit beiden Händen griff sie nach einem der Seile und zog, so kräftig sie konnte. Widerstrebend begann eine der Glocken über ihnen sanft zu schwingen. Nur langsam wurden ihre Bewegungen ausgreifender, und dann erwachte der Schlegel in ihrem Inneren. Als er zum ersten Mal gegen die Bronze schlug, war es kaum mehr als ein Tasten. Doch mit jedem Seilzug schwang die Glocke höher, und ihre schläfrige Stimme erscholl zu einem lauten Rufen. Mit der Wucht eines Hammers begann der Schlegel in seinem bronzenen Gefängnis zu wüten.
    Clara schien zur Gefangenen der Glocke zu werden. Noch immer klammerte sie sich tapfer an das Seil, doch die Wucht der schwingenden Bronzeglocke riss sie immer wieder von den Füßen.
    Unten, um den Dom, liefen die ersten besorgten Bürger zusammen. Überall in der Stadt leuchteten Kerzenlichter auf, und Fensterläden wurden aufgestoßen.
    Ein schmerzhafter Hauch strich Heinrich über die Wange und hinterließ eine blutige Spur. Erschrocken sah der Ritter zur Treppe hinab. Nur zwei Kehren unter ihnen stand Ricardo im Mondlicht. Er hatte die Armbrust zur Seite gelegt und zog sein Schwert.
    Breitbeinig postierte sich Heinrich in den Treppenaufgang. Er biss die Zähne zusammen und hob die Klingenhand.
Ein Schmerz schoss durch seine Brust, als sei er noch einmal von einem Armbrustbolzen getroffen worden.
    Als Ricardo angriff, konnte Heinrich kaum dessen Waffe sehen. Mit zwei Finten trieb der Söldner ihn vom Treppenabsatz zurück. Ein Stich in den Oberschenkel ließ Heinrich straucheln, als Clara sich mit einem Wutschrei auf den Lombarden stürzte. Doch Ricardo wich geschickt aus und versetzte ihr einen Hieb mit dem Schwertknauf ins Gesicht. Wie von einem Blitzschlag gefällt, sank das Mädchen zu Boden. Ihre Augen blickten starr in den Nachthimmel.
    Heinrich war es, als habe ihn der Hieb getroffen. In einem verzweifelten Aufbäumen riss er die Klingenhand hoch, um Ricardo die Dolche in den Leib zu rammen, doch der Söldner fing den Angriff mit Leichtigkeit ab. Ein Fußtritt warf Heinrich zu Boden. Mit einem Lächeln war der Lombarde über ihm und setzte ihm sein Schwert an die Kehle.
    »Hier trennen sich unsere Wege«, sagte er vollkommen ruhig. Sein Gesicht zeigte nicht die geringste Regung. Er holte mit dem Schwert aus. Den Schatten, der plötzlich hinter ihm aufragte, sah er nicht. Eine blasse Hand schloss sich um seinen Waffengurt, und noch bevor der Söldner herumfahren konnte, sprang der Schatten zurück.
    Für einen Herzschlag lang sah Heinrich Ludwigs Gesicht, erstarrt in einem müden Lächeln des Triumphs. Dann verschwanden er und Ricardo in der Finsternis und stürzten den Seilschacht hinab. Die große Glocke über Heinrichs Haupt begann erneut zu schwingen und ihren durchdringenden Ruf in die Nacht zu schicken.
    Mit letzter Kraft zog sich Heinrich zum Rand des Schachts. Im grauen Licht des Turmes sah er Ludwig und Ricardo einen stummen Kampf austragen. Der Söldner
klammerte sich an ein Glockenseil, und Ludwig hielt noch immer Ricardos Waffengurt umfasst. Eine Hand löste sich vom Gürtel. Ludwig schien zu stürzen, doch stattdessen gelang es ihm, nach dem Dolch am Waffengurt des Söldners zu greifen. Einen Herzschlag lang fing sich ein Abglanz des Mondlichts in der silbernen Klinge, dann verschwand sie. Ricardo stieß einen schrillen Schrei aus. Das auf und nieder gleitende Glockenseil riss sie hoch. Einen Moment konnte Heinrich den Griff des Dolchs erkennen, der aus dem Leib des Söldners ragte. Als das Seil zurücksank, löste sich Ricardos Griff, und die beiden stürzten, noch immer einander umklammernd, in die Tiefe.
    Heinrich hörte noch einen dunklen, lauten Glockenton, dann schloss er die Augen und kauerte sich vor Schmerz zusammen. Er öffnete seine Augen erst wieder, als sich ein fremdes Gesicht über ihn beugte. Langsam hob er die Hand mit dem Siegelring. »Ich bin … ein Vertrauter des

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