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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Mittagsstunde bereits verstrichen. Ohne das Pferd zu zügeln, preschte er zwischen die Zelte bis zum Platz in der Mitte des Heerlagers, wo die Feldzeichen der Reichsfürsten standen. Neben den Bannern der beiden Staufer wehte auch die Fahne des Herzogs Theobald; er war der Bruder des Königs von Böhmen.
    Noch bevor Ludwig aus dem Sattel war, fand er sich von Wachen umringt, und es verstrich noch einmal kostbare Zeit, bis er endlich vor den Herrscher vorgelassen wurde. Die Fürsten hatten sich in dem großen, blau und weiß gestreiften Zelt Konrads versammelt. Es war das erste Mal, dass Ludwig dem Kaiser so nahe kam. Barbarossa war nicht so groß, wie er erwartet hatte; von mittlerer Statur und ein wenig gedrungen, unterschied er sich kaum von den übrigen Fürsten im Zelt. Er hatte sorgfältig frisiertes blondes Haar und einen kurzgeschorenen, rötlich schimmernden Bart. Seine Lippen waren schmal, kaum mehr als ein Strich, der fast im Bart verschwand.
    »Nun, Herr Ritter, sieben Fürsten haben ihre Beratung unterbrochen, um Euch zu empfangen. Wäret Ihr jetzt so gütig, uns mitzuteilen, welchen Grund Euer Eindringen hat.« Die Stimme des Kaiser hatte eher einen spöttischen Unterton, als dass sie drohend klang.

    Ludwig deutete eine Verneigung an. »Edler Kaiser, der Fürsterzbischof Rainald von Dassel schickt mich. Er ist in großer Not und bittet um Eure Hilfe. Vor Mailand ist er in einen Hinterhalt der Lombarden geraten, als er versucht hat, einen Wagenzug mit Lebensmitteln abzufangen. Er hat sich in das Kloster Bagnole zurückgezogen und versucht …«
    »Bagnole!« Konrad, der Bruder des Kaisers, kam um den Tisch herum. »Was treibt der Erzbischof dort? Das Kloster gehört nicht mehr zu dem Gebiet, das er mit seinen Rittern überwachen soll! Dort die Straßen zu sichern ist Sache des Herzogs Theobald.«
    »Der sich in Sicherheit in diesem Zelt befindet, während im selben Augenblick Cölner Ritter auf einer der Straßen verbluten, die er bewachen soll!«, entgegnete Ludwig eisig.
    »Kerl, du vergisst wohl, mit wem du sprichst!« Pfalzgraf Konrad trat drohend auf ihn zu. Seine Hand lag auf dem Schwertgriff.
    »Lass ihn, Bruder. Ruf lieber deine Ritter zusammen. Wir müssen von Dassel zu Hilfe eilen.«
    »Nicht, bevor dieser Bote noch ein wenig geredet hat! Ich kenne den Kerl! In meinen Augen ist er mehr Strauchdieb als Ritter. Was ist mit dem Wagenzug? Habt ihr ihn aufgehalten?«
    »Wollen wir reden, bis der Erzbischof und seine Mannen tot sind?« Ludwig konnte seinen Zorn kaum noch im Zaume halten.
    »Antworte mir gefälligst!« Konrad stand nun so dicht vor ihm, dass Ludwig den warmen Atem des Fürsten auf dem Gesicht spürte..
    »Nein … Es gab keinen Wagenzug. Wir haben einen Reitertrupp aufgebracht, zu dem auch ein paar Edle aus der
Stadt gehörten. Doch kaum, dass wir sie gefangen hatten, wurden wir selbst überfallen.«
    »Von Dassel, diese Schlange!« Konrad hob wütend die Fäuste, als wolle er jeden Moment zuschlagen. »Wenn ich ihn in die Finger bekomme, werde ich ihm den Kopf vor die Füße legen!«
    »Was geht hier vor?« Der Kaiser packte seinen Bruder beim Arm und zog ihn zurück.
    Ludwig wich ebenfalls zurück. Er musste sich beherrschen, um seine Hand nicht zum Schwert zu führen. Dieser verfluchte Pfalzgraf! Jeder Satz, der hier gesprochen wurde, mochte einen Cölner Ritter das Leben kosten.
    »Von Dassel hat meinen Namen entehrt. Ich werde meinen Wappenschild mit seinem Blut waschen!«
    Friedrich schüttelte seinen Bruder wie ein störrisches Kind. »Bist du von Sinnen, einen Kirchenmann mit solchen Flüchen zu bedenken?«
    »Ich spucke auf diesen Kirchenmann! Du hast einen Wolf zu deinem Erzkanzler gemacht. Einen Wagenzug bei Bagnole abfangen! Lächerlich! Der Kerl hat alles gewusst und mein Ehrenwort für seine Schurkereien missbraucht!«
    »Was hat er gewusst?« Auch der Kaiser verlor langsam die Geduld.
    »Wir hatten für diesen Mittag die Konsuln von Mailand in mein Lager eingeladen, um mit ihnen über einen Frieden zu verhandeln. Sie waren an mich und den Herzog Theobald herangetreten. Das ist der Grund, warum wir dich gebeten haben, mich heute in meinem Lager aufzusuchen. Theobald und ich wollten, dass ihr direkt miteinander reden könnt, ohne dass diese Schlange von Dassel dabei ihr Gift verspritzt. Die Mailänder wollten 10 000 Silbermark,
300 Geiseln und einen jährlichen Tribut für Frieden bieten! Dieser Krieg hätte in einer Woche beendet sein können, und wir alle wären noch,

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