Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Sporen in die Flanken.
    »Komm zurück, du sturer Ochse«, brüllte hinter ihm Anno. Der Rest seiner Worte ging im Kampfgeschrei unter. Heinrichs Stute warf den Kopf in den Nacken und bäumte
sich auf. Ein schwarz gefiederter Pfeil steckte in ihrem Hals. Der Ritter stürzte aus dem Sattel und schaffte es gerade noch, sich zur Seite zu rollen, bevor seine Stute zusammenbrach. Blutiger Schaum schoss aus ihren Nüstern und sprühte über Heinrichs Waffenrock.
    Fluchend stemmte sich der Ritter auf die Knie. Sein rechtes Bein war taub vom Sturz und wollte ihn nicht mehr tragen. Am Waldrand erschien hinter den Bogenschützen ein Trupp Speerträger. Der Mann mit dem blauen Umhang rief den Männern etwas zu und deutete dann in Heinrichs Richtung.
    »Kommt nur her«, fluchte der Ritter. Er versuchte, sich auf sein Schwert zu stützen, aber statt ihn zu tragen, bohrte sich die Spitze der Waffe in den weichen Boden. Er war verloren!
    Hufschlag, begleitet vom Zischen von Pfeilen dröhnte in seinen Ohren. Anno zügelte grob sein Pferd neben ihm. Er beugte sich im Sattel vor und steckte ihm die Hand entgegen. »Beeil dich!«, rief er ihm heiser zu.
    Heinrich schlug die Hand aus, griff nach dem Waffengurt des Sennbergers und zog sich hinter ihm in den Sattel. Anno wehrte mit dem Schild den Angriff eines Speerträgers ab und zog seinen Hengst um den Zügel. »Wenn ich das nächste Mal den Befehl zum Rückzug gebe, dann kommst auch du mit«, keuchte der Sennberger und trieb sein Pferd an. Wie ein Schwarm wütender Bienen schwirrten Pfeile um sie herum. Aus Richtung Mailand preschte eine breite Front Reiter heran. Die vorderste Reihe war noch etwa dreihundert Schritt hinter ihnen und holte auf.
    »Die Geschichte mit dem Wagenzug war eine gottverdammte Falle«, keuchte Anno.

    »Zusammen werden wir es nicht schaffen!«
    »Mach jetzt keinen Unsinn, von Friesheim!« Anno griff nach hinten und umklammerte Heinrichs Gürtel. »Ich habe nicht meine Haut riskiert, damit du mir jetzt wieder vom Pferd springst. Außerdem sorgst du Nichtsnutz dafür, dass ich keinen Pfeil in den Rücken bekomme!«
    Sie hatten fast die Wegbiegung erreicht, doch die Mailänder waren um mindestens hundert Schritt näher gekommen. Schon konnte Heinrich die Wappen auf den Schilden der einzelnen Ritter erkennen.
     
    Ludwig hatte keine langen Reden halten müssen, um dem Fürsterzbischof klarzumachen, dass sie in der Falle saßen. Von Dassel winkte dem Anführer der Fußsoldaten und gab ihm den Befehl, sich mit den Gefangenen auf den Klosterhügel zurückzuziehen. Dann richtete sich der Kirchenfürst hoch im Sattel auf. Er trug ein frisch poliertes Kettenhemd, das silbern in der Sonne funkelte, und darüber einen weißen Waffenrock. Auf seinem weißen Schild waren elf schwarze Flammen zu sehen, ein Symbol für die elftausend Jungfrauen, die einst vor den Toren Cölns lieber gestorben waren, als ihren Glauben zu verraten. Auf seinem Kopf saß ein sonderbarer Helm, der gänzlich geschlossen war und ein wenig an einen unförmigen Topf mit schmalen Augenschlitzen erinnerte. Dort, wo sich unter dem Metall Mund und Nase befinden mussten, waren etliche kreuzförmige Öffnungen durch den Stahl getrieben. Das Merkwürdigste an dem Helm war allerdings der Schmuck, der ihn krönte. Die Helmzier war einer flammend roten, goldbestickten Bischofsmitra nachempfunden.
    Rainald von Dassel blieb völlig ruhig. Ludwig kam
nicht umhin, seinen Lehnsherrn für diese Gelassenheit zu bewundern. Der Erzbischof war mit jedem Zoll ein Krieger.
    »Die Mailänder glauben, sie hätten uns wie Mäuse in der Falle.« Die Stimme des Fürsterzbischofs klang seltsam blechern durch den Helm. »Zeigen wir ihnen, wie wenig Cölner Ritter mit Mäusen gemeinsam haben!« Er senkte die Spitze seiner Lanze und gab seinem Pferd die Sporen, so dass es einen weiten Satz nach vorn machte.
    Mit donnerndem Hurra folgten ihm die Ritter. Genau in diesem Augenblick erschien ein Pferd, das zwei Reiter trug, hinter dem Waldrand. Ludwig glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Es waren Heinrich und Anno. Die Mailänder hatten sie schon fast eingeholt.
    Wie eine Woge aus schimmerndem Stahl umschloss die Front der Cölner Ritter die beiden Flüchtlinge. Ludwig versuchte, sein Pferd zu den beiden hinüberzudrängen, die von der Wucht des Angriffs einfach mitgerissen und erneut gegen die Linien der Mailänder gedrängt wurden. Einen Herzschlag lang sah es aus, als würde ihr Pferd stürzen, doch dann hatte Anno das Tier

Weitere Kostenlose Bücher