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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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werden sie uns einfach niedermachen!« Er stieß ein grobes, mutwilliges Lachen aus. »Sieht aus, als hätten sie ganz schön Schiss vor uns, dass sie nun auch noch ihre Reiter holen. Schicken wir sie alle zum Teufel! Wir …« Seine trockene Kehle ließ ihn husten.
    Der Narbengesichtige knuffte ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. »Du bist richtig, Söhnchen. Dachte, du wärst so ein verdammter Grafensohn, der alles in den Arsch geschoben kriegt. Aber du bist einer von uns.«
    Rother bückte sich, damit die Männer nicht sahen, wie er rot wurde. Er hob einen Stein vom Boden auf. Ein kleiner, runder Kiesel, wie man ihn an Flüssen fand. Zweifelnd
schob er ihn in den Mund. Heinrich hatte ihm einmal erzählt, dass so ein Stein im Mund gegen den Durst helfen sollte. Rother drückte ihn mit der Zunge gegen den Gaumen und bewegte ihn hin und her. Nichts geschah. Vielleicht musste man ihn ja eine Weile im Mund behalten.
    Weit hinter dem Hügel erklangen Hörner. Wahrscheinlich noch weitere Verstärkungen aus Mailand. Rother wünschte sich, er könne etwas tun. Er sollte den Männern Mut machen! Aber ihm fielen keine feurigen Worte mehr ein. Angespannt kauerte er hier hinter seinem Schild und hoffte darauf, dass bald alles vorbei wäre. Manchmal spürte er, wie ihn einer der Speerträger verstohlen anstarrte, so als erwarte er ein Wunder von ihm. Er würde sein Leben geben, wenn er dafür die Männer retten könnte.
    Ein Lombarde mit einem Helmschmuck aus schwarzem Rosshaar brüllte einen Befehl. Die Mailänder setzten sich in Bewegung. Mit lauten Hurrarufen stürmten sie aus dem Hohlweg hervor. Gleichzeitig verstärkte sich der Beschuss der Bogenschützen. Ein Pfeil bohrte sich mit dumpfem Schlag durch Rothers Schild.
    Diesmal stoppte der Angriff nicht vor den Speerspitzen der Cölner. Links von Rother waren zwei Männer, von Pfeilen getroffen, zusammengebrochen, und die Lombarden nutzten sofort die Gelegenheit, in die schmale Lücke zu stoßen. Rother spuckte den Stein aus und warf sich in die Bresche, doch durch die Masse der nachrückenden Angreifer wurde er sofort zurückgedrängt. Zwei Mailänder versuchten, mit ihren Speeren unter seinem Schildrand hinweg zu stechen. Mit einem wuchtigen Schwerthieb zersplitterte er den Schaft eines Speers. Einen Augenblick lang geriet er durch den Hieb aus der Balance. Ein Stoß gegen den Schild
ließ ihn straucheln. Im Reflex riss er die Arme nach hinten, um seinen Sturz abzufangen. Vergebens! Er landete halb auf seinem Schild.
    Sofort setzte der Lombarde nach. Es war ein junger Ritter. Seine Augen funkelten, und er lächelte, als er seinen Speer hob, um ihn Rother durch die Brust zu stoßen. Doch das Lächeln verzog sich zu erschrockenem Staunen, als stattdessen ihn ein Speer in die Rippen traf.
    Der Narbengesichtige reichte Rother die Hand und zog ihn auf die Beine.
    »Wer stürzt, den holen die Raben, Junge. Bleib auf den Beinen. Wir brauchen dich.«
    »Danke!«
    Sein Retter grunzte etwas, das Rother nicht verstand, dann setzte er dem Mailänder einen Fuß auf die Brust und befreite seinen Speer aus der tödlichen Wunde.
    Die Formation der Cölner hatte sich inzwischen aufgelöst, und die Schlacht war in Dutzende blutige Einzelkämpfe zersplittert. Aus dem Kloster drängte der Erzbischof an der Spitze seiner Reiter hervor, um das Fußvolk der Mailänder durch eine letzte, verzweifelte Attacke noch einmal zurückzuwerfen. Im Hohlweg sammelten sich indessen bereits die gepanzerten Reiter der Feinde. Die Schlacht war verloren! Gegen diese Übermacht zu bestehen war unmöglich.
    Rother fühlte sich seltsam unbeteiligt. Wie ein Schlafwandler stolperte er von Kampf zu Kampf. Nun erwies sich der Wert der langen Stunden der Waffenübungen mit Heinrich. Ohne nachzudenken, parierte Rother die Angriffe und schlug zu, wo sich die Gelegenheit bot.
    Ein mörderischer Axthieb spaltete Rothers Schild fast bis zum Buckel. Mit einer Drehung entwand er dem Angreifer
die verkeilte Waffe und zog ihm mit einem von unten geführten Hieb die Klinge über den Hals. Achtlos ließ Rother den unbrauchbaren Schild fallen. Sein Arm war noch ganz taub von dem wuchtigen Axttreffer.
    Ein Lombarde mit blutbespritztem Gesicht sprang entsetzt vor ihm zurück. Mehrere Herzschläge lang stand Rother allein inmitten des mörderischen Kampfgetümmels. Etwas schien verändert … Ihm war schwindelig. Wieder tanzten Rother grelle Lichtpunkte vor den Augen.
    Immer mehr Reiter quollen durch den engen Hohlweg. Doch nun

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