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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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würde er tun.
    Was werden wir tun.
    Margery weckte Martin um zweiundzwanzig Uhr. Seine Sinne schienen besonders geschärft zu sein, aber er versuchte nicht, sich zu bewegen. Er konnte den scharfen, käsigen Geruch des Nano riechen; den hatte er früher nie beachtet. Er verspürte quälenden Hunger, obwohl er gut gegessen hatte. Sie würden noch viele Stunden lang nichts zu essen bekommen. »Alles in Ordnung, Dr. Burke«, sagte Margery. »Wir schließen Ihr Kabel jetzt an.«
    »Gut.«
    Karl und David verlegten die dünnen, leichten Glasfaserkabel in dem Raum und um die Trennwand herum, die ihnen den Blick auf Goldsmith versperrte. Karl spannte die Kabel in Führungen, die an den Liegen angebracht waren. »Nicht bewegen«, sagte Karl leichthin und beugte sich nah zu Martins Hals hinunter. Martin spürte den Connector kalt und weich an seiner Haut. David und Margery beobachteten die Anzeige auf dem Kabelmonitor, stellten fest, daß die Verbindung optimal war, und gingen zu Carol hinüber.
    Nur noch ein paar Minuten, dann ging es wieder in die Landschaft. Anabasis. Zuerst einfach immer tiefer hinein, dann eine Schleife, Burke und Neuman in Goldsmith wie Tramper, die sich darauf vorbereiten, ein neues Land zu bereisen. Nicht einmal Goldsmith hatte diesen Teil von sich selbst gesehen. Niemand bekam diesen Teil von sich selbst direkt zu sehen.
    »Sie müßten gleich ein optisches neurales Muster von Goldsmith bekommen«, sagte Margery hinter der Trennwand.
    »Carol«, sagte Martin.
    »Ja? Hallo.«
    »Ich bin froh, daß du dabei bist.«
    »Ich weiß. Ich bin froh, daß ich hier bin.«
    »Genug geschwatzt«, sagte David freundlich. »Was sehen Sie, Carol, Martin?«
    Martin schloß die Augen. Am Rand seines Sichtfelds flimmerte eine düstere Helligkeit, gesäumt von flirrendem Grün. Das flirrende Grün erblühte zu einer unendlichen Rückwärtsbewegung wirbelnder Fraktale, geistige geometrische Strukturen, die allen Gehirnforschern vertraut waren: optische Interferenzmuster, die von den Fahneneffekten der Signale vom Hinterhauptslappen herrührten.
    Martin hatte solche Muster zum erstenmal als Kind gesehen, wenn er nachts die Knöchel auf seine Lider gepreßt und damit Druck auf den Sehnerv ausgeübt hatte.
    Das waren seine eigenen Muster, nicht die von Goldsmith.
    »Nichts als Fahneneffekte«, sagte Carol.
    »Dito«, stimmte ihr Martin zu.
    »Wir suchen noch die richtige Abstimmung«, sagte Margery. »Ich hab hier ein Signal von der ersten Ebene. Ich geb’s jetzt rein.«
    Martin sah ein leuchtendes Mandala aus sich wild krümmenden Schlangen, die Schwänze an der Peripherie, die Nasen im Zentrum, Augen gelb Körper perlgrau, jede Schuppe fiebrig scharf. »Schlangen.«
    »Schlangen«, sagte Carol gleichzeitig.
    »Sieht wie ein limbisches ID-Signal aus«, sagte Martin. »Muß das von Goldsmith sein. Wir sind nah dran.«
    »Wir suchen weiter«, sagte Margery. »Wir isolieren eine neue Frequenz. Wie ist das?«
    Wolken. Ein endloser Zyklus von Wolken und Regen, wieder in einem Mandala, Stürme, die im Kreis um ein sich drehendes Rad aus Blitzen jagten. Die Blitze drohten sich in Schlangen zu verwandeln. Martin frohlockte. Sie waren auf der richtigen Spur; sie beobachteten die Schichten der limbischen Zeichen – Symbole, die zwischen den autonomen Systemen des Gehirns und den höheren personalen Systemen ausgetauscht wurden. »Wolken und Blitze. Die Blitze wollen wieder zur Schlangenschicht zurück.«
    »Dito«, sagte Carol.
    »Eine neue Frequenz«, sagte Margery. »Jetzt hab ich eine starke. Wie ist das?«
    Ein würfelförmiger Raum mit schmutzigen Ziegelwänden, feucht, tropfendes Wasser, Wasser auf dem Fußboden, Wasser, das wie etwas Lebendiges die Wände hochkroch. In der Mitte der Wasserfläche saß ein winziges, gelb- oder vielleicht goldhäutiges Kind, kahl bis auf einen Haarknoten, auf einer sonnenbeschienenen Wüsteninsel und spielte Karten.
    »Meine Güte«, sagte Carol. »Das sieht mir aber nun wirklich personal aus.«
    Das Kind blickte auf und lächelte. Sein Antlitz war auf einmal von dem Gesicht eines graubärtigen, grimassierenden Schimpansen mit vorstehender Schnauze und braunen, unendlich ruhigen Tieraugen überlagert. Das war ein bedeutungsvolles Symbol, aber eindeutig personal und eindeutig von Goldsmith.
    »Wir scheinen in einem geschlossenen Raum zu sein. Mal sehen, ob er aufgeht.«
    Von ihrem Blickwinkel in der Nähe der tropfenden Ziegeldecke aus änderte das Wasser auf dem Boden seine Farbe. Es wurde zu

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