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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bräuchte eine Zuflucht. Ich fragte ihn, ob er schuldig sei. Das bejahte er. Er hat angenommen, daß ich ihn unter allen Umständen schützen würde.« Yardley schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich lud ihn ein, zu kommen.
    Direkt nach seinem Anruf erhielt ich erste Hinweise darauf, daß ich selbst von Ihrer Regierung in einer ganzen Reihe verschiedener Punkte angeklagt werden würde. Ich habe bis jetzt noch keine Zeit gehabt, Emanuel zu sehen, aber er ist hier.«
    »Wir würden gern Vorbereitungen für seine Auslieferung treffen«, sagte Mary. »Ich weiß, daß unsere Regierungen im Moment nicht zusammenarbeiten, aber wenn…«
    »Ein solches >Wenn< wird es wahrscheinlich für eine ganze Weile nicht geben, vielleicht sogar auf Jahre hinaus nicht«, sagte Yardley und musterte seinen leeren Teller mit langem, skeptischem Gesicht. »Sie wissen doch über die Raphkind-Kontroversen Bescheid, nicht wahr? Ist ja noch nicht so lange her.«
    Mary nickte.
    »Sie werden mir verzeihen, wenn ich die meiste Zeit rede. Ich scheine hier derjenige zu sein, der Informationen weiterzugeben hat, und wir haben nur eine Stunde oder so… Eine recht großzügig bemessene Zeit, wenn man bedenkt, daß ich es mit einer ausgewachsenen dominikanischen Rebellion in Santiago und Santo Domingo zu tun habe. Ich mache das nur, müssen Sie wissen, weil Emanuel Goldsmith für mich jemand Besonderes war.«
    Mary neigte den Kopf. Yardley legte die Arme auf den Tisch, beugte sich vor, hob die Hände und bildete mit Fingerspitzen und Daumen ein Viereck in der Luft. »Die Sache ist folgendermaßen. Ich habe eine ganze Reihe von Geschäften mit Präsident Raphkind gemacht, der wie ich der Meinung war, daß zur Gerechtigkeit mehr gehört als einfach nur eine Therapie für Kriminelle. Das Verbrechen ist keine Krankheit, die von Ärzten behandelt werden kann; man muß auf eine Art und Weise damit umgehen, die den Mann auf der Straße befriedigt, und der Mann auf der Straße will eine dem Vergehen angemessene Vergeltung.
    Raphkind stieß auf soviel Widerstand, daß er Ihren Obersten Gerichtshof – äh – umbesetzt hat. Ich glaube, man hat ihn des Mordes bezichtigt… Wahrscheinlich war er schuldig. Er hat geheime Absprachen mit Vigilantenorganisationen getroffen. Ich bin auch der Meinung, daß er ein alptraumhaftes Schlamassel angerichtet hat, und er war vielleicht der bösartigste und verwerflichste Führer in der Geschichte Ihres Landes, aber…«
    Mary hatte keine Mühe, darauf einzusteigen. »Er hatte nun mal das Sagen«, meinte sie mit einem sarkastischen Lächeln.
    Yardley betrachtete ihr Lächeln mit offenem Argwohn. »Nach den Enthüllungen hat ihn bestimmt nicht einmal die Polizei unterstützt.«
    »Nein. Offiziell nicht.«
    »Na schön. Ganz gleich, wer das Sagen hat, wenn die USA die Stimme erheben, zittern all unsere kleinen Nationen. Und um die Wahrheit zu sagen, Raphkinds ideales Rechtssystem war nicht allzu verschieden von unserem. Auf Verbrechen steht bei uns mehr als nur Therapie.«
    »Ihr benutzt Höllenkronen«, sagte Mary.
    »Ganz recht, das tun wir. Raphkinds Leute haben Importabsprachen für geheime Lieferungen mit uns getroffen. Eure Vigilanten haben eine Anzahl Höllenkronen aus unseren Reserven mit Rabatt bekommen. Raphkind wurde vom öffentlichen Aufschrei wegen des Richter-Friedman-Falls zum Selbstmord getrieben. Als alles herauskam, wählte er die Silberkugel von Christophe – Gift in seinem Fall – statt des Schinderkarrens. Er wäre therapiert worden, wenn man ihn verurteilt hätte, nehme ich an. Trotzdem, er zog den Tod der öffentlichen Entehrung vor.«
    »Sie exportieren die Höllenkronen immer noch«, sagte Mary.
    »Nicht direkt in die USA. Wir beliefern einen weltweiten Markt, und all unsere Kontakte sind legitim. Raphkind war die einzige Ausnahme, und was hätte ich machen können? Er hätte Hispaniola ernsten Schaden zufügen können. Am Anfang seiner zweiten Amtszeit – nachdem er die Operationen in Bolivien und Argentinien erfolgreich beendet hatte – brauchte er die Dienste unserer Soldaten nicht mehr. Er schwamm auf einer Welle ungeheurer Popularität. Ich sah keine andere Alternative, als ihm die Höllenkronen zu liefern.«
    Mary hörte gelassen zu.
    »Wie dem auch sei, auf Hispaniola sind Höllenkronen legal. Ihr angemessener Einsatz ist meiner Meinung nach gerecht. Die Gesetze sind sehr strikt und werden hart angewandt. Ein Geständnis genügt vor Gericht für eine Verurteilung.«
    »Die Selektoren führen keine

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