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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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betrifft, falls Sie nichts dagegen haben, darüber zu sprechen, bevor das Frühstück serviert wird…« Er runzelte beinahe komisch die Stirn und hob die Hände in die Luft. »Bitte, seien Sie nicht so ernst. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß diese Leute Ihnen nichts tun werden. Ich weiß, daß Sie ein paar Demütigungen einstecken mußten… Ich entschuldige mich dafür. Ich war mit anderen Dingen beschäftigt und hatte nicht die Zeit, mich selbst um jede Kleinigkeit zu kümmern. Was für den einen eine Kleinigkeit ist, kann für den anderen eine Katastrophe sein. Ich entschuldige mich noch einmal.«
    »Ich bin gegen meinen Willen festgehalten worden«, sagte Mary, ohne Yardley im Gegenzug für sein Geständnis auch nur ein kleines Stück entgegenzukommen.
    »Ja. Ein Tauziehen zwischen Ihrem State Department und Justice Department und meiner Regierung. Das wird bald geregelt sein. In der Zwischenzeit können Sie Ihre Nachforschungen abschließen. Sie bekommen praktisch eine Blankovollmacht mit so weitgehenden Befugnissen, wie ich sie Ihnen nur geben kann. Und keine weiteren Demütigungen.«
    »Kann ich mit meinen Vorgesetzten sprechen?«
    »Ihre Vorgesetzten und Ihre Regierung wissen, daß Sie nicht schlecht behandelt werden.«
    »Ich möchte so bald wie möglich mit ihnen sprechen.«
    »Einverstanden. So bald wie möglich«, sagte Yardley. »Sie haben gewaltigen Eindruck auf meine Leute gemacht. Jean-Claude und Roselle gehören zu meinen besten Leuten, und ihr Bericht über Sie ist äußerst schmeichelhaft. Henri ist im Moment zu nervös, um sehr objektiv zu sein. Seine Familie ist in Santiago. Santiago wird von Truppen der Opposition belagert. Hier und im größten Teil von Haiti sind wir sicher… Diese Dominikaner haben immer schon Komplexe gehabt.«
    »Man hat mir gesagt, daß Emanuel Goldsmith hier ist.« Mary hatte sich nicht von der Stelle gerührt, wo Soulavier sie stehengelassen hatte. »Ich würde ihn gern so bald wie möglich sehen.«
    »Die Sache ist ein bißchen komplizierter. Ich habe ihn selbst noch nicht gesehen. Das ist eine Geschichte, die ich Ihnen lieber nach dem Frühstück erzählen möchte. Bitte setzen Sie sich zu mir an den Tisch. Wie ich höre, sind Sie eine Transformierte… und zwar eine sehr attraktive. Ich weiß nicht recht, ob ich so eine Kunst gut finden soll, aber… wenn es denn sein muß, sind Sie offenbar ein Meisterwerk. Sind Sie mit Ihrem neuen Ich zufrieden?«
    »Ich bin schon eine ganze Weile so«, erwiderte Mary. »Es ist jetzt meine zweite Natur.« Oder sollte es sein. »Colonel Sir, Frühstück ist eigentlich nicht nötig… Ich würde lieber gleich…«
    »Für mich ist Frühstück unentbehrlich, und als absoluter Diktator über alles Land, so weit ich blicken kann – so sieht man mich doch in Ihrem Land –, habe ich doch wohl das Recht, etwas zu essen, bevor ich ins Kreuzverhör genommen werde.« Er setzte sein einnehmendstes Lächeln auf. »Bitte.«
    Sie würde nichts gewinnen, wenn sie seine Gastfreundschaft ausschlug. Er zog ihr einen Stuhl heraus, und sie nahm vor einem Stapel in Leder gebundener französischer Bücher Platz. Drei der kleinen Bediensteten kamen durch eine kleine Seitentür herein, schoben die Bücherstapel behutsam beiseite, bis an einem Ende des Tisches eine freie Fläche entstanden war, stellten zwei Gedecke hin – das Tafelsilber und das Geschirr trug die verschnörkelten Initialen S.B. – und brachten dann Obstschüsseln und abgedeckte Teller mit gegrilltem Fisch und Schinken, dampfendem Reis, mit Curry zubereiteten Shrimps und Räucherhering herein. Yardley machte sich mit einem vernehmlichen Seufzer über das Festmahl her.
    »Ich bin seit vier Uhr heute früh auf«, vertraute er ihr an. »Nur Kaffee und Fladenbrot.«
    Mary aß genug, um ihren Hunger zu stillen und auf distanzierte Weise höflich zu sein, sagte jedoch nichts. Das Essen war ausgezeichnet. Yardley war im Nu mit seinem großen Teller fertig, schob ihn beiseite, rückte seinen Stuhl nach hinten und sagte: »Und jetzt zum Geschäftlichen. Sind Sie wirklich davon überzeugt, daß Goldsmith die Verbrechen begangen hat, deren Sie ihn bezichtigen?«
    »Ein Großes Geschworenengericht war überzeugt genug, um ihn unter Anklage zu stellen.«
    »Aha. Er hat mich angerufen, verstehen Sie, um mir zu erklären, daß er kommen würde und daß er >in Schwulitäten sei<. Das ist Umgangssprache, nehme ich an. Er sagte, man würde ihn bald der Ermordung von acht Menschen anklagen. Er

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