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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bist nicht primär. Du kannst nur… nur eine Nebenpersönlichkeit oder eine böse Erinnerung sein.«
    »Ich beherrsche den Fluß«, erklärt ihm Sir und breitet die Arme aus, bis sich der Raum mit Schattengestalten füllt, die alle zerbrochene Keramikmasken tragen. »Ich beherrsche den Ozean.« Die Decke hängt voller dunkler Wolken. »Wie kann ich da nichts sein?«
    Madame Roach sagt leise: »Weil der Bürgermeister tot ist.«
     
    Margery kontrollierte die Anzeigen. Die Triplexsonde hatte weitere wilde Sprünge durch die verzeichneten Stellen gemacht, diesmal innerhalb von nur ein paar Sekunden. Noch während sie hinsah, wirbelte sie erneut davon. Sie runzelte die Stirn. Jetzt wußte sie, daß etwas nicht stimmte. Für diese Art von Aktivität gab es keinen Präzedenzfall.
    Sie überprüfte Burkes Stoffwechsel und seine Hirnchemie. Er zeigte extreme Emotionen. Neuman schien in einen Zustand des neutralen Schlafs eingetreten zu sein, und das kam völlig unerwartet.
    »Da stimmt was nicht!« rief sie.
    Erwin war zur anderen Seite des Hörsaals gegangen, um Goldsmith zu beobachten und seinen unruhigen neutralen Schlaf auszugleichen. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Burke und Neuman waren seit anderthalb Stunden in der Landschaft. »Ich kriege schlechte Werte rein.«
    Erwin kam um den Vorhang herum und bestätigte ihre Interpretation. »Na schön«, sagte er und holte tief Luft. »Wir unterbrechen die Verbindungen.«
    »Was ist mit der Latenz?« fragte Margery.
    »Das sieht ziemlich böse aus. Burke ist in Panik. Neuman ist vollständig weg vom Fenster. Ich glaube, wir haben keine große Wahl. Koppeln Sie sie ab.« Er ging um den Vorhang herum und blieb neben Goldsmith stehen. »Hier ist alles stabil. Wie wollen Sie’s machen – wollen Sie die Verbindung vor dem Interpreter oder an Goldsmiths Anschluß unterbrechen?«
    Margery biß sich auf den Finger und versuchte, die jeweiligen Konsequenzen zu beurteilen.
    »Mir wäre wesentlich wohler, wenn wir Karl und David reinschicken würden, damit sie rausfinden, was da los ist«, sagte Erwin.
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Margery. »Ich habe Burke noch nie in Panik erlebt, und es ist auch noch nie vorgekommen, daß ein Forscher während einer Sondierung in neutralen Schlaf gefallen ist… Ich würde unter solchen Umständen nicht in die Landschaft gehen wollen. Ich finde, wir sollten sie trennen. Und zwar bald. Oh Gott, oh Gott«, sagte Margery leise. Sie griff nach dem Connector an Burkes Hals. »Ich werde sie vor dem Interpreter trennen. Kommen Sie hier rüber. Ich will Neuman und Burke gemeinsam abtrennen.«
    Erwin kam wieder zu ihr und legte die Hand an Neumans Kabelanschluß. »Alles klar?«
    »Wir machen’s gleichzeitig«, sagte sie. »Ich zähle bis drei. Eins, zwei…«
     
    Eine massive, schlangenartige Peitsche traf Martin direkt in den Rücken, biß mit metallenen Fangzähnen hinein und riß ihn von dem dunklen Zimmer und dem Sarg fort. Seine Passage war furchtbar schmerzhaft; er bekam keine Luft und konnte nur eine Kaskade brennender Funken sehen.
    Dann stand er genauso plötzlich mitten auf der Straße einer Kleinstadt. Autos ohne automatisches Leitsystem aus der Zeit vor Zweitausendzehn kurvten langsam um ihn herum. Freundlich dreinschauende Fahrer sahen ihn gleichzeitig erwartungsvoll und gleichgültig an, als ob er eine Ampel wäre. Er rieb sich völlig desorientiert das Gesicht mit den Händen und ging dann über eine Fahrspur zum Betonbürgersteig hinüber, wobei er den langsamen Autos auswich.
    Warme Sonne, asphaltierte Straßen mit weißen Zebrastreifen, kleine ein- oder zweistöckige Häuser auf beiden Straßenseiten, Geschäfte im Familienbesitz. Er konnte keins der Schilder lesen – die Beschriftung war ein stilisiertes Kauderwelsch –, aber er kannte diesen Ort. Eine Kleinstadt irgendwo in Kalifornien. Seine Großeltern hatten in genau so einer Stadt gewohnt, nicht weit von Stockton entfernt.
    Er blieb vor einem Eisenwarengeschäft stehen. Auf der anderen Straßenseite war ein Laden für Staubsauger und Teppichreiniger. Sein Großvater hatte ein solches Geschäft gehabt – eine chemische Reinigung. In einem Sommer hatte Martin ihm geholfen, eine neue Ultraschallreinigungsmaschine zu bedienen.
    Goldsmiths Landschaft konnte unmöglich etwas derart Vertrautes enthalten. Wo befand er sich dann? Ihm war schwindlig. Er schaute sich nach einem Platz um, wo er sich hinsetzen konnte, und sah schwarze Nachbilder, die sich hinter den

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