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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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und üble, widerwärtig süße Gerüche stiegen auf. Sie wirbelte herum und kam stolpernd bei Carol und Martin an, fand ihr Gleichgewicht wieder, streckte blitzartig die Hand aus und packte sein Kinn. Sie sah ihn mit großen, farblosen Augen an und sagte, immer noch mit der Kinderstimme: »Wir schicken den König ins Land Unter Dem Meer, Sous Dleau. Dann tanzen wir.«
    »Was für ein König ist das?« fragte Martin.
    »Der König des Hügels. Der König der Straße.«
    »Dann nimm uns mit zu der Beerdigung«, bat Martin.
    »Sie findet überall statt. Jetzt. Das Pferd hat das Reden satt.« Sie stolperte davon, wobei sie weitere Regale umwarf, und stieß gegen das große Glas mit dem Kadaver. Das Glas wackelte auf seinem niedrigen Untergrund, kippte in eine Richtung, fiel herunter und zerbrach auf dem Fußboden.
    Der Geruch, der von der vergossenen Flüssigkeit und dem ausgestreckt daliegenden Kadaver aufstieg, war unglaublich widerwärtig. Martin und Carol wichen zurück und hielten sich dabei die Nase zu, was den üblen Gestank jedoch in keiner Weise blockierte.
    »Verzeihung«, sagte die Kinderstimme, als Madame Roach vor dem Schlamassel zurückwich. Sie erzitterte wieder heftig, legte sich die Hände um den Hals, warf den Kopf zurück und gab würgende Laute von sich.
    »Laß uns gehen«, schlug Carol vor. »Jetzt sofort.«
    Aber der Kadaver zuckte in den Glasscherben und der Flüssigkeit. Er stemmte sich langsam mit den Armen hoch, streckte ein runzliges Knie und einen Fuß vor und stand auf. Er trug zerlumpte, abgeschnittene Shorts und Sandalen. Madame Roach stöhnte und kreischte auf. Der Kadaver murmelte vor sich hin, brachte jedoch kein verständliches Wort heraus. Er schaute sich mit blinden Augen um und torkelte zu der Wand mit den Trommeln. Martin und Carol verdrückten sich rasch in einen anderen Gang, um ihn vorbeizulassen.
    Der Kadaver suchte sich eine kleinere Trommel aus und riß sie von der Wand, wobei die Drähte mit einem scharfen Ton sprangen. Er kniete sich auf den Boden und schlug mit toten Fingern wuchtig auf das Fell ein. Bei jedem Schlag rückten die Regale und die Wände des Ladens ein Stück nach innen, so daß sich Risse und klaffende Löcher auftaten. Durch die Risse und Löcher sah Martin eine rauchige Dunkelheit.
    »Laß uns gehen, bitte«, flehte Carol. Er konnte sie nicht spüren. Das einzige, was er spürte, war seine eigene Verwirrung. Er hatte keine Ahnung, wo sie in bezug zu Goldsmiths Landschaft eigentlich waren oder ob sie die Dinge wirklich noch halbwegs unter Kontrolle hatten.
    Ein Regal zerbrach in zwei Teile, und ihm rollten Hunderte winziger Glasgefäße vor die Füße. Die Deckel der Gefäße lösten sich, und Insekten krabbelten auf dem Fußboden herum, wobei sie mit leisen Kinderstimmen zirpten und sangen. Die Trommel dröhnte beharrlich unter den Fingern des Kadavers.
    Martin langte nach oben und griff nach dem Werkzeugkasten. Er kam intakt und anscheinend gebrauchsfertig herunter. Er zog an der Reißleine, und sie verwandelte sich in ein Messer, ein riesiges Bowiemesser mit blutverschmierter Klinge. Der Kadaver ließ die Trommel sinken und stöhnte, dann fiel er rücklings zu Boden.
    | Was hast du getan? fragte Carol.
    | Ich weiß es nicht!
    Am Hals des Kadavers wölbte sich eine faustgroße Blase mit frischem, rosenroten Blut. Die Oberfläche der Blase wirkte kristallin. Martin starrte auf das Geschwür, außerstande, etwas anderes zu sehen oder zu denken. Sein Blickwinkel sank auf die Höhe des Blutes
    | Martin…
    und er schwamm in das Geschwür hinein. Zu allen Seiten schimmerten bernsteinfarbene und rote Vorhänge. Der volle, saftige Kupfergeruch stieg ihm in die Nase. Er ertrank darin schluckte würgte atmete Blut. Der Werkzeugkasten hing oben links in seinem Sichtfeld und vertickte eine weitere lange Reise durch die Stellen im Gehirn, eine weitere Entfernung von der Landschaft.
    | Carol…
    Keiner von ihnen hatte die Dinge auch nur im geringsten unter Kontrolle. Wo immer Carol sein mochte, sie war auf sich allein gestellt, genau wie er.
    Der Blutnebel löste sich auf. Martin verspürte Wärme und ein scharfes Gefühl des Zusammentreffens, eine tiefe Intimität mit etwas Verwirrtem und Entsetztem, aber schrecklich Übelriechendem.
     
    Margery zog nervös die Nase kraus. Die Anzeigen auf den Geräten gefielen ihr nicht. Sie dachte erneut daran, Erwin zu rufen, ließ es dann aber bleiben. Für sie war noch nicht so viel Zeit vergangen, daß sie alarmiert

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