Königin der Engel
sich jemand Robert ansieht.«
»Müßte mir mindestens einen freien Tag einbringen«, sagte Sampson. Er schüttelte den Arm, wobei noch mehr Blut von seinen Fingerspitzen wegspritzte, und umklammerte ihn am Ellbogen. »Ach du Schande. Jetzt fängt’s an wehzutun.«
Mary stand vor den Aufzeichnungsgeräten, die die Berichte der Beamten über den Jiltz aufnahmen. Ein Rechtsberater des PD und ein amtlich zugelassener öffentlicher Zeuge standen hinter dem für das Vid verantwortlichen Beamten.
»Haben Sie bei dieser Aktion irgendwelche Verletzungen davongetragen oder verursacht?« fragte sie der PD-Berater.
»Davongetragen keine. Ich habe eine nicht identifizierte weibliche Verdächtige leicht verletzt, als sie zu fliehen versuchte und eine Waffe benutzte.«
»Was für eine Waffe?« fragte der Berater.
»Eine Flechettepistole.«
Der für die Beweismittel Zuständige, ein junger Hilfssergeant, nahm die Pistole in ihrer durchsichtigen Schutzhülle von einem Tablett auf einem PD-Arbeiter und ließ sie ins Scanfeld vom Sekundärrecorder des Berichtsvids baumeln. Beamte und Techniker trafen bereits Vorbereitungen zur Befestigung von Deckenschienen im ganzen Haus, um daran Analysatoren und Schnüffler anzubringen.
Die Verdächtigen wurden bis zur förmlichen Vernehmung am Tatort in einem anderen Zimmer festgehalten. Noch waren keine Therapeuten da, um den drei Opfern die Klammern abzunehmen. PDs waren nur dazu befugt, die aktiven Elemente der Höllenkronen abzuschalten. Mary hatte den Raum, in dem sich die Opfer befanden, noch nicht gesehen. Sie konnte es kaum erwarten, obwohl sie befürchtete, daß sie davon Alpträume bekommen würde.
Aus dem Augenwinkel sah sie drei städtische Therapeuten durch die große Haustür hereinkommen. Sie gingen über den Boden mit den Marmorfliesen zur Treppe, die zur zweiten Etage führte, zwei Männer und eine Frau in blaßgrauen Mittelanzügen. Zwei von ihnen kannte sie; sie hatten Joseph Khamsang Phung bei ihrem letzten Selektor-Jiltz – wo sie bisher zum einzigen Mal eine aktive Klammer gesehen hatte – erste therapeutische Hilfe geleistet.
»War zu diesem Zeitpunkt ein anderer Beamter bei Ihnen?« fuhr der Berater fort.
»Ja. Junior Lieutenant Terence Willow vom LAPD.«
»Hat er Ihnen geholfen, der Verdächtigen Verletzungen zuzufügen?«
»Er hat sie ins Gesicht geschlagen, um sie abzulenken.«
»Beschreiben Sie die Art der Verletzungen.«
»Die Verdächtige feuerte eine volle Salve aus ihrer Pistole ab, als sie in der dritten Etage aus einem Arbeiter-Warenaufzug ausstieg. Ich hatte mich vor ihr auf den Boden geduckt, und ich…« Sie schloß die Augen, um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, und beschrieb, wie sie der Frau das Handgelenk und zwei Finger gebrochen hatte. Sie haßte Berichte am Tatort, aber bei den Gerichtsverfahren sparten sie später viel Zeit.
Als sie fertig war und T Willow vor dem Vid stand, ging sie weg und schaute sich im Haus um, wobei sie darauf achtete, den Technikern nicht in die Quere zu kommen. Das Dominium war ein Wunder – noch eleganter, als sie es sich vorgestellt hatte. Alles schien entweder antik oder von Menschenhand geschaffen zu sein. Sie vermutete, daß all diese Dinge Echtheitsstempel trugen. Keramik Holzmöbel ansehnliche Reihen nach Maß gefertigter Geräte, alles vom Feinsten. Ein japanischer Hausmanager mit mindestens zehn treuen französischen und ukrainischen Arbeitern, die jetzt alle wie zu einer militärischen Inspektion in der Küche im Erdgeschoß versammelt waren und von einem PD-Techniker geprüft wurden. Wahrscheinlich waren sie allesamt verbotenerweise für Überwachungs- und Wachdienste umgebaut worden.
Sie machte einen Moment lang in dem Zimmer in der ersten Etage halt, wo die acht Verdächtigen festgehalten wurden. Alles gut gekleidete Bürger zwischen fünfundzwanzig und sechzig Jahren, denen man ansah, daß sie in den Combs lebten; kein einziger, in dem sie einen potentiellen Radikalen oder Devianten vermutet hätte. Sie standen mit vor den Leib gefesselten Händen da und hatten LAPD-Funkhelme mit Fernbedienung auf, damit sie sich mit Anwälten ihrer Wahl in Verbindung setzen konnten.
Die von Mary Festgenommene war von einem städtischen Arzt behandelt worden und hing nun mit einem Nanoverband bleich in einem Bürosessel links von der grimmig dreinschauenden Gruppe. Sie war die einzige, die saß. Sie sah M Choy in der Tür stehen, ohne sie wahrzunehmen. Mary musterte die sieben anderen auf der
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