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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Suche nach den Selektoren, von denen man wußte, daß sie in den Phung-Fall verwickelt gewesen waren. Absolute Fehlanzeige. Keiner dabei.
    Ein Techniker bat sie um Verzeihung und zwängte sich an ihr vorbei, wobei er weitere Deckenschienen anbrachte.
    Mit einem tiefen Seufzer drehte Mary sich um und stieg die breite Treppe zum ersten Stock hinauf. Sie hätte all das vermeiden können; trotzdem, Reeve hatte ihr einen echten PD-Gefallen getan, als er ihr erlaubt hatte, an diesem Jiltz teilzunehmen.
    Der Comb Environment Commander, ein hochgewachsener, blonder Mann mit schmalem Gesicht, stand mit dem Zivilanwalt des Combs zusammen. Beide nickten ihr zu, als sie vorbeiging. Sie waren in eine Diskussion über Rechtsfragen und die Auswirkungen dieses Vorfalls vertieft. Sie hörte, wie der Commander dem städtischen Anwalt des Combs versichterte, daß alle erforderlichen Genehmigungen vorlagen und daß sämtliche Aktionen an diesem Morgen durch schriftliche Beschlüsse von Bundes- und Landesgerichten gedeckt waren.
    Morgen. Durch ein Aussichtsfenster in der zweiten Etage, von dem aus man zwischen den äußeren Combspiegeln hindurchlinsen konnte, sah sie den nördlichen Teil eines wunderschönen Morgens, wie es aussah. Der Nebel wurde weggebrannt. Ein angenehmer Tag.
    Sie wappnete sich innerlich und trat in die Tür des fensterlosen, zylindrischen Raums in der Mitte der zweiten Etage. Die drei städtischen Therapeuten knieten um die verklammerten Opfer auf ihren Pritschen herum. Sie unterhielten sich mit leisem Gemurmel, während sie ihre Patienten untersuchten. Die einzelne Höllenkrone ähnelte einem Krankenhausarbeiter: einen Meter hoch, drei aufeinandergestapelte Sphäroide mit einer Verbindungsleiste an einer Seite und einer Schalttafel, die einer Fernbedienung ähnelte. Einer der Therapeuten hatte diese Schalttafel jetzt in der Hand und holte die Opfer langsam ins Bewußtsein zurück. Die Höllenkrone war kein leicht zu ersetzender Hispaniola-Import; es war eine speziell angefertigte, gute Maschine, vielleicht aus China. Sie konnte Stunden der Vergeltung innerhalb von Minuten üben.
    »Sie haben ihm einen Hochenergietraum von fünf Minuten verpaßt. Fünf Minuten«, erklärte die älteste Therapeutin, eine Frau in den Fünfzigern, ihren Kollegen. »Wer ist er?«
    »Marketing-Repräsentant von Sky Private«, sagte ein anderer. »Lon Joyce.«
    Der Mann stöhnte und versuchte, sich aufzusetzen. Seine Augen waren immer noch geschlossen. Sein Gesicht war weiß vor Angst und Schmerz. Die Therapeutin hielt ihn mit ihrem Arm zurück. Mary betrat den Raum, blieb mit verschränkten Armen abseits stehen und biß sich auf die Unterlippe. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht vor Unbehagen verzog; sie empfand Mitgefühl mit den dreien auf den Pritschen.
    Einer der Therapeuten, denen sie bereits begegnet war, bemerkte sie, zwinkerte ihr zu und beachtete sie nicht weiter. Keines der Opfer, nicht einmal der losgeklammerte Patient, hatte bereits das Bewußtsein wiedererlangt.
    »Sky Private. Flugzeughersteller?« fragte der dritte Therapeut. »Was hat er getan?«
    »Schadhafte Rümpfe an eine indische Firma verkauft«, sagte eine Stimme hinter Mary. Sie drehte sich um und sah den CEC.
    »Scheint mir kaum fünf Minuten wert zu sein«, sagte die Therapeutin leise und klebte ihm ein Stoffwechselkontrollpflaster auf.
    »Sie haben bei der Festnahme auf dem Dach mitgewirkt?« wandte sich der CEC mit gedämpfter Stimme an Mary.
    Sie nickte. »Haben wir jemand Wichtigen erwischt?«
    »Shlege nicht, leider. Aber die Frau, die Sie geschnappt haben, war Shleges Freundin. Schön, daß wir dem Mistkerl ein bißchen Kummer machen.« Er nickte zu den drei Opfern hinüber. »Wir haben gerade die Identität von allen bestätigt bekommen. Einer von ihnen ist Lon Joyce. Vier kleine Maschinen sind in der Nähe von Neu-Delhi abgestürzt. Er hat altes Nano zur Herstellung seiner Rümpfe benutzt. Angeblich wußte er’s auch. Mit Zivilklagen konnten sie ihm nichts anhaben. Er war viel reicher als diejenigen, die er umgebracht hat.«
    Mary schluckte. »Und die anderen?«
    »Der junge Mann da links ist Paolo Thomerry aus Trenton New Jersey. Schon mal von ihm gehört?«
    Sie hatte seinen Namen in den Tagesberichten des PD gesehen. »Der Kurzsichtige«, sagte sie.
    »Genau. Zwölf Kinder von New York bis Los Angeles in den letzten drei Monaten. Hat eine Therapie abgelehnt; bezeichnet es als Philosophie.«
    »Und der dritte?«
    »Ein Kerl aus Zinken Drei, der eine

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