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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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versuchsweise. Sie legte die Finger an den Rahmen. Fahrstuhlvibrationen. Jemand kam herauf.
    »Wir haben sieben hier in der ersten und zweiten Etage«, verkündete der Führer des ersten Teams. »Drei Opfer gefunden, zwei davon noch unter der Klammer. Holt einen Therapeuten.«
    Willow preßte sich flach gegen die andere Seite des Zylinders. Mary tat das gleiche. Die Tür ging auf. Ein Arbeiter rollte heraus; seine Augen bewegten sich hin und her. Als er seinen ein paar Meter entfernt auf dem Bauch liegenden Kameraden sah, gab er ein Quietschen von sich.
    Mary packte den Rand der Tür, schwang tief unten auf dem Dach herum, langte mit der anderen Hand in den Aufzug und grabschte wie wild nach allem, was sie finden konnte. Willow griff im Stehen herum. Zusammen zerrten sie eine kreischende Frau mit einer Flechettepistole in der Hand heraus. Wild durcheinanderfliegende Metallstückchen schlugen sirrend ins Dach hinter ihnen. Als ob man ein Wespennest herunterholte. Mary knirschte mit den Zähnen und stieß der Frau zwei steife Finger in den Magen. Willow verpaßte ihr einen Faustschlag ins Gesicht. Blut spritzte auf Marys Arm, der Kopf der Frau schnellte zurück, und sie ging im Fahrstuhl zu Boden, wobei sie nach Mary trat. Diese stand auf und ergriff die Hand mit der Pistole, wobei sie der Frau mit Absicht das Handgelenk und zwei Finger brach, stieß die Pistole über das Dach weg, stellte sich breitbeinig über sie und zerrte sie zwischen ihren Beinen hindurch aus dem Aufzug. Als das blutige Gesicht der Frau vorbeikam, langte Mary beinahe sanft hinunter, zog ihre Haare zurück und packte sie an den Ohren.
    Sie schwang geschickt herum, zog die Frau an den Ohren hoch, schlang ihr einen Arm um den Hals und drückte ihr die Kehle zu, bis sie aufhörte, um sich zu treten. Willow wickelte ihr Klebeband um die Beine. »Die hat auf uns geschossen«, sagte er schwer atmend. »Verflunzt nochmal, die hat auf uns geschossen!«
    »Das bedeutet automatisch Zwangstherapie«, sagte Mary zu der Frau. Die Augen der Frau blickten aus einem Mischmasch von Blut und verfilzten Haaren zu ihr auf. Mary sah einen Moment lang einen befriedigenden Ausdruck von Verwirrung und Entsetzen. Sie löste ihren Griff.
    »Meine Hand«, sagte die Frau heiser und stöhnte. »Meine Nase.«
    »Da bist du noch billig davongekommen«, sagte Mary und wandte sich ab.
    »Du verflunztes Miststück!« rief Willow.
    »Na, na«, mahnte Mary. Ein Teil ihrer statusbedingten Gelassenheit kehrte zurück. »So redet man nicht mit einer Bürgerin.«
    »’tschuldigung«, sagte Willow. Sampson meldete die Festnahme dem CEC und dem Führer des ersten Teams. Sie versuchten, die Frau hochzuheben, aber sie wehrte sich erneut. Willow zog weiteres Klebeband heraus und fesselte ihr die Arme an den Körper. In ihren Ohren sagte der CEC: »Alle drei Etagen durchsucht. Draußen auf dem Dach Festnahme durch Team drei. Acht Verdächtige dingfest gemacht. Drei Opfer. Wir holen Therapeuten und Sanitäter.«
    »Wir gehen jetzt über diese Brücke«, sagte Mary zu der Frau, die sich heftig in ihren Fesseln wand. »Wollen Sie, daß wir alle runterfallen?«
    Die Frau wurde still. »Wir machen bloß eure Arbeit, verdammt nochmal«, sagte sie. Ihre aufgerissene Lippe schwoll an.
    »Ach so.« Mary nickte voller überschwenglicher Dankbarkeit. »Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung.«
    Willow hob die Frau an den Füßen hoch, Mary nahm ihre Schultern. Sie trugen sie über die schmale Brücke und ließen sie neben Sampson fallen. Sampson schenkte Mary ein breites, ironisches Lächeln.
    »Du behämmerter Bürobreitarsch«, sagte Mary zu ihm. Ihre Stimme klang wie reiner Sirup.
    Er hob den Arm und zeigte ihr einen zerrissenen Ärmel. Blut lief ihm übers Handgelenk und tropfte von seinen Fingern.
    »Bloß eine Fleischwunde, Ma’am«, sagte er. Flechettepfeile waren so konstruiert, daß sie ihre Form änderten und sich ins Fleisch gruben, wenn sie einen Ansatzpunkt von mehr als einem Zentimeter fanden. Sampson hatte großes Glück gehabt.
    »Hätte dich den Arm kosten können«, sagte Willow bewundernd.
    Mary trat zurück, musterte Sampson kritisch von Kopf bis Fuß, breitete dann die Arme aus und umarmte ihn. »Schön, daß du noch bei uns bist, Robert«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    »Gute Arbeit, Mary«, gab er zurück.
    »Hey«, sagte Willow. »Was ist mit mir?«
    »Zeig mir dein Blut«, befahl Mary. Er schaute beschämt drein, und dann umarmte sie ihn ebenfalls. »Sorgen wir dafür, daß

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