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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Gerät da drin«, sagte Mary und tippte an Willows Tafel, die an seinem Gürtel hing. »Ist ein Standard-Nachschlagewerk unserer fortschrittlichen Zeit.«
    »Ich krieg was rein«, sagte Sampson. Sie lauschten aufmerksam. Im Inneren des Dominiums hörten sie Schritte und gedämpfte Unterhaltung. Da sie die Lauscher nicht kontrollierten, konnten sie nicht jeden vorhandenen Raum nach Belieben einstellen. Die Stimmen wurden allmählich deutlicher. Zwei Männer, die sich unterhielten. Etwas machte ein scharfes, wieherndes Geräusch: das Stakkatoatmen eines Opfers unter einer Klammer. Mary merkte, wie ihre Haut kribbelte; Apprehension, ein tieferer Horror, als sie ihn beim Anblick der Opfer von Goldsmith empfunden hatte.
    »Habt ihr schon mal eine Klammer gesehen?« fragte Willow. »Ich meine, außer der entschärften, die sie uns in der Ausbildung zeigen…«
    Sampson hielt den Finger an die Lippen. Die Stimmen kamen kristallklar herein.
    »Behalte den hier im Auge«, sagte ein Mann, der älter klang. »Paß auf, daß die Kontakte nicht zuviel Power kriegen. Nach fünf Minuten regelst du den Traum runter.«
    »An einer ruhigen Stelle«, sagte der andere. Seine Stimme war hoch, aber nicht unbedingt weiblich.
    Mary warf einen raschen Blick auf den Tafelbildschirm; er war an. »Vid«, sagte sie. Sie hoben gleichzeitig ihre Tafeln und schauten auf das übermittelte Bild. Alles andere als perfekt; Nanobilder ließen für gewöhnlich viel zu wünschen übrig. Sie konnten ein kleines, rundes Zimmer sehen, das wahrscheinlich mitten im Dominium lag, keine Fenster eine einzelne offene Tür zwei stehende Gestalten. Möblierung: drei Betten oder Pritschen und ein Stuhl, an dem eine Schalttafel oder ein Tastaturcontroller lehnte.
    »Drei Leute auf den Betten«, sagte Sampson leise.
    Marys Magen verknotete sich. Stille Gestalten; reglos. Nicht tot. Vielleicht wünschten sie, tot zu sein.
    »Team eins trifft auf der ersten Etage alle Vorbereitungen«, sagte der CEC. Mary fragte sich, wo der CEC war. Beim ersten Team wahrscheinlich. Sie konnte die Wut des CEC darüber spüren, daß Selektoren in seinen Turm eingedrungen waren. »Team zwei nimmt Sichtpositionen im Ring um die zweite Etage ein.«
    »Gleich geht’s los«, sagte Sampson. Ein Arbeiter rollte an ihrer Position vorbei und hielt an, um sie seelenruhig mit kristallinen Insektenaugen zu mustern. Willow blitzte der Maschine einen PD-Overridecode zu. Sie reagierte nicht, sondern drehte sich um und rollte von der Nische auf die schmale Brücke, die zum Atriumdach des Dominiums führte.
    Mary sah Sampson mit großen Augen an, sprang dann aus der Nische heraus und folgte dem Arbeiter über die Brücke, ohne auf das fehlende Geländer und die zwanzig Meter Fallhöhe auf beiden Seiten zu achten. Hinter ihr unterrichtete Sampson die anderen Teams, daß ein Arbeiter nicht gehorcht hatte. Sie fing die Maschine kurz vor der Tür des Warenaufzugs ab, packte sie mit beiden Händen und legte sie sanft aufs Dach. Sie protestierte nicht, aber in dem Gebäude plärrten laute Alarmsirenen los.
    Mary stand einen Moment lang neben der flach daliegenden Maschine. Sie traf rasch eine Entscheidung, ging zum Rand, um zu sehen, was sich tat, und gab Willow ein Zeichen, zu ihr zu kommen. Er überquerte die Brücke mit ausgebreiteten Armen wie ein Hochseilartist, schwankte, fand das Gleichgewicht wieder und lief zu ihr. In ihrem Ohr bellte der CEC Befehle, jetzt sofort zuzuschlagen. Sie schaute über den Rand des Daches und sah fünf PDs an den Wasserfällen und Vogelkäfigen im Erdgeschoß vorbeilaufen; zwei nahmen an den Ausgängen Aufstellung und blockierten sie. Mary lenkte die Aufmerksamkeit von Sampson jenseits des Abgrunds auf sich und zeigte auf die Tür des Warenaufzugs auf dem Dach. Sampson spähte aus der Nische hervor und gab durch ein Nicken seine Zustimmung zu ihrem Plan zu erkennen, der für einen erfahrenen PD klar auf der Hand lag. Wenn jemand durchs Dach heraufkam, würden Willow und sie hinter der Tür warten und zupacken. Falls sie es nicht schafften, würde Sampson eine weitere Widerstandslinie bilden.
    Stakkatogeknatter von Hochfrequenzlufthämmern gegen Türen unten. Krachen und Knallen. »Jiltz im Erdgeschoß«, sagte der CEC. »Fünf Beamte in der Wohnung.«
    Marys Herz raste. Sie packte Willow an der Schulter und zog ihn hinter die schützende Tür. Sie gingen zu beiden Seiten der Tür in die Hocke. Mary stellte ihre Beine anders hin, damit sie elastisch blieben, und hüpfte

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