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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Schiff«, überzeugte Anne ihre Kameraden.
    Calico ließ sich nur selten an Deck blicken. Er kämpfte noch immer mit den Folgen seiner Verletzung. Äußerlich war die Wunde gut verheilt, aber jeder Blick auf die verstümmelte Hand rief ihm ins Gedächtnis, dass er für alle Zeiten gezeichnet war. Der Gedanke lähmte ihn, und am liebsten betäubte er ihn mit Rum. Anne ärgerte sich über seine Schwäche.
    »Calico. Trink nicht so viel, so kommst du nie auf die Beine.«
    »Furzdonnerschlag! Bonny, warum kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen. Du bist nicht mein Kindermädchen. Wenn dir nicht passt, was ich tue, such dir einen anderen Kerl. Sind genug an Bord, die sich freuen würden, wenn du ihnen zeigst, was du unter deinem Hemd versteckst.«
     
    Die auf der Insel zurückgebliebenen Männer hatten sich unterdessen in zwei Gruppen gespalten. Angeführt von Virgin und Finch gab es eine kleine Fraktion, die dafür plädierte, das Eiland auf eigene Faust verlassen. Der größere Teil der Männer hatte sich um Mary geschart und war dafür zu warten.
    »Wenn Bonny sagt, dass er zurückkommt und uns hier abholt, dann können wir uns darauf verlassen.«
    »Verflucht, Read! Dein Wort in Gottes und aller Teufel Ohren, aber wer garantiert uns, dass dein Bonny nicht unterwegs abgesoffen ist. Ein Sturm, ein Unwetter, und so ein kleines Boot geht unter wie ein Stein.« Virgin trat wütend gegen einen Baumstamm.
    »Ich werde jetzt zum Strand gehen und anfangen, eines der Boote, die da im Wasser verrotten, wieder seetauglich zu machen. Und dann haue ich von dieser verdammten Insel ab. Schlimmer, als hier zu krepieren, kann es auch in der Hölle nicht sein.« Gemeinsam mit Finch
und anderen Getreuen füllte er Wasser in ein paar hölzerne Eimer und verließ das Lager.
     
    Die Neptun war zu groß, um durch die schmale Mangrovenschneise in die Bucht zu segeln. An Bord herrschte helle Aufregung. Als die Insel im Morgengrauen in Sicht kam, hatte Anne Rackham aus dem Bett geholt. Jetzt stand er am Bug und genoss den Jubel seiner Leute.
    »Wir haben es tatsächlich geschafft! Bonny, du machst mir Angst, wahrscheinlich bist du mit dem Teufel im Bund.«
    Das Beiboot der Neptun war zu klein, um alle Männer aufzunehmen. Zum ersten Mal, seit sie Nassau verlassen hatten, gab Rackham einen Befehl.
    »Wir fahren zweimal. Die Hälfte der Männer mit mir jetzt gleich, und dann die andere Hälfte mit Bonny in der zweiten Fuhre.«
    Anne war enttäuscht. Fetherston beobachtete sie und sah, wie sich ihr Gesicht verfinsterte.
    »Er ist der Kapitän! Das sagst du selbst jeden Tag einhundert Mal. Aber mach dir keine Gedanken. Wir wissen, wie es wirklich war.« Anne sah ihn dankbar an.
    Otis Finch rieb sich den Schlaf aus den Augen und griff nach seiner Pistole.
    »Virgin! Wach auf und kneif mich. Wenn ich nicht über Nacht verrückt geworden bin, rudert da gerade ein kleines Boot auf uns zu, und vorne steht Rackham.« Virgin schreckte hoch.
    »Was redest du da? Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Doch dann sah er es selbst. Mit gleichmäßigen Ruderschlägen näherte sich das Boot zügig dem Strand. Zwei Männer sprangen ins Wasser und zogen es ans Ufer. Rackham machte einen Satz auf den Sand und lüftete mit der Linken seinen Dreispitz.
    »Gentlemen, uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie auf ein Schiff warten, das Sie von hier fortbringt. Wenn es Ihnen recht ist, würde ich Ihnen gerne die Neptun anbieten. Sie liegt draußen vor der Bucht.«
    Am Abend wurde im Lager ein rauschendes Fest gefeiert. Mit vereinten Kräften hatten sie die Rumfässer, die Anne für diesen Anlass vorgesehen hatte, heraufgeschafft. An drei Spießen brieten frisch erlegte Schweine, über den kleineren Feuern rösteten Fische. Versetzt
mit vergorenem Ananas- und Bananensaft schmeckte der herbe Rum süß und schwer.
    Die Piraten sprachen dem Gebräu mit großem Vergnügen zu und ließen Rackham und Bonny hochleben. Zu fortgeschrittener Stunde setzten sie ihren Kapitän auf Virgins Schultern, der vom Alkohol leicht benebelt, aber noch Herr seiner Schritte, laut wiehernd eine Runde um das Lager drehte. Anne und Mary saßen nebeneinander und stießen mit ihren hölzernen Bechern an.
    »Schade, dass Jubilo in Nassau geblieben ist.« Mary nahm einen Schluck Rum mit Ananassaft. Anne nickte.
    »Ja, mir fehlt er auch, aber das Leben auf dem Schiff hat ihm nie gefallen, und bei Molly ist er gut aufgehoben. Ich glaube, er hat sich in Kisu verliebt. Wer weiß, wenn wir jemals

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