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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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John Howell, Thomas Brown, Noah Harwood, James Dobbins, Patrick Carry, Thomas Earl und John Fenis.
    In Mollys Hinterzimmer lagerte der Proviant. Anne kontrollierte die Liste noch einmal genau und ging in die Schankstube. Ihre neuen Kameraden saßen an einem Tisch und aßen auf ihre Kosten.
    »Jungs, es ist soweit. Morgen pünktlich um Mitternacht will ich euch alle hier sehen. Und damit eins gleich klar ist, wer nach Alkohol riecht, bleibt hier. Heute könnt ihr noch mal ordentlich zulangen, ich zahle! Aber danach ist Schluss.« Die Männer hoben ihre Krüge auf Annes Wohl.
    Der Abschied von Hamilton ging Anne zu Herzen. Der Arzt sah sie lange an und sagte schließlich: »Vergiss nicht, dass man im Leben alles zurückbekommt. Das Gute wie das Böse. Kapern, töten, rauben sind nichts für dich. In dir steckt ein guter Kern. Vergeude dein junges Leben nicht. Es zahlt sich nicht aus. Behüte dich Gott.« Er umarmte sie, und Anne fühlte eine Geborgenheit, wie sie sie seit der Kindheit nicht mehr erlebt hatte.

    Es war an der Zeit, Jubilo und Molly Lebewohl zu sagen.
    »Macht euch keine Sorgen um mich. Ich komme wieder. Es kann ein Weilchen dauern, aber ich verspreche es.«
     
    Draußen vor der Taverne standen die zehn Männer und warteten auf sie. Anne fasste sich knapp: »Als Erstes schaffen wir den Proviant runter zum Strand. Dort schnappen wir uns drei unbewachte Ruderboote; mit denen geht’s dann zur Neptun . Leise und ohne Licht.«
    Geräuschlos glitten die Boote ins Wasser. Anne, Corner, Davis und Howell ruderten voran. Mit gleichmäßigen Schlägen näherten sie sich der Neptun . Das Schiff war unbeleuchtet. Die Wachen schliefen. Anne warf eine Jakobsleiter über die Reling und kletterte mit den drei Männern an Bord. Lautlos schlichen sie über das Deck und suchten nach den beiden Wachmännern. Sie fanden sie schnarchend in ihren Hängematten. Corner und Anne zückten ihre Pistolen und hielten sie den Wächtern an die Schläfen.
    »Keinen Mucks, oder wir blasen euch die Rübe weg! Steht auf!«, zischte Anne. Corner stieß einen Pfiff zwischen den Zähnen hervor. Das Signal für die anderen, den Proviant an Bord zu bringen.
    »Hört gut zu. Ich sage alles nur einmal.« Anne und Corner hatten ihre Waffen noch immer auf die Köpfe ihrer Gefangenen gerichtet.
    »Wenn wir hier fertig sind, nehmt ihr jeder ein Ruderboot und eins ins Schlepptau und verschwindet an Land. Vertäut die Boote gut, sie gehören uns nicht, und ich will, dass ihre Besitzer sie morgen wieder finden. Mit Sonnenaufgang macht ihr euch auf den Weg zu Haman. Sagt ihm, Bonny hat sich sein Schiff geliehen, er wird es zurückbekommen und einen Haufen Geld dazu. Sagt ihm, ich zahle gut. Aber wenn ihr vorher auch nur einen Ton von euch gebt, erschieße ich euch.« Sie sah drohend auf ihre Pistole.
    »Es liegt in eurer Hand. Haben wir uns verstanden?« Die beiden Wachmänner nickten stumm.
    Fässer, Säcke und Kisten waren an Bord. Die Piraten ließen die Wachleute über die Strickleiter in die Boote klettern. Während ihre Männer mit geübten Griffen die Segel hissten, stand Anne am Heck und richtete eine Muskete auf die beiden Wachen, die sich beeilten, mit den Ruderbooten das Ufer zu erreichen.

    Noch bevor sie die Boote vertäut hatten, setzte sich die Neptun in Bewegung und verließ den Hafen von Nassau. Kaum eine halbe Stunde später erreichte sie die kleine Bucht, in der die Kameraden warteten. Anne sprang mit einem Kopfsprung ins Wasser und schwamm in die Bucht. Fenis und Fetherston beobachteten sie von der Reling aus.
    »Ein Teufelskerl, dieser Bonny. Weiß genau, was er tut, und schwimmt auch noch wie ein Fisch.« Fetherstons Stimme war voller Bewunderung.
    »Du tust ja gerade so, als würde er über das Wasser laufen.« Fenis grinste.
    »Würde mich bei dem auch nicht wundern«, gab Fetherston zurück.
    Mit kräftigen Zügen schwamm Anne zum Boot. An Deck drehte ein Matrose seine Wachrunde. Anne machte ihn auf sich aufmerksam, griff nach der Strickleiter, die er herunterließ, und kletterte an Deck.
    »Lass den Kapitän schlafen, weck die anderen, und dann ab an die Ruder. Draußen liegt unser neues Schiff.« Im Schein des Mondes zogen die Männer das Beiboot mit ihren Enterhaken so dicht an die Neptun heran, dass sie mühelos die Strickleitern erreichen konnten. Rackham befand sich in einem Zustand, der es ihm unmöglich machte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Willenlos ließ er sich in ein Stück Segeltuch wickeln und in die

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