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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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alles in der Welt, lag er in dieser Kajüte auf einem frischen Bett? Rackham schloss die Augen wieder. Es gelang ihm beim besten Willen nicht, sich einen Reim auf die Sache zu machen. Er würde warten, bis jemand kam, der ihm die Angelegenheit erklärte. Wenn er nur nicht einen solch barbarischen Durst gehabt hätte. Mit diesem Gedanken schlief Calico Jack Rackham wieder ein.

-29-
    A m frühen Abend brachte Anne Wasser und etwas zu essen. Sie erzählte ihm, was in den vergangenen Tagen geschehen war und schloss stolz: »Mit anderen Worten, Calico, auch wenn es nur geliehen ist, du hast ein neues Schiff, und wenn wir die nächste Prise machen, nehmen wir den Kahn und schicken diesen hier zurück nach Nassau.« Rackham zeigte sich keineswegs so erfreut, wie sie erwartet hatte.
    »Bonny, du hast dein Meisterstück abgeliefert, aber ich lasse mich von niemand, auch von dir nicht, behandeln wie ein unmündiges Kind. Noch bin ich Kapitän!«, knurrte er. Anne spürte, wie unbändiger Zorn in ihr aufstieg.
    »Wenn ich dich nicht so behandelt hätte, wärst du jetzt schon im Kerker von Providence. Wenn du Kapitän bist, steh auf und zeig dich der Mannschaft. Reiß dich zusammen, sonst bist du die längste Zeit Kapitän gewesen. Virgin sitzt auf der Insel und wartet nur darauf, dein Nachfolger zu werden.« Wütend verließ sie die Kajüte. Calico atmete tief durch und ging schwach und zittrig, wie er war, an Deck.
    Die Männer begrüßten ihn überschwänglich. Rackham stützte sich am Vormast ab.
    »Leute! Ich bin euch allen zu großem Dank verpflichtet. Was ihr geleistet habt, grenzt an ein Wunder.«
    »Das war kein Wunder, das war Bonny«, unterbrach ihn Fetherston.
    »Ja, ich weiß, es war Bonny. Aber alleine hätte auch Bonny das nicht geschafft. Ihr seht, dass ich immer noch nicht wieder ganz auf den Beinen bin. Gebt mir ein paar Tage, dann bin ich wieder der Alte,
und ihr könnt auf mich zählen. Wenn Fragen sind, ich bin in meiner Kajüte. Bonny wird mir rapportieren, damit ich immer auf dem Laufenden bin, bis es mir besser geht.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich an den Steuermann.
    »Kurs Südwest halten, dann können wir die Insel nicht verfehlen.« Mit unsicheren Schritten ging er zurück in die Kajüte. Der Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht. Die Piraten waren bereit, ihrem Kapitän zu folgen.
     
    In Providence hatte John Haman von seinen Wachleuten erfahren, dass sein Schiff gestohlen worden war. Er begab sich zum Palast des Gouverneurs und verlangte, sofort vorgelassen zu werden. Rogers saß beim Frühstück und rührte mit einem kleinen silbernen Löffel in seiner heißen, süßen Schokolade.
    »Das nennen Sie also Schutz, Mr. Rogers!«, blaffte Haman. »Wie kann es sein, dass unter Ihren Augen eine Handvoll Männer ein Schiff wie meine Neptun stehlen und unbehelligt davonkommen. Der Anführer heißt Bonny und hatte die bodenlose Frechheit, mir ausrichten zu lassen, dass er sich mein Schiff nur geliehen hat! Geliehen! Hat die Welt so etwas schon einmal gehört?« Haman unterschlug den zweiten Teil von Annes Botschaft, dass sie ihm über seine Wächter Geld versprochen hatte. Rogers ließ den Löffel in die Tasse fallen.
    »Bonny sagen Sie? Bonny, der Name kommt mir bekannt vor. Ich hatte einen Mann mit diesem Namen in meiner Truppe. Ein kleiner Haderlump, der das königliche Pardon angenommen und sich der Krone verpflichtet hat. Aber der ist tot. Meine Leute haben seinen Leichnam am Strand gefunden.«
    »Dann war es vielleicht sein Bruder, sein Vater, sein Onkel oder sein Vetter. Es ist mir egal, welcher Bonny sich die Neptun unter den dreckigen Nagel gerissen hat. Gouverneur Rogers, ich erwarte von Ihnen, dass Sie mir mein Schiff wieder herschaffen, und zwar schnell.«
    Woodes Rogers ließ eines der königlichen Schiffe ausrüsten und gab Befehl, die Verfolgung der Neptun aufzunehmen. Da seine Männer jedoch nicht wussten, in welche Richtung die Schaluppe gesegelt war, kehrten sie nach einer Woche unverrichteter Dinge in den Hafen von Nassau zurück.

    Die Reise der Neptun verlief ohne Zwischenfälle. Anne hatte den Proviant gut kalkuliert. Es gab jeden Tag ausreichend zu essen, und nachdem es mit reichlich Rum versetzt worden war, blieb auch das Wasser trinkbar. Die Piraten ließen mehrere kleine Schaluppen und Fischerboote passieren.
    »Es lohnt nicht, etwas zu riskieren für so einen kleinen Fang. Wenn wir wieder vollzählig sind, holen wir uns das nächste größere

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