Koenigin der Meere - Roman
schwarzer Kohle gekennzeichnet. Die weißen Laken blitzten so frisch und unberührt, wie sie sie hinterlassen hatte. Vorsichtig lüpfte sie das Federbett, und da war es, das schwarze Kreuz, das Zeichen, der Beweis!
»Er hat also tatsächlich kein einziges Mal in diesem Bett geschlafen.« Gwendolyn wunderte sich über die merkwürdige Kälte, die plötzlich von ihr Besitz ergriff. Sie stürmte in Margaret Brennans Kammer.
Die junge Frau stand erst seit einigen Monaten im Dienst des Ehepaares, und Gwendolyn war sicher, vom ersten Tag an lüsterne Blicke
ihres Mannes beobachtet zu haben. Margaret war außergewöhnlich hübsch.
Dichtes rotes Haar umrahmte ein schmales Gesicht, von dessen milchweißem Teint sich die grünen Augen wie leuchtende Smaragde abhoben. Sie verrichtete ihre Arbeit gehorsam und hatte ein heiteres Gemüt.
Mit spitzen Fingern klaubte Gwendolyn ein paar schwarze Haare vom Kissen. Was bis eben noch ein hässlicher Verdacht gewesen war, fand jetzt Bestätigung. Sie schlug mit der Faust auf das Kissen.
Ihr Racheplan war wohldurchdacht. Im Speisezimmer holte sie zwei Gabeln, zwei Löffel und zwei Messer des schweren Silberbesteckes aus der Truhe und schlug die sechs mit ihrem Monogramm versehenen Teile in ein weiches Tuch. Sie eilte zurück in Margarets Kammer und schob das flache Bündel unter die dickste Stelle des Strohsacks, der als Matratze diente. Dann begab sie sich in die Küche.
»Mrs. Cormac! Sie sind schon zurück! Dem Herrgott sei Dank! Jetzt kehrt wieder Ordnung ein im Haus!« Die brave Köchin machte einen tiefen Knicks.
»Wenn die Katz aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse, nicht wahr, Laura? Aber jetzt ist Schluss damit. Jetzt ist die Katze wieder da und fährt ihre scharfen Krallen aus!« Gwendolyn Cormac verlor für einen Augenblick die Kontrolle über ihre Stimme. Die Köchin sah sie erschrocken an.
»Schau nicht so, Laura! Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist doch keine tanzende Maus, oder?« Laura schüttelte energisch den Kopf.
»Na also, dann beruhige dich, und sag mir rasch, was du uns später servierst. Und außerdem richte mir bitte eine Kleinigkeit, ich bin hungrig von der Reise und kann nicht bis zum Abendessen warten.«
»Bitte gleich, bitte sofort, Madam!« Die Köchin knickste erneut.
»Wenn ich gewusst hätte, dass Sie schon heute kommen … aber der Herr Gemahl hat mir nicht gesagt, dass er Sie so bald erwartet.«
»Das konnte er auch nicht, Laura, es ist eine Überraschung. Sei so gut, und ruf Margaret, dass sie das Gepäck heraufbringt, und dann machst du mir ein hübsches Tellerchen mit ein paar Leckereien zurecht! Ich erwarte dich in meinem Zimmer!«
Margaret klopfte zaghaft an die Tür.
»Ihre Koffer, Madam, darf ich eintreten?«
»Komm nur herein, Margaret!« Gwendolyn tat einen Schritt auf sie zu.
»Lass dich ansehen!« Sie maß ihr Gegenüber mit einem prüfenden Blick.
»Mir scheint, du hast ein wenig abgenommen, während ich fort war, hat mein Mann dich so auf Trab gehalten?« Das Mädchen wand sich, und Gwendolyn weidete sich an der Röte, die den Hals hinaufkroch und gleich darauf das ganze Gesicht überflutete.
»Nein … ich meine, ich weiß es nicht … oder besser, ja … es war viel zu tun, so wie immer.«
»Nun, im Vorgarten wäre noch mehr zu tun gewesen, aber dafür hattest du offensichtlich keine Zeit. Wenn du heute mit allem anderen fertig bist, wünsche ich, dass du das Unkraut entfernst. Hinaus mit dir, und spute dich!« Margaret beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten.
Als William Cormac am frühen Nachmittag aus dem Pub kam, hatte Margaret es so einzurichten verstanden, dass sie das Unkraut direkt an der Straße zupfte.
»Sir, eine Überraschung, Sir! Mrs. Cormac ist schon heute aus der Sommerfrische zurückgekehrt. Sie ist in ihrem Zimmer, ruht sich von der Reise aus und kommt später zu Ihnen herunter, soll ich ausrichten.« William Cormac sah unwillkürlich zum Fenster seiner Frau hinauf, dann schaute er Margaret fest ins Gesicht.
»Um nichts in der Welt darf sie etwas merken, hast du verstanden?«, sagte er leise. Margaret nickte fast unmerklich.
»Selbstverständlich, Sir.«
Nur mit Mühe gelang es Cormac, seinen Besuchern mit der gewohnten Konzentration zu begegnen. Endlich war der letzte Mandant gegangen. Der Anwalt schenkte sich einen doppelten Whisky ein, atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Kaum hatte er es sich bequem gemacht, klopfte es an der Tür, und Gwendolyn trat ein.
»Meine
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