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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Beute versprach, als ein großes Schiff in Sicht kam. Von weitem deutlich erkennbar wies die Flagge mit dem goldenen Löwen auf blauem und rotem Streifen es als venezianischen Kauffahrer aus. Rackham rieb sich die Hände.
    »Furzdonnerschlag! Wenn das keine fette Prise ist, will ich nicht länger Kapitän sein!«
    »Kanonen alle Steuerbord!« Die Piraten brachten die schweren Geschütze in Stellung.
    »Und jetzt alle Mann hinter den Kanonen verstecken, sodass euch die Italiener nicht sehen können. Je später sie die Gefahr erkennen,
desto besser für uns.« Unter dem ungleich verteilten Gewicht neigte sich die Treasure so weit zur Seite, dass Anne fürchtete, sie könnte kentern. Aus ihrem Versteck beobachtete sie, wie die Venezianer den Kurs leicht änderten und direkt auf sie zukamen.
    »So habe ich mir das vorgestellt, kommt nur, ihr Hundesöhne, kommt nur ganz nah«, brummte Rackham und überprüfte seine Pistolen.
    Das italienische Schiff war inzwischen so dicht an die Treasure herangesegelt, dass die Piraten die Gesichter der Männer an der Reling erkennen konnten.
    »Flagge hissen!«, brüllte Rackham. Seine schwarze Piratenflagge mit Totenkopf und gekreuzten Säbeln sauste den Mast hinauf und flatterte angriffslustig im Wind. Entsetzt erkannte der venezianische Kapitän, dass er in eine Falle geraten war. Sein Versuch beizudrehen und zu fliehen wurde von Rackham zunichte gemacht.
    »Feuer frei!«
    Die Kanonenschützen leisteten ganze Arbeit. Gleich die erste Kugel zerfetzte den Mast des Italieners. Die obere Hälfte knickte ab wie ein Streichholz, der Ausguck krachte herunter und landete mit einem klatschenden Geräusch auf Deck.
    »Und gleich noch mal!« Rackham war in seinem Element. Auch die zweite Kugel richtete verheerenden Schaden an, schlug ein riesiges Loch in die Planken. Teile der Reling flogen splitternd durch die Luft. Auf Rackhams Zeichen schossen die Männer eine Tod und Verderben bringende Salve auf das Deck des Handelsschiffes. Angstschreie gellten über das Wasser. Rackham nutzte die Verwirrung und warf seinen Enterhaken über die Reling. Drei weitere folgten und verfingen sich in der Takelage und den üppigen Schnitzereien der Reling. Mit gekonnten Handgriffen zogen die Piraten an den Seilen, bis beide Schiffe dicht nebeneinander lagen.
    Mit barbarischem Geschrei enterten die Freibeuter das Handelsschiff. Jeder von ihnen hatte ein rotes Band um den Oberarm gewickelt, damit sie im Pulverdampf nicht Freund und Feind verwechselten. Die Offiziere des Kauffahrers hatten ihre Fassung wiedergewonnen und schossen auf die Eindringlinge. Ihre Gegenwehr war ebenso verzweifelt wie vergeblich.

    »Immer drauf, Leute, und kein Erbarmen!«, schrie Rackham, der mit seinem Entermesser niedermetzelte, was sich ihm in den Weg stellte.
    »Augen! Leber! Lunge! Stecht zu! Die Köter haben nichts anderes verdient!« Unter seinen Hieben sanken die Italiener rechts und links zu Boden. Anne folgte ihm auf Schritt und Tritt, passte auf, dass ihn niemand von hinten angriff. Mit beiden Händen hielt sie ihr Kurzschwert umklammert. Musketen und Pistolen waren leer gefeuert. Gnadenlos mähten die Klingen der Angreifer über das Deck, als gelte es, ein Haferfeld abzusensen. Wo sie trafen, spritzte Blut. Die Luft war erfüllt von den ohrenbetäubenden Schreien der Verwundeten.
    Getroffen vom Schlag eines Gewehrlaufes, brach ein Offizier zusammen und begrub Anne unter sich. Sie schubste den schweren Mann zur Seite, war sofort wieder auf den Beinen und bemerkte, dass noch Leben in ihm war. Rackham sah ihr Zögern aus dem Augenwinkel, war mit einem Sprung neben ihr und schnitt dem Mann die Kehle durch. Sein warmer Blutstrahl besudelte Anne. Vor ihren Augen wurde es schwarz, in ihren Ohren rauschte eine Ohnmacht. Rackham packte sie an den Schultern, schüttelte sie und versetzte ihr eine Ohrfeige, die sie wieder zu Bewusstsein brachte.
    »Wir ergeben uns!«, rief der Kapitän des Kauffahrers mit letzter Kraft und hielt seinen Dreispitz mit beiden Händen fest. Augenblicklich hatte das Gemetzel ein Ende. Das Deck glich einem Schlachtfeld. Tote und Verwundete lagen zwischen brennenden Tauen und Holzstücken, schwarzer Qualm vernebelte die Sicht. Während ein Teil der Piraten die noch lebenden Gegner entwaffnete und in einer Ecke zusammentrieb, löschten andere die schwelenden Brandherde und kümmerten sich um die Verletzten.
    Auf der Treasure hatte Schiffsarzt Finn Benzon alles vorbereitet. Einen nach dem anderen brachten die

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