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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Mannschaft am Heck um Rackham.
    »Furzdonnerschlag! Es kann doch nicht angehen, dass wir eine solche Prise an uns vorbeiziehen lassen, weil unser Kapitän Angst davor hat, ein paar Kratzer abzubekommen! Schlimm genug, dass wir Jamaika verlassen mussten, bevor wir Land betreten haben, weil er von diesem Rogers gesucht wird. Jetzt zieht er auch noch den Schwanz ein. Wir haben zwei Schiffe, damit sollte es ja wohl gelingen, den Franzosen so vor den Bug zu knallen, dass sie sich nicht davon erholen«, wiegelte er die Männer auf.
    »Abwählen!«, wurden die ersten Stimmen laut, und weitere kamen dazu, bis die Gruppe einig war, den Kapitän am nächsten Tag seines Amtes zu entheben. Anne war begeistert. Wenn Vane abgesetzt würde, konnte kein anderer als Calico Jack das Amt übernehmen.
    Die Prozedur war einfach. Nach Piratengesetz wurde ein Kapitän mehrheitlich von der Mannschaft gewählt und konnte auf die gleiche Weise abgesetzt werden. Die Männer gaben ihr Votum ab, und Vane sah ein, dass es keinen Sinn hatte, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
    »Wir werden dir die Lady Jane geben, Vane, und niemanden daran hindern, dich zu begleiten. Du gibst mir dein Ehrenwort, dass du nichts gegen uns unternimmst, dann kannst du deine Waffen und deine Munition mitnehmen. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass du ausreichend Proviant für drei Wochen erhältst. Furzdonnerschlag!
Wenn das kein anständiges Angebot ist!«, schwang sich Rackham zum Anführer auf.
    »Dein Angebot ist nicht anständig! Und du bist es auch nicht, Rackham!«, lauteten Vanes Abschiedsworte. Nach reiflicher Überlegung hatte er sich entschieden, Deals Entdeckung nicht öffentlich zu machen, denn schließlich war er selbst es gewesen, der Bonny an Bord der Treasure gebracht hatte. Er sah Anne traurig an. Sie schlug die Augen nieder.
    Mit fünfzehn Getreuen, unter ihnen auch Robert Deal, ging Vane an Bord der Lady Jane . Deal warf Rackham einen hasserfüllten Blick zu und spuckte vor seinen Füßen auf die Planken.
    »Hoffentlich erfahre ich rechtzeitig, wann und wo sie dich an den Galgen bringen, damit ich dich baumeln sehen kann!«, zischte er und schwang sich an einem Tau von Bord der Treasure auf die Schaluppe. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Rackham sein Messer gezückt und wollte eben das Seil kappen.
    »Willst du ihn umbringen!« Anne fiel ihm in den Arm und rettete damit Deals Leben, der sonst unweigerlich gegen den Rumpf des Schiffes geprallt und ins Wasser gefallen wäre. Rackham steckte sein Messer wieder in den Gürtel.
    Vane und seine Schaluppe waren noch in Sichtweite, da hatte die Mannschaft der Treasure Rackham zu ihrem neuen Kapitän gewählt. Calico verzichtete auf eine Ansprache und gab stattdessen eine Extraration Rum aus.
    Vane stand am Bug seines kleinen Schiffes. Ausgesetzt mit einer Handvoll Männern, war ihm das Schlimmste geschehen, was einem Kapitän widerfahren konnte. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als die Demütigung zu verdrängen und das Beste aus der neuen Situation zu machen. Die Besatzung der Lady Jane war nicht groß genug, um mit ihr die lange Reise nach New York zu wagen. Vane beschloss, in der Karibik zu bleiben, und segelte südwestlich durch die Floridastraße. Er hoffte auf eine Prise, die er mit seinem unterbesetzten Schiff würde kapern können.
    Das Schicksal war gegen ihn. Britische Marineoffiziere verhafteten die Piraten und brachten sie nach Jamaika. Dort wurden Vane und Deal vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt.

-21-
    A ls Kapitän hatte Rackham das Privileg, Vanes ehemalige Kajüte zu beziehen. Jede Nacht schlich Anne vorbei an den wachhabenden Matrosen, um ihn dort aufzusuchen. Mit Calicos Zustimmung weihte sie Jubilo ein:
    »Niemand an Bord darf merken, dass ich meine Nächte hier verbringe. Ich möchte, dass du dein Lager vor der Tür aufschlägst, und wenn jemand kommt, klopfst du an die Tür, damit ich mich verstecken kann.« Der Junge tat in den ersten Nächten kein Auge zu.
    Unter Rackhams Kommando veränderte sich das Leben auf der Treasure . Im Gegensatz zu Vane, der stets bemüht gewesen war, die Beuteschiffe ohne Blutvergießen zu kapern, liebte Rackham den Geruch von Pulver und das Donnern der Kanonen.
    Die Treasure glitt über das Meer wie über einen dunkelblauen Teppich. Wären nicht von Zeit zu Zeit Tümmler oder Delfine aus der Tiefe gesprungen, man hätte meinen können, dass es kein Leben auf See gab. Wochenlang warteten die Kaperer auf ein Schiff, das lohnende

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