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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. »Ja, Lord Nelson, der Stolz der Königlich Britischen Marine, auf den Großbritannien seine ganzen Hoffnungen gesetzt hat, der es vor dem Monster Napoleon Bonaparte erretten soll - er ist auf dem Weg nach Barbados. Er wird von der Mittelmeerflotte begleitet, die aus neun schweren Schlachtschiffen und drei Fregatten besteht. Oh, was würde ich dafür geben, einmal den tapferen Lord Nelson zu treffen, der die Franzosen bei Abukir am Nil geschlagen hat - am gleichen Tag bin ich übrigens von zu Hause fortgelaufen. Und er hat die Holländer vor Kopenhagen gezwungen, sich zu ergeben. Wenn er Villeneuve einholt, bekommen wir eine Schlacht zu sehen, die die Welt niemals vergessen wird.«
    »Gütiger Gott«, murmelte Gray. Plötzlich war es ihm unmöglich, noch länger zu stehen, und er lehnte sich schwer gegen die gemauerte Wand. Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Wie konnte es sein, dass er nichts davon erfahren hatte? Der Wind. Verdammt, es lag am Wind, der aus der entgegengesetzten Richtung gekommen war als gewöhnlich. Und dann waren da noch seine dringenden Geschäfte auf Jamaika gewesen.
    Maeve kniff die Augen zusammen, griff nach ihrer Laterne und stieß damit nach ihm. »Was ist los, Pirat?«
    Doch Gray schwieg. Ihm schwirrte der Kopf von all den Neuigkeiten, die er gerade vernommen hatte.
    »Verdammt, ich habe gefragt ...«
    »Ja, ja, alles in Ordnung«, schnauzte Gray zurück und fuhr sich zitternd mit der Hand durchs Haar. Am Rücken brach ihm kalter Schweiß aus.
    Nelson vor den Westindischen Inseln.
    Er schluckte, weil seine Kehle so trocken war. Als das nichts half, schluckte er noch einmal; dann ließ er eine Tirade so deftiger Flüche vom Stapel, dass Maeves derbe Sprache sich dagegen wie das unschuldige erste Geplapper eines Babys ausnahm.
    »Pirat?«
    Er musste raus hier!
    »Wehe, Ihr sterbt mir hier weg«, drohte Maeve in ihrem gebieterischen Ton. »Meine Vision hat mir gewiesen, dass Ihr mein Märchenprinz seid - ich kann es nicht dulden, dass Ihr sterbt, wenn Ihr vielleicht meine einzige Hoffnung auf ein bisschen Glück bedeutet ...«
    Mit irrem Blick packte Gray sie an den Schultern. Voller Zorn, in den sich Furcht und Ärger über sich selbst mischten, brüllte er: »Woher wisst Ihr, dass Nelson vor den Westindischen Inseln ist? Er hat keinen Grund, hier zu sein! Woher habt Ihr diese Informationen, und woher, zum Teufel, soll ich wissen, ob Ihr die Wahrheit ...«
    »Jetzt hört mir einmal zu«, unterbrach Maeve ihn. »Ich bin Königin, und bevor Ihr mich anfasst, müsst Ihr erst um Erlaubnis bitten ...«
    Gray packte sie am Hals - und fluchte, als er sich die Hand an ihrer Kette aus Haifischzähnen aufschnitt. Er zerrte sie dicht vor sein Gesicht. »Antwortet!«
    Maeve schaute in sein dunkles Antlitz hinauf, in die unergründlichen Augen direkt vor den ihren, und lächelte. Ihr Pirat verwandelte sich in einen gefährlichen Mann - und sie liebte gefährliche Männer. Sie hatte Respekt vor ihnen. Freudige Erregung durchzuckte sie.
    »Ich weiß alles«, sagte sie hochmütig und reckte stolz das Kinn vor. »Ich habe die Gabe des Sehens. Schon vergessen?«
    »Antwortet!«
    Er versetzte ihr einen Stoß. Ihre Blicke - Maeves aus goldbraunen, Grays aus tiefblauen Augen - trafen sich. Maeve spürte, wie Grays Fingerknöchel sich gegen den schnellen Pulsschlag an ihrem Hals pressten, wie ihr sein heißer Atem ins Gesicht schlug und sich die Haifischzähne unerbittlich in ihren Nacken bohrten. Er starrte auf sie hinab, sie starrte zurück. Dann ließ sie den Blick zu seinem wutverzerrten Mund wandern, und mit gedankenverlorenem Lächeln hob sie die Hand, um seine Lippen zu berühren.
    Diesmal hatte sie keine plötzliche Eingebung, keine Vision, nichts, und war ein wenig enttäuscht. »Nein, Pirat, Ihr werdet mir antworten. Also, ich würde gerne wissen, warum Ihr es auf einmal so verdammt eilig habt zu gehen«, säuselte sie. »Habt Ihr vor dem mächtigen Admiral Nelson ebensolche Angst wie der französische Admiral Villeneuve?«
    Abrupt ließ Gray sie los und starrte sie an, während sie die Stelle massierte, an der sich die Kette in ihren Hals gebohrt hatte. »Glaubt Ihr etwa, ich lüge?«, flötete sie. »Ich habe persönliche Gründe, die Franzosen zu hassen. Und was Nelson betrifft ... Die Franzosen sind nicht auf Tobago, wie man ihn glauben machen wird. Was für ein Pech, dass der edle Admiral bloß Wildgänsen nachjagen wird, wo das fette Geflügel auf

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