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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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ich nie ein englisches Schiff angegriffen habe! Und das habe ich auch nicht vor.« Maeve stürzte ihren Rum hinunter, gab einen wenig damenhaften Rülpser von sich und griff nach ihrem Entermesser. »Ob eingeladen oder nicht, wir finden und entern die Victory«, erklärte sie. »Dort werde ich persönlich den berühmten Lord Nelson zur Rede stellen. Also, wer kommt mit und wer nicht?«
    Begeisterte Zustimmung brandete auf. Wenig später quietschte die Ankerwinde, Vorräte wurden an Bord gebracht, die Segel gesetzt, der Anker eingeholt. Und schon wandte die Kestrel ihren Bug einer Zukunft zu, die vor ihrer geheimnisvollen Kapitänin noch verborgen lag.
    Für die Piratinnen waren die Lichter der britischen Flotte zunächst eine Reihe verstreuter Sterne am Horizont, die jedoch höher stiegen, als die Kestrel weiter durch die Nacht glitt. Zuvor hatte es geregnet, sodass die Luft nun klar und rein war und nach Seetang, Salz und Wind roch. Man hätte den kleinen Schoner für ein Geisterschiff halten können, denn Maeve hatte angeordnet, dass alle Lampen und alle Pfeifen gelöscht und Befehle nur im Flüsterton erteilt wurden. Sie wollte es keinesfalls riskieren, auf den Überraschungseffekt zu verzichten. Die Kestrel war ein prächtiger, kleiner Kahn, aber sie war kein Kriegsschiff - eine Kugel aus einer der wuchtigen Kanonen der Victory würde reichen, um sie auf der Stelle zu versenken.
    Als sie näher herankamen, übernahm Maeve selbst das Ruder. »Großsegel einholen!«, zischte sie, während sie beobachtete, wie die Lichter der Flotte immer höher stiegen. Sie zückte ihr Nachtfernglas und hielt es ans Auge; dabei spürte sie, wie ihr Haar, das in der sanften Brise wehte, sie an den Wangen kitzelte. Im Dunkeln war nicht viel zu erkennen, doch der Sternenschein half etwas, sodass Maeve bald das mächtige Flaggschiff des berühmten englischen Admirals ausmachen konnte - die Victory führte die Flotte mit südlichem Kurs auf Tobago zu.
    Kribbelig vor Aufregung schloss Maeve das Fernglas und reichte es Orla. »Ha! Der Admiral muss es verdammt eilig haben, nach Tobago zu kommen.« Sie verschränkte die Arme, warf den Kopf in den Nacken und stellte sich breitbeinig aufs Deck, jeder Zoll eine Piratenkönigin. »Tja, leider werde ich ihm sagen müssen, dass seine Suche dort zu nichts führen wird. Aber jetzt ist es zu gefährlich, noch näher heranzusegeln. So dunkel es auch ist - alle Seeleute können in der Nacht gut sehen, und ich will nicht riskieren, dass die Victory uns aus dem Wasser pustet. Lasst uns weit vor die Flotte fahren und dann beidrehen.«
    »Was habt Ihr vor, Käpt'n?«, fragte Orla.
    »Das Einzige, was mir übrig bleibt«, erwiderte Maeve. »Schwimmen.«
    »Was?!«
    »Ich bin Piratin - glaubt ihr, die lassen mich einfach so an Bord? Nein, wir müssen weit vor die Flotte fahren. Dann springen wir beide über Bord und warten im Wasser ab. Wir lassen uns von der Strömung auf die Victory zutreiben, während sie herankommt. Es geht kaum Wind; die Schiffe haben wenig Fahrt. Es dürfte also nicht so schwierig sein, uns an den Ruderketten der Victory hinaufzuhangeln, bis auf die Höhe des Achterdecks zu klettern und uns dort auf den Besanpüttings zu verstecken. Dann kriechen wir durch eine Geschützpforte und schleichen uns hinunter in die Kajüte des Admirals. Aber jetzt los. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Normalerweise lag Nelson um einundzwanzig Uhr im Bett, doch an diesem Abend blieb er länger auf als gewöhnlich, um sein Gespräch mit Sir Graham Falconers Flaggkapitän Colin Lord zu Ende zu führen. Währenddessen hielt die Victory unbeirrt Kurs auf Tobago, Trinidad und - so hoffte Nelson - eine ruhmreiche Schlacht mit der französischen Flotte, die ihn in den Augen Englands, der Lady Hamilton und natürlich der Nachwelt für immer unsterblich machen würde.
    Vor Barbados hatte die Königliche Flotte lediglich Admiral Falconers hübsches Flaggschiff angetroffen, außerdem den Zuckertransport, dem er auf dem Weg nach England Geleitschutz hatte geben sollen. Ferner hatten sie von einem Brigadegeneral namens Brereton die Information erhalten, er habe Villeneuves mächtige Flotte vor Santa Lucia gesichtet. Auf Barbados waren sich alle einig, dass der Feind Tobago und Trinidad angreifen wolle. Warum Villeneuve sich mit Kohlen abgeben sollte, wenn die Diamanten von Jamaika und Antigua direkt vor seiner Nase lagen, war Nelson allerdings ein Rätsel. Seine innere Stimme sagte ihm, mit den Informationen

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