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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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ungewöhnlich still - stattdessen spürte Maeve die Gegenwart ihres Vaters. Beinahe konnte sie sogar die Wärme seiner Hände an der Reling fühlen, als hätte er eben noch dort gestanden und nicht vor so vielen J ah ren. Auch seine Stimme konnte sie fast wieder hören, sein Lachen, als er ihr beibrachte, mit dem kleinen Schoner zu segeln. Ihr Vater, ein schneidiger Freibeuterkapitän, der in der Amerikanischen Revolution zur Legende geworden war ...
    »Stell sie ein bisschen mehr in den Wind, Mädchen! Meiner Treu, sie ist doch kein Rahsegler! Lass sie fliegen!«
    »Aber Papa«, hatte sie mit ihren acht Jahren geschrien, »sie geht doch schon, so hoch sie kann! Sonst kann sie nicht mehr wenden!«
    »Mädchen, ich habe sie gebaut - glaubst du, ich weiß nicht, was sie kann?« Sein Lachen - ein dröhnendes, fröhliches, irisches Lachen - hatte sich mit dem Wind vermischt; dann war er nach achtern gekommen, um seine Hände auf die ihren zu legen und sie ruhig am Ruder zu halten. Er hatte ihr alles über Schiffe und das Segeln beigebracht, über Wind, Wellen und Wetter ... »Also, du musst auf dein Schiff hören, dann spricht die Kestrel auch mit dir. Hör ihr immer gut zu, Tochter, denn sie besitzt die Weisheit des Meeres. An dem Tag, an dem du vergisst, auf sie zu hören, wirst du der See unterliegen ...«
    Die Erinnerung verblasste und verlor sich in der Stille der Nacht. Maeve biss sich auf die Lippen und schluckte heftig, um den dicken Kloß im Hals aufzulösen. Hoch über ihr funkelten eine Million Sterne in himmlischer
    Selbstvergessenheit. Sie sah zu ihnen hinauf und fragte sich, ob die gleichen Sterne jetzt über ihrem Vater standen, mehr als tausend Meilen entfernt in Neuengland ...
    Wie jeden Tag in den vergangenen sieben }ahren wandte sie dann den Blick zum dunklen Horizont, doch da draußen waren keine Lichter zu sehen, kein Schiff, das hereinkam. Nur Leere, wie sie es erwartet hatte. Ihr Vater kam nicht, sie zu suchen. Auch ihre Mutter nicht. Niemand kam zu ihr, weil sich niemand um sie scherte.
    »Käpt'n?«
    Rasch schluckte Maeve den heißen Kloß im Hals hinunter. Wenigstens hatte sie die Kestrel und all ihre Erinnerungen, die ihr niemand wegnehmen konnte.
    »Käpt'n? Alles in Ordnung?«
    »Ja, natürlich ist alles in Ordnung!« Sie fuhr zu den anderen herum und setzte ein hartes Lächeln auf, das keinen weiteren Kommentar duldete. »Ich denke nur nach, das ist alles. Und ich habe mich entschieden. Wir machen uns auf die Suche nach Nelson, aber ohne unseren Gefangenen, damit wir verhandeln können. Wenn dieser Gray sowohl für die britische als auch für die französische Marine so wertvoll ist, werde ich sie gegeneinander ausspielen, damit wir möglichst viel Geld für ihn bekommen.«
    »Oh, Majestät, das ist wundervoll!«
    Achselzuckend wandte Maeve sich ab. Das Herz tat ihr weh.
    »Aber was, wenn der Admiral nicht glaubt, dass wir den Mann haben?«, fragte Sorcha, die immer noch auf der Kanone saß und die Beine baumeln ließ. »Vielleicht denkt er, wir machen ihm was vor.«
    »Ich kann es nicht riskieren, ihn mitzunehmen«, entgegnete Maeve entschlossen und füllte ihren Becher erneut am Rumfass auf. »Jedenfalls jetzt noch nicht. Lord Nelson soll ein anständiger Mann sein, aber vielleicht betrachtet er unseren Gefangenen als Eigentum der Königlich Britischen Marine und weigert sich deshalb zu verhandeln. Der Gefangene gehört uns, und deshalb verlangen wir auch Geld für ihn. Und glaubt mir, wenn die Briten diesen Verräter so gerne haben wollen, werden sie großzügig bezahlen, um ihn zurückzubekommen. Vor allem, wenn ich durchblicken lasse, dass ich keine Skrupel habe, ihn an Villeneuve zu verkaufen.«
    »Ich finde, wir sollten den Gefangenen lieber zu Admiral Falconer bringen«, sagte Sorcha mit der ganzen Weisheit ihrer sechzehn Jahre. »Vielleicht zahlt der besser als Nelson. Immerhin ist der Kerl von seinem Flaggschiff getürmt.«
    Maeve lachte verächtlich auf. »Was, zu diesem Schurken? Graham Falconer ist nichts als ein Halunke, der das Gehirn in der Hose trägt, immer in Habt-Acht-Stellung! Er ist viel zu beschäftigt damit, den guten Ruf diverser Frauen zu ruinieren, als dass er Zeit für uns hätte!«
    »Harte Worte, Majestät. Sie sind Sir Graham doch noch nie begegnet.«
    »Das ist auch nicht nötig. Seine amourösen Abenteuer sind kein Geheimnis, und es ranken sich mehr Geschichten darum als um Morgans Gold.«
    »Immerhin hat er uns gegenüber ein Auge zugedrückt.«
    »Ja, weil

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