Königin der Schwerter
greifst du endlich, dass es auch in unserer ach so fortschrittl i chen Welt noch Dinge gibt, die wir w e der erklären noch berechnen können? Dinge, die wir nicht verst e hen, wenn wir uns ihnen nicht öffnen. So wie das T a rot, das uns den Tod meiner Großmutter vorhergesagt hat.«
»Also wirklich«, Manon hob theatralisch die Hä n de. »Ich muss doch kein Tarot legen, um herauszufi n den, dass eine alte Frau irgendwann sterben wird. So ungewöhnlich ist das ja nun auch wieder nicht. Wisst ihr was? Ich gehe.« Noch während sie das sagte, wan d te sie sich zur Tür. »Wenn ihr meine Meinung hören wollt, sollte Sandra den Affen so schnell wie möglich wieder verkaufen oder in die Mülltonne werfen. Da gehört er nämlich hin. Also, bis bald und ciao.«
Schwungvoll fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Sandra schaute ihr verblüfft nach, machte aber ke i ne Anstalten, ihr zu folgen. Manons Abneigung gegen alles Übersinnliche war ihr nicht neu. Der unerschü t terliche Glaube, dass alles, was geschah, eine logische Erklärung hatte, hatte Manon schon als Kind sehr erwachsen wirken lassen. Wo Sandra Hexen und G e spenster hatte lauern sehen, hatte es für Manon immer nur Nebel und Schatten gegeben.
»Na, die ist heute aber schlecht drauf«, hörte San d ra Ivana in ihre Gedanken hinein sagen.
»Ja, schade.« Sandra zog die Schultern hoch und machte ein betrübtes Gesicht. »Ich weiß auch nicht, was plötzlich in sie gefahren ist.«
Eine Weile herrschte Schweigen, dann fragte Iv a na: »Sag mal, hast du etwas dagegen, wenn ich den Affen mitnehme und ihn heute Abend meiner Tante zeige? Sie hat Erfahrung als Medium. Vielleicht kann sie herausfinden, was es mit der seltsamen A u ra auf sich hat.«
»Gute Idee.« Sandra nickte. »Meinetwegen kannst du ihn mitnehmen.«
»Soll ich dir vielleicht auch mal die Karten l e gen?«, bot Ivana ihr an.
»Hm. Ich weiß nicht.« Sandra war sich nicht s i cher, ob sie in die Zukunft sehen wollte, da sie fürchtete, dass ihr etwas Schlimmes prophezeit we r den könnte. Lieber tappte sie blindlings in eine Falle, als woche n lang vorher darüber nachzudenken, wo und wann di e se wohl zuschnappen würde.
»Ich könnte versuchen herauszufinden, wann du deinem Traummann begegnest, ob du später einen guten Job bekommst oder ganz einfach nur, ob die Z u kunft dir Glück bringen wird«, meinte Ivana unb e irrt.
»Ich überlege es mir.« Sandra entging nicht, dass Ivana einen raschen Seitenblick auf ihre Armban d uhr warf »Musst du los?«, fragte sie.
»Es ist schon fast sechs Uhr.« Ivana hatte es plöt z lich eilig. »Ich wollte meine Mutter doch nicht so la n ge allein lassen. Du kannst dir nicht vorstellen, was bei uns los ist. Es ist alles ein bisschen viel für sie. Sie ist ja nun auch nicht mehr die Jüngste.«
»Kein Problem.« Sandra stand auf, um Ivana zur Tür zu begleiten. »Danke, dass du dir die Zeit g e nommen hast vorbeizukommen. Ich wünsche dir e i nen guten Flug. Komm heil und gesund zurück.«
»Keine Sorge, das werde ich.« Ivana zwinkerte Sa n dra zu. »Ich hab schon das Tarot befragt.«
»Das hätte ich mir denken können.« Sandra grin s te. »Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Bis bald.«
»Ja, bis bald. Szia.« Ivana drehte sich um und wollte die Treppe hinunterlaufen, da fiel ihr noch etwas ein. »Halt! Warte!«, rief sie und kam noch einmal zurück. »Jetzt hätte ich fast vergessen, den Affen mitzune h men.«
»Den Affen?« Unwillkürlich zuckte Sandra zusa m men. »Warum?«
»Hast du das schon vergessen?« Ivana runzelte die Stirn. »Du hast doch gesagt, ich kann ihn mi t nehmen und meiner Tante zeigen. Du weißt schon, wegen der Aura.«
»Nein!«
»Wie – nein? Aber du hast doch vorhin gesagt …«
»Ich habe es mir anders überlegt.«
»Aber …«
»Manon hatte recht, es ist nur eine Statue aus Ton«, erwiderte Sandra. Sie war verwirrt, weil sich plötzlich alles in ihr dagegen sträubte, den Affen for t zugeben. Ein kleiner Teil von ihr revoltierte d a gegen, aber das Gefühl, ihn behalten zu müssen, war so ü bermächtig, dass sie nicht anders konnte, als Ivanas Bitte abzuweisen.
»Aber das stimmt nicht.« In Ivanas Gesicht wec h selten Verwirrung und Unverständnis in r a scher Folge. »Ich habe es gespürt. Der Affe …«
»Der Affe bleibt hier.« Sandra ließ sich nicht bei r ren.
»Also schön.« Ivana seufzte resignierend. »Es ist schließlich dein Affe. Mehr als anbieten kann ich es dir nicht. Also dann, bis
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