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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nicht mehr die Jüngste. Wir können es uns nicht leisten, deine Gabe unb e achtet zu lassen. Ich habe daher beschlossen, dass du schon morgen Qua r tier bei Bethia beziehen wirst.«
     
    ***
     
    Zoltan, der erste Kommandant der Garde von To r pak, wirkte von Statur und Auftreten her wie der Inbegriff eines Kriegers. Dessen ungeachtet war er aber auch ein wortgewandter Diplomat, der selbst heftigen Zorn hinter nüchterner Ruhe verbergen konnte – eine E i genschaft, die ihm schon so ma n ches Mal das Leben gerettet hatte, wenn es galt, sich Karadek gegenüber zu behaupten. Anders als der Regent, der in seinem Jä h zorn oft unbedacht hande l te, blieb Zoltan auch bei Auseinandersetzungen stets ruhig und so besonnen, dass jene, die ihn nicht kan n ten, ihn häufig für schwach hielten. Doch die auge n scheinliche Schwäche täuschte, denn Zoltan vermochte mit großem G e schick zu taktieren und wus s te sein Ziel auf anderen Wegen zu erreichen.
    Als Befehlshaber der Garde war es seine vorra n gige Aufgabe, für die Sicherheit des Regenten und dessen Familie zu sorgen, Aufstände zu verhindern und die Rebellen im Zaum zu halten. Ein Auftrag, dem er mit der nötigen Härte und notfalls auch Rücksichtslosi g keit nachging. Er war es gewohnt, Erfolg zu haben, auch wenn er seinem ganz persö n lichen Ziel, den Leichnam Zarifes zu finden und zu vernichten, in all den Jahren seines Wirkens noch kein Stück näher g e kommen war.
    So freute es ihn umso mehr, dass Karadek ihm en d lich den Befehl erteilt hatte, das Heer Torpaks ins Hochland zu führen, um dort einen möglichen Au f stand der Rebellen schon im Keim zu ersticken.
    Beflügelt von den Möglichkeiten, die sich ihm d a mit eröffneten, hatte er am Abend alle Kommanda n ten im großen Beratungssaal seines prachtvollen Ha u ses zusammengerufen.
    Die dreißig Männer an dem großen ovalen Tisch aus dunklem Eichenholz wussten noch nichts davon, dass sich die Prophezeiung erfüllt hatte. Ungeduldig harrten sie dessen, was Zoltan zu berichten hatte.
    Dieser wartete jedoch, bis Ruhe einkehrte. »Mä n ner«, hob er schließlich in der ihm eigenen, gelass e nen Art an. »Die Raben haben gesprochen.«
    Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Nach e i nem kurzen Moment des Erschreckens war es mit der Ruhe wieder vorbei. Die Kommandanten redeten au f gebracht durcheinander. Einige waren aufg e sprungen und gestikulierten wild. Andere versuchten stumm und mit versteinerter Miene zu ergründen, was die Nachricht für sie bedeuten mochte.
    »Ruhe!« Zoltans verhaltener Ruf vermochte das Stimmengewirr nicht zu übertönen. Erst der To n krug, den er mit Wucht auf den Tisch knallte, um sich G e hör zu verschaffen, ließ die Männer ve r stummen. »Wie ich sehe, wisst ihr um den Ernst der Lage«, fuhr er fort. »Es entspricht der Wahrheit, dass Zarife einen Weg gefunden hat, ihre jahrhu n dertealte Drohung wahr zu machen. Wir können es uns also ersparen, uns den Kopf über die Glaubwü r digkeit dieser Nachricht zu zerbrechen. Sie ist auf dem Weg, die erlittene Schmach zu rächen und To r pak zu vernichten.« Er machte eine Pause, um die Worte wirken zu lassen, und fuhr dann fort: »Was wir nicht mit Bestimmtheit sagen können, ist, wann und wo sie zurückkehren wird. Ein Umstand, der es uns sehr erschwert, die Ve r teidigung zu organisi e ren.«
    »Gibt es dafür denn keinen Plan?« Einer der Ko m mandanten erhob sich. »Mit Verlaub«, hob er an, »die Prophezeiung ist nicht neu. Jeder, der seit der Ve r nichtung des Weißen Tempels über Torpak und die annektierten Gebiete herrschte, musste damit rechnen, dass sich die Prophezeiung zu seinen Le b zeiten erfüllen könnte. Da wäre es doch weitsichtig gewesen, einen Plan zur Verteidigung auszuarbeiten, der …«
    »Solche Pläne gab es«, fiel Zoltan dem Redner ins Wort. »Doch sie sind hoffnungslos veraltet und u n brauchbar. Waffen, Rüstungen und Kampftechn i ken haben sich in den vergangenen Jahrhunderten sehr verändert, und früher gab es auch noch keine Rebe l len.«
    »Mit anderen Worten, wir sind völlig unvorbere i tet«, tönte es vom anderen Ende des Tisches he r über.
    »Nicht völlig«, schränkte Zoltan ein. »Karadek und ich haben Beschlüsse gefasst, die der sofortigen Umse t zung bedürfen. Dabei sind es vor allem die Rebellen, auf die sich unser Augenmerk richtet, denn sie werden, so viel ist sicher, das Heer stellen, auf das Zarife ihren Rachefeldzug stützen wird.«
    »Die Rebellen?« Jemand lachte.

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