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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sie zurück und ve r stummten schließlich ganz. Aideen nahm es verwu n dert zur Kenntnis; ihre Aufmerksamkeit aber galt dem wohlgehüteten Schatz, der hier verwahrt wurde.
    Respektvoll blieb sie vor der Höhle stehen. Ein kühler Luftzug strich ihr, aus dem Dunkel ko m mend, wie eine eisige Hand über das Gesicht. U n willkürlich fröstelte sie. Es war jedoch nicht die Kälte, die ihr e i nen Schauder über den Rücken jagte, es war etwas anderes – die Ahnung von etwas Altem, Mächtigem, die in der Berührung mitschwang und ihr die eigene Vergänglichkeit mehr denn je bewusst machte.
    Ich bin es nicht würdig, hier zu sein, dachte sie e r bebend. Ich bin zu schwach. Eine schwache Seele in einem schwachen Körper, dazu verdammt zu verg e hen, während sie, die hier ruht, Jahrhundert um Jah r hundert unbeschadet überstanden hat.
    Für einen Augenblick war sie tatsächlich versucht kehrtzumachen, aber Bethia gab ihr mit einem Han d zeichen zu verstehen, dass sie warten solle. So langsam, dass es fast wie ein feierliches Ritual a n mutete, ging die Seherin an der Wand entlang und entzündete nac h einander sechs Fackeln, die dort in eisernen Halteru n gen bereitstanden. Mit jeder neu entfachten Flamme wichen Dunkelheit und Kälte ein Stück weiter zurück, und Aideen entspannte sich etwas. Auf ein Zeichen von Bethia hin betrat schließlich auch sie den Raum. Er war nicht leer. In der Mitte erhob sich ein Quader aus massivem Fel s gestein, der wie ein Altar aussah. Rechts und links davon flackerten in zwei eisernen Becken Feuer u n ter den Kohlen auf, die, von Bethia entfacht, ein gespenstisches rotes Licht auf eine ve r hüllte Fraue n gestalt warfen, die auf dem Altar ruhte.
    Aideen trat näher. Die Frau war unbekleidet und lag auf dem Rücken. Ihr makelloser Körper wurde gänzlich von einem glänzenden weißen Tuch b e deckt, das, wie schon die Kammer, keine Spuren von Staub oder Alter zeigte. Ihre Arme waren am Körper ang e winkelt. Die schlanken Hände umfassten einen Stab, der auf ihrem Bauch ruhte. Unter dem schweren, gla t ten Stoff trat jeder einzelne der mit kostb a ren Ringen geschmückten Finger deutlich hervor. Augen, Mund und die kurze spitze Nase zeichneten sich so lebensnah unter dem Gewebe ab, dass A i deen kaum glauben konnte, vor einer Toten zu st e hen.
    »Unglaublich, dass sie schon so lange tot ist, nicht wahr?« Bethia war neben sie getreten und b e trachtete den verhüllten Leichnam. Sie sprach sehr leise. De n noch kam es Aideen vor, als sei es ein Frevel angesichts der Stille, die diesen Raum seit Jahrhunderten erfüllte.
    »Sie ist wunderschön«, hauchte sie mit rauer Sti m me, unfähig, den Blick von der makellosen Fraueng e stalt abzuwenden. Mehr denn je erfüllte sie der G e danke mit Freude, dass Zarife, die hier so friedlich schlafend ruhte, schon bald auferstehen würde, um Benize die Freiheit zu bringen und das alte Reich neu entstehen zu lassen. Und sie malte sich aus, wie es wohl sein würde, wenn sich der Körper das erste Mal seit Jahrhunderten von dem Altar erhob.
    »Ja, das ist es, wonach wir alle uns sehnen.« Bethia schien in ihren Gedanken zu lesen wie in einem off e nen Buch. »Wir dürfen uns wahrlich glücklich schä t zen, im Morgengrauen des neuen goldenen Zeitalters zu leben, in dem sich die Pr o phezeiung erfüllt. Nicht mehr lange, dann wird sie wieder unter uns weilen.« Sie verstummte, und als sie weitersprach, war alle E r griffenheit aus ihrer Stimme verschwunden. »Zuvor aber gibt es noch viel zu tun. Ohne unsere Hilfe wird Zarife den Weg zurück nicht finden. Sie wird das Tor selbst öffnen, aber wir müssen sie leiten, damit sie an ihren B e stimmungsort zurückfindet.«
    »Sie wird ein Tor öffnen?« Irgendwie hatte Aideen immer geglaubt, dass Zarifes Seele in der lichtlosen Z o ne zwischen ihrer Welt und dem Halvadal gefangen war. Bethias Worte machten sie stutzig. »Wo ist sie jetzt?«
    »Es ist ihr gelungen, in einer anderen Welt einen neuen Körper zu finden«, erklärte Bethia. »Sie lebte dort seit mehr als zwanzig Jahren, ohne um ihre Ve r gangenheit zu wissen. Erst als es einem Simion gelang, sie zu erreichen, erwachte ihr wahres Selbst, das sie nun hierher führen wird.«
    »Ein Simion?« Aideen runzelte die Stirn.
    Bethia seufzte. »Hätten wir mehr Zeit gehabt, ich hätte dich in diesen Dingen ausführlich unterwi e sen«, sagte sie. »So aber kann ich dir nur kurz das Wichtig s te erklären.« Sie ging zu einer der Nischen, die auf

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