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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Luft auf und ließ neue Eiskristalle in se i nem Bart zurück. »Vielleicht.«
    »Vielleicht?« Jolfur schaute ihn an. »Wie meinst du das?«
    Bjarkar erwiderte den Blick nicht. »Ich hoffe, es ist keine Falle.«
    »Eine Falle?«, fragte Jolfur erstaunt. »Wie kommst du darauf?«
    »Die Herrscher in Torpak kennen viele wirksame Methoden, Geheimnisse zu lüften«, erklärte Bjarkar ernst. »Wenn sie von der Bedeutung der Bluttauben erfahren haben …« Er ließ den Satz unvollendet, aber Jolfur verstand. »Willst du damit sagen, ich sei zu gu t gläubig, weil ich dem Ruf ohne zu zögern folge?«
    »Ich meine, dass ich die Botschaft erst dann glaube, wenn ich das Rebellenheer mit eigenen Augen gesehen habe.« Bjarkar ließ den Atem in einer dünnen Rauc h fahne aus dem Mund entweichen. »So lange bleibe ich wachsam.«
    »Ich verstehe.« Jolfur nickte bedächtig. Es e r staunte ihn immer wieder, welch umsichtige Geda n ken seinen Freund, den ehemaligen Holzfäller, b e wegten. Mit seiner enormen Größe, dem wüsten Haarwuchs, den breiten Schultern und Händen so groß wie Schaufeln wirkte er wie ein Mann, der die Weisheit nicht eben mit Löffeln gegessen hatte. Und doch steckte in ihm viel mehr als nur plumpe Kraft.
    »Diesmal ist es anders«, sagte Bjarkar scheinbar z u sammenhangslos in seine Gedanken hinein.
    »Anders?« Jolfur verstand nicht.
    »Der Kampf! Er ist anders«, sagte Bjarkar in e i nem Ton, als erkläre dies alles. »Wir sind Rebellen. Keine Söldner.«
    »Was macht das für einen Unterschied, wenn wir gegen die Unterdrückung durch Torpaks Herrscher kämpfen?«
    »Bisher haben wir für uns gekämpft«, erklärte Bja r kar gedehnt. »Schließen wir uns dem Heer an, käm p fen wir für sie.«
    »Für Zarife?«
    Bjarkar nickte.
    »Was ist so schlimm daran?«, wollte Jolfur wissen. »Zarife wird auch gegen Torpak kämpfen. Jedes Schwert zählt. Wir sind keine Söldner, wir sind Ve r bündete.«
    »Wir sind Söldner«, beharrte Bjarkar. »Sie wird herrschen, wir nicht.«
    »Irgendjemand wird immer herrschen«, sagte Jo l fur leichthin. »Was ist daran verwerflich? Sie wird uns von den Tyrannen befreien und die goldenen Zeiten von Benize zurückbringen. So wie die Pr o phezeiung es uns seit Jahrhunderten verheißt.«
    »Wird sie das?« Bjarkar sah Jolfur von der Seite her an.
    »Bin ich dir wieder zu gutgläubig?«, fragte dieser in Anspielung auf den Beginn ihres Gesprächs.
    »Ich meine, dass ich es erst dann glaube, wenn ich die goldenen Zeiten mit eigenen Augen sehe«, meinte Bjarkar wie zuvor. Doch beließ er es nicht dabei, so n dern fügte hinzu: »Wir alle kennen die Legenden, die uns erzählen, wie es damals war. Weil wir sie kennen, glauben wir zu wissen, wie es in Benize war, und h a ben im Grunde doch gar keine Ahnung.«
    »Nun, immerhin wissen wir, dass die Herrscher in Torpak die Legende nicht dulden«, wandte Jolfur ein. »Das beweist, dass sie Zarifes Rückkehr fürc h ten.«
    »Aber beweist es auch, dass die Legenden wahr sind?«, fragte Bjarkar herausfordernd. »Was, wenn es diese goldenen Zeiten niemals gegeben hat? Wenn Zarife eine machthungrige Tyrannin ist, die die L e genden geschickt dazu nutzt, ein Heer für den Tag ihrer Rückkehr bereit zu haben?«
    »Bjarkar!« Die ketzerischen Gedanken seines Freundes erschütterten Jolfur. Für ihn war der Fre i heitskampf der Rebellen untrennbar mit der Rüc k kehr Zarifes verbunden. Er war stolz und glücklich, die entscheidende Schlacht miterleben zu dürfen, und hoffte wie so viele im Waldland auf den Beginn einer friedlichen Zeit unter Zarifes Herrschaft, ganz wie es die Prophezeiung vorhersagte. »Die Lege n den sind wahr«, sagte er so fest, als genüge allein die Überze u gung, um aus den Worten eine Wahrheit zu machen. »Zarife wird das Land befreien. Unter ihrer Herrschaft wird Benize neu erblühen, und wir kö n nen endlich in Frieden leben. Dafür kämpfen wir und dafür sterben wir. So wie wir es geschworen haben.«
     
    ***
     
    In der Nacht zum Montag begannen sich Sandras Träume zu wiederholen. Immer wieder gab es Fra g mente, die sie im wirren Durcheinander zusamme n hangsloser Bilder wiederzuerkennen glau b te. Orte, Landschaften, Gestalten oder Gebäude, bei denen sie das Gefühl hatte, sie schon einmal gesehen zu haben oder deren Namen kennen zu müssen. Zwischendurch tauchte immer wieder das seltsame Zeichen aus drei spiralförmigen Kreisen auf, das auch auf dem Rücken der Affenskulptur zu sehen war. Doch die Lösung des

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