Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
schade, dass sie die Fahrt diesmal nicht richtig genießen konnte. Als sich die Türen erneut öffneten, zog sie ihn heraus, nahm ihm die Schlüssel ab, fand den zur Wohnungstür und öffnete.
»Dir entgeht wohl gar nichts. Vielleicht solltest du es als Privatdetektivin versuchen.«
Wortlos stieß sie mit dem Fuß die Tür hinter ihnen zu, beugte sich vor und warf ihn sich über die Schulter.
»Schätzchen, das kommt aber plötzlich«, lallte er.
Sie ließ ihn mit dem Bauch nach unten auf das Bett gleiten, zog ihm die zerfetzte Jacke aus und riss ihm die Überreste seines Hemds vom Körper.
Der Schmerz war so heftig, dass er zischend den Atem durch die Zähne stieß. »Geht’s vielleicht noch ein wenig grober, Schwester? Ich liebe Schmerzen.«
»Still jetzt.« Die Wunden waren tiefer, als sie gedacht hatte. Vier hässliche Furchen und eine ausgefranste Stichwunde. Das Blut, das angefangen hatte zu gerinnen, sickerte erneut aus der Wunde. »Zuerst muss ich das reinigen. Wo kann ich Wasser holen?«
»Am Wasserhahn im Badezimmer. Waschbecken. Au, verdammt noch mal. In der weißen Schüssel, der oberen,
meine ich«, setzte er hinzu, als er sich vorstellte, wie sie Wasser aus der Toilette schöpfte. »Du musst am Griff drehen.«
Sie fand das Badezimmer mit dem Waschbecken und stellte erfreut fest, dass aus dem Hahn wirklich Wasser strömte. Nachdem sie ein Handtuch darin eingeweicht hatte, trug sie es tropfnass ins Schlafzimmer. Ein Schauer lief durch seinen Körper, als sie seinen Rücken damit bedeckte.
Dann reinigte sie die Wunden. Er war ein mutiger Kämpfer, der den Schmerz tapfer ertrug und nicht nur die Stärke, sondern auch das Herz eines Kriegers besaß. Sie erinnerte sich, wie seine Hand in die Höhe fuhr und sich um den Griff des Schwertes schloss, das sie ihm zugeworfen hatte.
Ein gutes Gespann, entschied sie. Bisher hatte sie noch nie einen Partner gehabt, den sie zugleich bewundern, achten und begehren konnte.
Sie holte ihre Vorratstasche und griff nach der Phiole mit dem Heilpuder, das alle Krieger bei sich trugen. Dabei streiften ihre Finger das Tuch, das Mav um ihre Hand gewickelt hatte.
Mit gespitzten Lippen betrachtete sie prüfend ihre unversehrte Handfläche. Vielleicht steckte noch etwas von den Kräften der Heilerin in dem Stoff. In aller Eile rührte sie eine Paste aus Puder und Wasser an.
»Es wird brennen«, warnte sie ihn. »Das lässt sich leider nicht vermeiden.«
»Brennen« war eine starke Untertreibung. Seine Haut schien unter ihren Händen zu explodieren, als sie das Heilmittel auf den Wunden verteilte. Er ballte die Fäuste, und sein Körper bäumte sich unwillkürlich auf.
»Es dauert nur einen Augenblick«, murmelte sie mitfühlend. »Die Paste vertilgt jede Infektion.«
»Und das Fleisch gleich mit?«, stieß er knirschend durch die Zähne.
»Nein, aber es fühlt sich so an. Schrei ruhig, das ist keine Schande.«
»Ich werde es mir merken.« Aber er fluchte nur leise und inständig, was der Jägerin noch größere Achtung vor ihm einflößte.
Als die Farbe der Paste von kränklichem Gelb zu Weiß wechselte, atmete sie erleichtert auf. Die Infektion war am Abklingen. Über die eingeriebenen Wunden legte sie das dünne Heiltuch.
»Falls ich irgendwelche Zauberkräfte besitze«, flüsterte sie, »so sollen sie ihm helfen. Schlaf jetzt, tapferer Harper.« Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar. »Schlafe und werde gesund.«
Er hatte merkwürdige, lebensechte Träume von Kampf und Blut, Sturm und Schwert. Von Kadra, deren Kriegsruf durch dunkle, feuchte Tunnel hallte. Vom König der Dämonen, der in den Schatten ein Festmahl hielt.
Von ihm selbst, dessen tödlicher Hieb das grüne Blut aufspritzen ließ.
In seinen Träumen lernte er ihren Körper kennen, fühlte ihre üppigen Kurven unter seiner Hand, schmeckte ihre Haut, hörte ihr Stöhnen. Er sah, wie sie sich über ihm erhob: Kriegerin, Göttin und Frau.
Ihre warmen Lippen auf den seinen schienen ihm nur allzu real.
Als er erwachte, verlangte sein ganzer Körper nach ihr.
Er setzte sich auf, wobei er instinktiv nach seinem Rücken tastete. Nichts, keine Wunde, kein Kratzer, noch nicht einmal eine Narbe. Seine Schulter war völlig unversehrt.
War alles doch nur ein Traum gewesen? Eine wilde, vom Alkohol beflügelte Fantasie von der schönsten Frau aller Zeiten?
Der Gedanke, dass sie nur in seiner Vorstellung existieren mochte, schien ihm ungeheuer deprimierend. Was waren schon ein paar Bok-Dämonen,
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