Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
strich sie mit den Händen über ihre Brüste. »Berühre mich.«
Als er nach ihr greifen wollte, rollte sie sich lachend weg, winkte ihm jedoch mit dem Finger.
Er stürzte sich auf sie.
Offenbar nahm sie den Ringkampf sehr ernst, denn schon nach fünf Sekunden lag er unter ihr. »Zwei von drei«, sagte er und stürzte sich in den Kampf.
Sie balgten sich auf dem Bett, rangen, kämpften, rieben sich aneinander, hielten sich mit Händen und Beinen fest. Er wusste nicht, ob sie ihn gewinnen ließ, aber es war ihm auch egal, denn nun lag sie unter ihm und sah ihn aus ihren funkelnden grünen Augen an.
»Sagen wir, es steht unentschieden«, schlug er vor und beugte sich über sie.
Ihre Hand schoss vor und legte sich über seinen Mund. »Unsere Lippen dürfen sich nicht berühren. Das ist nicht gestattet.«
»Küsse sind in deiner Welt verboten?«
»Ein Kuss ist ein Geschenk.« Nun geriet sie selbst außer Atem, keuchte unter dem Gewicht seines Körpers und in dem Wissen, wie nah seine Lippen waren. »Ein Versprechen
zwischen Menschen, die sich aneinander binden.«
»Genau daran hatte ich gedacht.«
»Nein, die Vereinigung ist … Gymnastik. Eine Bindung ist fürs Leben.«
Er brauchte diesen Mund wie die Luft zum Atmen, aber er wollte, dass sie ihm ihre Lippen freiwillig überließ. »In unserer Welt ist ein Kuss ein Zeichen von Vertrauen, Zuneigung, Liebe, Freundschaft, von allem Möglichen. Wenn ein Mann und eine Frau sich bei uns vereinigen, ist der Kuss ein Teil dieser Verbindung, ein angenehmer Teil. Hast du noch nie einen Mann geküsst?«
»Ich habe kein solches Versprechen gegeben.«
Dann gib es mir, dachte er. »Lass mich dir zeigen, wie wir es in meiner Welt tun.« Er streifte mit den Lippen ihre Wange. »Schenk mir deinen Mund, Kadra.«
Die Hand, die ihn auf Abstand hielt, begann zu zittern. »Ich darf keinen Lebenspartner wählen.« Sie spürte seinen warmen, verführerischen Atem auf ihren Lippen. »Einer Jägerin ist das in meiner Welt nicht erlaubt.«
»Aber wir leben hier und jetzt.« Er schloss seine Hand um die ihre, die noch auf seinem Herzen lag. »Lass mich der Erste sein. Der Einzige.«
Sie hätte sich wehren können. Sie besaß die nötige Kraft und den Willen dazu, obwohl dieser immer mehr dahinschwand. Aber seine Lippen fühlten sich auf ihrer Haut so wunderbar weich an. Ihre Berührung war wie die Verkörperung aller Versprechen, die sie niemals geben konnte.
Und ihr Mund sehnte sich nach ihm.
Es ist seine Welt, dachte sie, als sie nachgab. Sie war in seiner Welt.
Ihre Lippen trafen sich. Ihr stockte der Atem. Diese Intimität, der süße Geschmack, die Begegnung ihrer Zungen waren mächtiger als jeder Trank, den sie jemals gekostet hatte.
Schon beim ersten Schluck war sie berauscht.
»Mehr«, verlangte sie und zog ihn an den Haaren zu sich herab, damit ihre Münder sich vereinigen konnten.
Bis dahin hatte er einen Kuss für eine schlichte Angelegenheit gehalten, die zum Liebesspiel gehörte. Mit ihr erlebte er zum ersten Mal seine volle Bedeutung. Immer tiefer versank er in ihr, bis sein ganzer Körper vor Verlangen brannte.
Auf dich habe ich gewartet, dachte sie, während sie sich ihm entgegenstreckte. Ihr Körper schrie nach seinen Händen. Wie ist das möglich, wo ich doch gar nicht wusste, dass es dich gab? Wie konnte ich dich brauchen, wo ich dich doch gar nicht kannte?
Doch als seine Hände über ihre Haut wanderten, wusste sie, dass es dennoch so war. All die neu entdeckte Leidenschaft in ihrem Blut schenkte sie ihm.
Für ihn war sie ein Wirklichkeit gewordener Wunschtraum. Kurven und glatte Haut, fordernde Hände und ein hungriger Mund. Wie im Fieber bewegte sie sich unter ihm, verlangte mehr und mehr.
Sie rangen immer noch miteinander, aber ihre Haut war feucht vom Schweiß, und ihr Atem ging stoßweise. Der Mund, der den ihren unterworfen hatte, eroberte nun ihren ganzen Körper.
Als sie ihren Höhepunkt erreichte, packte er sie wie eine Welle, die in ihr aufstieg und sich in einem heiseren Schrei über ihn ergoss.
Wie in seinem Traum saß sie plötzlich auf ihm – Frau, Kriegerin, Geliebte. Sie nahm ihn in sich auf, schloss ihn in sich ein und ritt ihn mit zurückgeworfenem Kopf.
Vereint, dachte er, benebelt von dem in seinen Adern pochenden Blut. Mit ihr verschmolzen.
Er richtete sich auf, schlang seine Arme um sie und presste seine Lippen auf die ihren. Dann stürzten sie gemeinsam in einen endlosen Abgrund der Lust.
6
N OCH NIE HATTE sie eine
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