Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Vereinigung so intensiv und lustvoll erlebt. Diese geheimnisvolle Empfindung, die über das Körperliche hinausging, war ihr neu. Niemals zuvor hatte sie sich zugleich als Besiegte und als Siegerin gefühlt.
Die Barden sangen von solchen Vereinigungen, aber bis jetzt hatte sie diese stets für die Verwirrungen romantischer Seelen gehalten.
Jetzt erst merkte sie, dass die Verbindung zwischen ihnen weiter fortbestand. Verschlungen wie die Glieder einer Kette hielten sie einander in den Armen. Das hier war mehr als Gymnastik, und sie wollte, dass es ewig dauerte.
Versuchsweise rieb sie die Lippen aneinander. Sein Geschmack war noch nicht verflogen, aber es war nicht nur sein Körper, den sie spürte. In der Intimität des Kusses hatte sie sich von seinem Mund genährt, wie er von dem ihren. Sie hatte nicht gewusst, dass die Begegnung zwischen Mann und Frau so leidenschaftlich und doch so zärtlich sein konnte.
Zärtlichkeit war ihr bisher unbekannt gewesen, und sie hatte auch nie das Bedürfnis danach gespürt.
Kein Wunder, dass der Kuss auf den Mund in ihrer Welt der lebenslangen Bindung vorbehalten war und zu den geheiligten Gelübden für alle Zeiten gehörte.
Ob sie wohl ihr Leben miteinander hätten teilen können, wenn sie beide in einer Welt gelebt hätten?
Der Gedanke daran rief eine schmerzliche Sehnsucht
in ihr wach, doch sie erinnerte sich selbst an ihre Aufgabe. Jägerin und Sucher gingen nur den gleichen Weg, bis die Schlacht gewonnen war. Danach musste jeder in seine eigene Welt zurückkehren.
Doch bis diese Zeit kam, würde sie nehmen, was sie konnte.
»Ich mag dieses Küssen«, stellte sie fest, während sie mit den Händen sein Haar zurückstrich, um in sein Gesicht zu sehen. »Wenn sich noch einmal die Gelegenheit zur Vereinigung ergibt, würde ich das gerne wiederholen.«
»Küssen gehört nicht nur zur Vereinigung.« Versunken in den ersten Rausch der Liebe streifte er mit seinen Lippen die ihren.
»Wozu denn noch? Zeig es mir.«
Der Gedanke an diese Art von Unterricht ließ seinen Puls schneller schlagen. »Wenn sich ein Paar geliebt hat, wie jetzt …«
»Sich lieben …« Sie folgte seinem Beispiel und berührte mit ihren Lippen sanft die seinen. »Der Ausdruck gefällt mir.«
»Manchmal, wenn ein Paar nach dem Liebesakt noch ganz aufeinander eingestellt ist, küssen sich die beiden, um zu zeigen, wie viel Lust sie einander geschenkt haben. Dann lassen sie sich Zeit und genießen die Berührung. So etwa.«
Sein Kuss war so sanft und zärtlich, dass sie schnurrte wie eine Katze. Weich und tief, ohne zu fordern. Süß wie der Traum einer Jungfrau.
»Ja«, seufzte sie. »Noch einmal.«
»Warte. Manchmal, wenn die Leidenschaft erwacht ist und die beiden noch in ihren Nachwehen gefangen sind, merkt man das dem Kuss an. So etwa.«
Er riss sie an sich, presste sie an seinen Körper, und sein Mund suchte fieberhaft den ihren. Nun stöhnte sie auf und schlang Arme und Beine um seinen Körper. Seine Haut begann vor Erregung zu prickeln, das Blut rauschte in seinen Adern, und tief in ihm erwachte neues Verlangen.
»Ich begehre dich, wie ich noch nie jemanden begehrt habe.« Ihre Stimme klang heiser, und ihr Herz hämmerte, als hätte sie den höchsten Gipfel der Steinernen Berge erklommen.
»Ich brauche dich, wie ich noch nie jemanden gebraucht habe. Was sollen wir tun, Kadra?«
Sie schüttelte den Kopf. »Unsere Aufgabe erfüllen. Uns bleibt keine Wahl.«
»Die Situation hat sich verändert.«
Wenn es doch nur so wäre, dachte sie. Mit ihm hatte sie eine Lebensfreude kennen gelernt, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie in ihr steckte. »Was ich für dich empfinde, erfüllt mich, und gleichzeitig nimmt es mir etwas. Das habe ich noch mit keinem anderen erlebt.« Dennoch löste sie sich von ihm. »Das Schicksal zweier Welten liegt in unseren Händen. Wir können nicht einander nehmen und sie dabei verlieren.«
»Wir werden sie retten. Und dann …«
»Sprich nicht darüber.« Sie legte ihm die Finger auf die Lippen. »Was auch immer das Schicksal für uns bereithält, finden wir hier und jetzt. Es ist ein Geschenk, das wir schätzen, nicht hinterfragen sollten.«
»Ich will mein Leben mit dir verbringen.«
Sie lächelte, aber ihre Augen waren traurig. »Manche Leben müssen an einem Tag gelebt werden.«
Damit würde er sich nicht abfinden. Schließlich war es
sein Job, Probleme zu lösen. Auch diesmal würde er sich etwas einfallen lassen. Allerdings wusste er, wenn er
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