Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Zorn rief Wind und Hagel herbei, und Fiona ließ die wilden Tiere knurrend und heulend aus dem Wald kommen.«
»Eifersucht ist eine tödliche Waffe, die sich nur allzu oft gegen den Falschen richtet.«
Sie legte den Kopf zur Seite und nickte. »Treffend gesagt. Mein Großvater hörte den Aufruhr und erhob sich von seinem Krankenbett. Da beide Schwestern entehrt waren, konnten die Hochzeiten nicht wie geplant stattfinden. Der Minnesänger, der nicht schnell genug die Flucht ergriffen hatte, wurde ins Verlies gesperrt, bis über seine Strafe entschieden war. Beide Schwestern jammerten und klagten, denn die Strafe würde mit Sicherheit Verbannung oder gar Tod sein. Aber er wurde verschont, als bekannt wurde, dass meine Mutter ein Kind erwartete. Sein Kind, denn sie hatte bei keinem anderen gelegen.«
»Dieses Kind wart Ihr.«
»Ja. So rettete ich durch meine bloße Existenz meinem Vater das Leben. Der Kummer und die Schande brachten meinem Großvater den Tod. Bevor er starb, sandte er Ernia in den Palast der Seufzer. Wegen des Kinds befahl er meiner Mutter, den Minnesänger zu heiraten. Das trieb Ernia
in den Wahnsinn. Am Tag der Hochzeit, dem Todestag ihres Vaters, sprach sie ihren Zauber.
Winter, endlose Jahre lang. Ein See aus Eis, der die Rosenburg von der Welt trennen sollte. Die Rosenbüsche, von denen die Blüten der Lüge gepflückt worden waren, sollten nie wieder blühen. Das Kind, das ihre Schwester trug, sollte nie die Wärme der Sommersonne auf seinem Gesicht spüren, nie durch eine Wiese gehen, nie einen Baum Früchte tragen sehen. Ein treuloser Mann, drei selbstsüchtige Herzen zerstörten eine ganze Welt. Und so entstand die Winterinsel im See aus Eis.«
»Herrin.« Er legte seine Hand auf die ihre. Ihr ganzes Leben hatte sie also ohne den einfachen Trost des Sonnenlichts verbracht. »Jeder Zauber kann gebrochen werden. Ihr habt die Macht dazu.«
»Meine Gabe ist die Heilkraft, aber das Land kann ich nicht heilen.« Weil sie spürte, dass sie am liebsten nach seiner Hand gegriffen, ihre Finger mit den seinen verschränkt hätte, entzog sie sich ihm. »Mein Vater verließ meine Mutter vor meiner Geburt, schlich sich davon. Später, als die Leute zu sterben begannen, sandte meine Mutter Botschafter zum Palast der Seufzer und flehte durch sie um einen Waffenstillstand. Aber keiner von ihnen kehrte je zurück. Vielleicht kamen sie ums Leben oder verirrten sich. Oder sie entschwanden in die Wärme und die Sonne. Niemand, der fortgegangen ist, ist je zurückgekehrt. Warum auch?«
»Ernia, die Hexenkönigin, ist tot.«
»Tot?« Deirdre starrte ins Feuer. »Seid Ihr sicher?«
»Sie war gefürchtet und verhasst. Es gab eine große Freudenfeier, als sie starb. Das war zur Zeit der Wintersonnenwende,
und ich erinnere mich noch gut daran. Ihr Tod ist fast zehn Jahre her.«
Deirdre schloss die Augen. »Wie ihre Schwester. So sind sie also gleichzeitig gestorben. Wie merkwürdig und doch so passend.« Sie erhob sich und trat erneut ans Fenster. »Seit zehn Jahren ist sie tot, und dennoch hält uns ihr Fluch in seinem Griff. Wie bitter muss ihr Herz gewesen sein.«
Und damit erlosch die schwache Hoffnung, die sie insgeheim gehegt hatte, dass der Tod ihrer Tante den Fluch brechen würde. Sie richtete sich auf. »Was wir nicht ändern können, müssen wir akzeptieren lernen.« Sie starrte in die endlose weiße Weite hinaus. »Auch hier gibt es Schönheit.«
»Das stimmt.« Kylar ließ Deirdre nicht aus den Augen. »Auch hier gibt es Schönheit.«
4
E R WOLLTE IHR helfen. Mehr noch, er wollte sie retten. Hätte es einen greifbaren Gegner gegeben – einen Menschen, ein Tier, eine Armee –, er hätte sein Schwert gezogen und sich für sie in die Schlacht gestürzt.
Sie rührte ihn, zog ihn an, faszinierte ihn. Ihre ruhige Gefasstheit angesichts ihres Schicksals erregte seine Bewunderung und frustrierte ihn gleichzeitig. Das war keine Frau, die sich bei einem Mann ausweinte. Zu seinem Ärger stellte er fest, dass er sich genau das wünschte, solange er der Mann war.
Was für ein ungewöhnliches Geschöpf! Er wollte für sie kämpfen, aber wie setzte man sich gegen Zauberei zur Wehr?
Mit Hexenkunst besaß er keine große Erfahrung. Er war Soldat und vertraute auf sein Glück und das Schicksal, aber vor allem verließ er sich auf List, Können und Kraft.
Als Prinz würde er eines Tages König sein. Er glaubte an Gerechtigkeit, an ein festes, aber verständnisvolles Regiment.
Wo blieb die Gerechtigkeit,
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