Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
sie einen der Jungen zu Orna, um ihr auszurichten, dass sie mit dem Prinzen ausritt. Die Mühe hätte sie sich sparen können, denn als sie das Pferd aus dem Stall führten, versammelten sich ihre Leute an den Fenstern zum Hof.
Als sich Kylar in den Sattel schwang, jubelten sie ihm zu wie einem Helden.
»Es ist lange her, dass sie einen Reiter gesehen haben«, erklärte sie, während Cathmor auf der Stelle tänzelte. »Manche von ihnen noch nie. Zum Beispiel ich.« Sie atmete deutlich vernehmbar aus. »Das ist aber hoch.«
»Gebt mir Eure Hand.« Er streckte ihr die seine hin. »Vertraut mir.«
Das musste sie wohl, wenn sie sich dieses aufregende Erlebnis nicht entgehen lassen wollte. Sie reichte ihm die Hand, rechnete allerdings nicht damit, dass er sie einfach vor sich in den Sattel ziehen würde. Ein Ruf der Überraschung entrang sich ihr. »Ihr hättet mich vorwarnen können.
Woher sollte ich wissen, dass Ihr mich wie einen Sack Rüben auf das Pferd hieven würdet? Wenn Eure Wunde wieder aufgeplatzt wäre …«
»Still«, flüsterte er nah an ihrem Ohr. Unter dem Beifall ihrer Leute ließ er Cathmor in Trab fallen.
»Oh.« Mit weit aufgerissenen Augen stellte sie fest, dass sie wie eine Strohpuppe auf und ab geschleudert wurde. »So hatte ich mir das nicht vorgestellt.« Sie fühlte sich in ihrer Würde beeinträchtigt.
Trillernde Rufe ausstoßend, liefen die Kinder hinter ihnen her, während sie aus der Burg ritten.
»Versucht, Euren Rhythmus den Bewegungen des Pferdes anzupassen«, riet er ihr.
»Ich versuche es ja. Müsst Ihr so dicht hinter mir sitzen?«
Er grinste. »Ja, das muss ich, und es gefällt mir ausgezeichnet. Nachdem Ihr mich schon nackt gesehen habt, dürfte Euch doch eigentlich nichts mehr überraschen.«
»Das heißt noch lange nicht, dass ich mich in Eurer Gesellschaft besonders entspannt fühle.«
Mit einem tiefen Lachen ließ er sein Pferd in Galopp fallen.
Ihr stockte der Atem, aber eher vor Entzücken als vor Angst. Der Wind fegte ihr um den Kopf, und der Schnee stob auf wie zerfetzte Spitze. Für einen Augenblick schloss sie die Augen, um das Gefühl zu genießen. Die wilde Erregung machte sie schwindelig.
So schnell, dachte sie. So stark. Als sie einen Hügel hinaufstürmten, hätte sie am liebsten die Arme in die Luft geworfen und wilde Freudenschreie ausgestoßen.
Ihr Herz raste wie die Hufe des Pferdes. Selbst als sie
am Rand des Waldes, den man den vergessenen nannte, seit sie denken konnte, ihr Tempo verlangsamten, beruhigte sich ihr Puls nicht.
»Das ist wie Fliegen«, sinnierte sie. »Danke, vielen Dank!« Sie beugte sich vor und legte ihre Wange an den Hals des Pferdes. »Das werde ich nie vergessen. Er ist ein wunderbares Pferd, nicht wahr?«
Mit vor Begeisterung gerötetem Gesicht wandte sie sich zu ihm um. Sein Gesicht war so nah an dem ihren, dass sie die Wärme seines Atems auf ihrer Wange spürte und das in seinen Augen aufleuchtende Feuer sah.
»Nein.« Er fing ihr Kinn mit der Hand ein, bevor sie sich erneut abwenden konnte. »Nicht. Ich habe Euch schon einmal geküsst, als ich dachte, ich müsste sterben.« Seine Lippen hielten nur einen Atemzug von den ihren entfernt an. »Ich habe überlebt.«
Er musste sie erneut küssen, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte. Aber er sah ihre Furcht und berührte ihre bebenden Lippen nur sanft, beruhigend und zugleich verführerisch. Ihre Augen wurden weich, und sie senkte die Wimpern.
»Küss mich, Deirdre.« Er ließ seine Hand zu ihrer Taille gleiten und zog sie an sich. »Erwidere meinen Kuss.«
»Ich weiß nicht, wie.« Und doch tat sie es bereits.
Eine wundersame Schwäche erfasste ihren Körper, und ihr Puls raste wie wild. Sie spürte eine nie gekannte Wärme und erinnerte sich an das Licht, das erstrahlte, als ihr Herz bei der Heilung das seine berührte.
Im verschneiten Rosengarten auf der Winterinsel trieb ein abgestorbener Zweig unter einer dicken Eisschicht eine winzige, zartgrüne Knospe.
Er knabberte an ihren Lippen, bis sie den Mund öffnete. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, und sie fühlte, wie ihr Körper zu glühen begann.
Obwohl sie noch lange nicht genug von ihm hatte, löste sie sich von ihm, nur um sogleich den Kopf an seine Schulter zu legen. »Das ist es also«, flüsterte sie, »was die Frauen morgens in der Küche singen lässt.«
Er streichelte ihr Haar und rieb mit der Wange darüber. »Es ist ein wenig mehr als das.« Süß war sie und stark. Alles, was sich ein Mann
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