Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
frostig.
Eine echte Eiskönigin, der man besser nicht zu nahe kam, wenn man sich nicht empfindlich verkühlen wollte.
»Wie ich sehe, geht es Euch besser.«
»Hättet Ihr fünf Minuten für mich erübrigt, so hättet Ihr das schon früher feststellen können.«
»Orna, lass uns bitte allein.« Sie kniete nieder und fing an, die Keime der früher im Jahr geernteten Kartoffeln in der Erde zu versenken. Die Ablenkung kam ihr gelegen. Sein Anblick weckte gefährliche Gefühle in ihr. »Entschuldigt, dass ich mit meiner Arbeit fortfahre.«
»Gibt es keine Diener, die das übernehmen könnten?«
»Hier auf der Rosenburg leben zweiundfünfzig Menschen, von denen jeder seine Pflichten und Aufgaben hat.«
Trotz der Schmerzen in seiner Seite hockte er sich neben sie, nahm ihre Hand und betrachtete die Schwielen an der Innenseite. »Dann würde ich sagen, Ihr habt zu viele Pflichten.«
»Wie kommt Ihr dazu, so etwas zu sagen?«
»Wenn Ihr mir keine Antworten gebt, muss ich Fragen stellen. Ihr habt mich geheilt. Warum nun diese Ablehnung?«
»Ich weiß nicht, aber ich weiß, dass ich für diese Arbeit beide Hände brauche.« Als er sie losließ, fuhr sie mit ihrer Arbeit fort. »Ich bin nicht an Fremde gewöhnt.« Ja, das musste die Erklärung sein. Nie zuvor war sie einem Fremden begegnet, und nun hatte sie diesen Mann sogar geheilt. War das die Erklärung dafür, dass sie sich so zu ihm hingezogen fühlte, nachdem sie in seine Seele geblickt hatte?
Dafür, dass sie ihn so fürchtete?
»Meine Manieren sind vielleicht ein wenig ungehobelt. Verzeiht, falls ich Euch beleidigt habe.«
»Ganz im Gegenteil«, berichtigte er sie. »Sie sind so scharf geschliffen, dass man sich daran schneiden könnte.«
Sie lächelte ein wenig. »Manche Männer bevorzugen bestimmt sanftere Frauen. Cordelia könnte Euch gefallen.«
»Sie ist sehr entgegenkommend und zudem hübsch. Deswegen lasst Ihr sie auch von dem Drachen bewachen.«
Ihr Lächeln zeigte einen Funken Wärme. »Natürlich.«
»Ich frage mich, warum Ihr mir lieber seid als die beiden.«
»Das kann ich Euch nicht sagen.« Sie rutschte ein Stück weiter. Als er ihr folgen wollte, entrang sich ihm ein Stöhnen. »Sturkopf«, schimpfte sie und erhob sich. Zu seiner
Überraschung beugte sie sich zu ihm und schlang beide Arme um ihn. »Haltet Euch an mir fest, ich helfe Euch in die Burg.«
Stattdessen vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar. »Euer Duft verfolgt mich.«
»Hört auf damit.«
»Selbst im Schlaf kann ich Euer Gesicht nicht vergessen.«
Das Flattern in ihrem Bauch ließ alle Alarmglocken läuten. »Hört auf, mit mir zu spielen.«
»Für Spiele bin ich zu schwach.« Seine Beine waren so wacklig, dass er sich auf sie stützen musste. »Aber Ihr seid schön, und ich bin nicht tot.« Als er wieder zu Atem kam, löste er sich von ihr. »Obwohl ich es eigentlich sein müsste. Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken.« Er blickte ihr eindringlich in die Augen. »Ich habe in genügend Schlachten gekämpft, um zu wissen, wann eine Wunde tödlich ist. Die meine war es. Wie bin ich dem Tod entkommen, Deirdre? Seid Ihr eine Hexe?«
»Manche würden es so nennen.« Er war so blass, dass sie zur Sicherheit einen Arm um seine Taille legte. »Ihr müsst Euch setzen. Kommt in die Burg.«
»Aber nicht ins Bett, sonst werde ich wahnsinnig.«
Sie verstand genug von der Krankenpflege, um zu wissen, dass er Recht hatte. »Ihr könnt Euch in einen Sessel setzen und mit mir Tee trinken.«
»Erbarmen! Gibt es keinen Branntwein?«
Vermutlich hatte er sich den verdient. Sie führte ihn durch einen dunklen Gang, der von der Küche fortführte. Nachdem sie die Eingangshalle durchquert hatten, brachte sie ihn durch einen weiteren Korridor in einen kleinen
Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Büchern gefüllt war. Hier war es eiskalt.
Nachdem sie ihm in einen Sessel vor dem kalten Kamin geholfen hatte, öffnete sie die Fensterläden, um Licht hereinzulassen.
»Noch sind die Tage lang«, sagte sie im Plauderton, während sie zum Kamin ging, der mit glattem grünem Marmor eingefasst war. »Ich muss pflanzen, solange die Sonne die Saat noch wärmen kann.«
Sie hockte sich vor den Kamin und entzündete das Feuer. »Gibt es in Eurer Welt Gras? Richtige Wiesen?«
»Ja.«
Sie schloss für einen Augenblick die Augen. »Und Bäume, die im Frühjahr grün werden?«
Er spürte einen Klumpen in seiner Magengrube. Weil er sich nach Hause sehnte – und ihretwegen. »Ja.«
»Das muss
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