Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Sicherheit, und ihrer beider Kind lag geborgen in der Wärme ihres Leibes. Dieses Kind würde geliebt und geschätzt werden. Nie wieder würde ihr Herz kalt sein.
Natürlich sehnte sie sich nach ihm, aber lieber lebte sie mit der Sehnsucht, als ihn in ihrer Welt gefangen zu wissen.
In der Nacht, in der sie erfuhr, dass er in Sicherheit war, gab sie ein Fest mit Wein, Musik und Tanz. Eines Tages sollte die Geschichte von Kylar von Mrydon erzählt werden, verkündete sie. Von Kylar dem Tapferen und dem treuen Dilys, auf dass ihr Volk und alle, die nach ihr kamen, davon erfuhren.
An einer Silberkette um ihren Hals trug sie seinen Ring.
Vor sich hin summend, räumte sie die Wege im Rosengarten.
»Du hast Männer ausgeschickt, um nach Dilys Ausschau zu halten«, sagte Orna.
»Wahrscheinlich ist es noch zu früh, aber ich weiß, dass er sich so bald wie möglich auf den Heimweg machen wird.«
»Und Prinz Kylar? Wieso lässt du nicht nach ihm suchen?«
»Er gehört nicht hierher. Er hat in seiner Welt eine Familie, und ein Thron wartet auf ihn. Mit ihm habe ich die Liebe gefunden, und sie blüht in meinem Herzen und in meinem Leib. Ich wünsche ihm Gesundheit und Glück und eines Tages, wenn die Erinnerung verblasst ist, eine Frau, die ihn so liebt wie ich.«
Orna warf einen Blick auf die Eisrose, äußerte sich jedoch nicht. »Zweifelt Ihr an seiner Liebe zu Euch?«
»Nein.« Ihr Lächeln war warm und süß. »Aber ich habe gelernt, Orna. Ich glaube, er wurde mir geschickt, damit ich erfuhr, was ich nicht wusste. Liebe kann nicht aus der Kälte kommen, sonst ist sie selbstsüchtig und nichts als Verlangen. Für mich ist es eine Freude, mir ihn im Sonnenlicht vorzustellen. Ich wünsche ihn mir nicht herbei, wie es meine Mutter mit meinem Vater getan hat, und verfluche ihn nicht, wie meine Tante uns alle verflucht hat. Ich sehe mein Leben an diesem Ort nicht mehr als Gefängnis oder als Pflicht. Wäre ich nicht hier, hätte ich ihn nie kennen gelernt.«
»Du bist weiser als diejenigen, von denen du abstammst.«
»Ich hatte mehr Glück«, verbesserte Deirdre und stützte sich auf ihre Schaufel, denn Phelan kam in den Garten gelaufen.
»Herrin, meine Geschichte ist fertig. Wollt Ihr sie hören?«
»Aber gerne. Nimm dir die Schaufel von der Wand. Du kannst sie mir bei der Arbeit erzählen.«
»Es ist eine großartige Geschichte.« Er rannte nach der Schaufel und begann eifrig, Schnee zu schaufeln. »Die beste, die mir je eingefallen ist. Sie beginnt so: Es war einmal
ein tapferer und schöner Prinz aus einem fernen Land, der in einer großen Schlacht sein Land gegen Eindringlinge verteidigte, die sein Königreich plündern und sein Volk töten wollten. Sein Name war Kylar, und sein Land hieß Mrydon.«
»Das ist ein guter Anfang, Phelan der Barde.«
»Ja, Herrin. Aber es kommt noch besser. Kylar der Tapfere schlug die Fremdlinge, wurde aber schwer verwundet und verirrte sich in dem großen Wald, der der Vergessene genannt wird.«
Deirdre arbeitete weiter, aber sie lächelte, als die Worte des Jungen ihre Erinnerungen zu neuem Leben erweckten. Sie wusste noch genau, wie seine kühnen blauen Augen sie zum ersten Mal angesehen, wie seine Lippen zum ersten Mal die ihren gestreift hatten. Wie närrisch ihr das damals vorgekommen war!
Sie würde Phelan etwas von dem wertvollen Papier und der kostbaren Tinte geben, damit er seine Schilderung aufschreiben konnte. Mit eigener Hand würde sie sie in gegerbtes Hirschleder binden. So würde ihre Liebe für immer fortleben, dachte sie stolz.
Eines Tages würde ihr Kind die Geschichte lesen und so erfahren, was für ein Mann sein Vater war.
Sie räumte den Weg vor den Edelsteinbänken und näherte sich dabei immer mehr dem großen gefrorenen Rosenbusch. Unterdessen arbeitete der Junge unermüdlich an ihrer Seite und erzählte ihr dabei seine Geschichte.
»Und die schöne Königin gab ihm eine aus Edelstein geschnittene Rose in einer goldenen Brosche, die er über seinem Herzen trug. Tag und Nacht kämpfte er sich mit seinem treuen Pferd Cathmor und dem unerschrockenen
Dilys durch den wilden Sturm und die eisige Finsternis des Vergessenen Waldes. Nur die Liebe zu seiner Königin hielt ihn aufrecht.«
»Du hast ein romantisches Herz, junger Barde.«
»Es ist eine wahre Geschichte, Herrin. Ich sehe sie genau vor mir.« Er redete weiter und unterhielt sie mit der Schilderung von Dilys’ eigensinniger Treue, von schwarzen Nächten und weißen Tagen, von einem riesigen
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