Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Baum, der umstürzte und sie zu einem Bach führte, dessen Raunen wie Musik klang, wenn das Wasser über die Steine plätscherte.
»Die Sonne fiel auf das Wasser und ließ es funkeln wie Diamanten.«
Ein wenig überrascht von seiner Beschreibung sah sie ihn an. »Glaubst du, Sonne lässt das Wasser wie Diamanten aussehen?«
»Sie lässt kleine helle Lichter aufblitzen, Herrin. Sie blenden das Auge.«
Etwas in ihrem Herzen begann zu beben. »Blenden das Auge«, wiederholte sie flüsternd. »Ja, davon habe ich gehört.«
»Und am Rande des Vergessenen Waldes wuchsen feuerrote wilde Rosen. Wie versprochen, pflückte der schöne Prinz eine davon, und als ihr süßer Duft aufstieg, sprach er den Namen seiner Königin.«
»Das ist eine schöne Geschichte.«
»Sie ist noch nicht zu Ende.« Er hüpfte vor Aufregung geradezu auf und ab.
»Dann erzähl mir den Rest.« Lächelnd stützte sie sich auf ihre Schaufel. Da drangen begeisterter Beifall und wilde Jubelrufe von draußen an ihr Ohr.
»Das ist das Ende!« Der Junge warf seine Schaufel achtlos beiseite und rannte zum Torbogen. »Er ist hier!«
»Wer?«, wollte sie fragen, aber sie konnte ihre eigene Stimme nicht hören, so laut waren die Rufe und das Rauschen ihres eigenen Blutes.
Plötzlich wurde das Licht so hell, brannte derartig in ihren Augen, dass sie mit einem Ausruf der Überraschung eine Hand vor die Augen legte. Der wilde Wind wurde zu einer seidenweichen Brise. Und dann hörte sie ihren Namen.
Ihre Hand zitterte, als sie sie senkte, und sie blinzelte in ein nie gekanntes Licht. Im Tor zum Garten stand er, umgeben von einem funkelnden Schein, der glitzerte wie geschmolzenes Gold.
»Kylar.« Ihr wild pochendes Herz vermochte die Freude kaum zu fassen. Klappernd fiel die Schaufel auf den Weg, als sie auf ihn zulief.
Er fing sie auf und wirbelte sie herum, während sie sich an ihn klammerte.
»Mein Liebster, mein Herz, wie kann das sein?« Ihre Tränen fielen auf seinen Hals, während sie sein Gesicht mit Küssen bedeckte. »Du hättest nicht kommen sollen. Du hättest nie zurückkommen dürfen. Wie kann ich dich jemals wieder gehen lassen?«
»Sieh mich an, mein Schatz, sieh mich an.« Er fasste unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu ihm an. »Du weinst also doch, wie ich es gehofft hatte. Ich frage dich noch einmal. Liebst du mich, Deirdre?«
»So sehr, dass ich mich mein ganzes Leben von nichts anderem ernähren könnte. Aber du hättest das deine nicht aufs Spiel setzen dürfen.« Sie legte ihre Handflächen an seine Wangen. Dann öffneten sich ihre bebenden Lippen,
und ihre Finger zitterten. »Du bist zurückgekommen«, flüsterte sie.
»Für dich hätte ich die Hölle durchquert. Vielleicht habe ich das sogar.«
Sie schloss die Augen. »Dieses Licht. Was ist das für ein Licht?«
»Die unverhüllte Sonne. Hier, nimm deinen Umhang ab. Spür die Sonne, Deirdre.«
»Mir ist nicht kalt.«
»Dir wird nie wieder kalt sein. Öffne deine Augen, Liebste, und sieh dich um. Der Winter ist vorüber.«
Seine Hand ergreifend, wandte sie sich um und sah, wie der Schnee vor ihren ungläubigen Augen dahinschmolz. Die schwarzen Stängel knisterten und färbten sich grün, und zu ihren Füßen breiteten sich weiche, zarte Grashalme zu einem schimmernden Teppich aus.
»Der Himmel.« Benommen streckte sie die Hand nach oben aus, als könnte sie ihn berühren. »Er ist ja blau wie deine Augen. Fühl nur die Sonne.« Sie hielt ihre Hände auf, um die Wärme einzufangen.
Mit einem Ausruf des Entzückens kniete sie sich nieder und fuhr mit den Händen über das weiche Gras, führte ihre Finger an ihre Nase, um den Duft einzuatmen. Obwohl ihr immer noch die Tränen über das Gesicht liefen, lachte sie und hielt ihm ihre Hände hin. »Ist das Gras?«
»Das ist es.«
»Oh, was für ein Duft.« Sie bedeckte ihr Gesicht erneut mit den Händen, als wollte sie das Aroma trinken.
Er kniete sich zu ihr und wusste, dass er das Entzücken auf ihrem Gesicht bei der Berührung eines einfachen Grashalms nie vergessen würde. »Deine Rosen blühen.«
Sprachlos sah sie zu, wie die Knospen sprossen und sich entfalteten. Anmutige grüne Zweige neigten sich unter dem Gewicht gelber, rosafarbener, roter und weißer Blüten. Sie berauschte sich an ihrem Duft.
»Rosen.« Ihre Stimme bebte, als sie die seidigen Blütenblätter berührte. »Blumen.« Damit vergrub sie ihr Gesicht in der Pracht.
Sie quietschte wie ein kleines Mädchen, als ein Schmetterling an ihrem Gesicht
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