Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
dorthin, wo am höchsten Busch unter einem immer dünner werdenden Eispanzer die rotesten Rosen blühten. Ohne zu überlegen, stieß sie die Hand durch das Eis, das zerbarst wie Glas. Sie pflückte die erste Rose ihres Lebens und reichte sie ihm.
»Als Königin habe ich dich bereits angenommen. Das ist meine Pflicht. Nun schenke ich mich dir als Frau, aus Liebe. Du hast Licht in meine Welt gebracht und mein Herz befreit. Dieses Herz gehört dir, jetzt und für immer.«
Als sie niederknien wollte, hielt er sie auf. »Ich verbiete dir, vor mir zu knien.«
Sie zog die Brauen hoch und erwiderte in gebieterischem Ton: »Ich bin hier Königin und tue, was mir beliebt.« Damit sank sie auf die Knie. »Ich bin dein, als Frau und als Königin. Von Stund an wird dieser Tag als der Tag von Prinz Kylars Rückkehr gefeiert werden.«
Seine Augen glänzten feucht, als er ebenfalls niederkniete. »Du wirst eine eigensinnige Ehefrau werden«, meinte er.
Ihre Lippen zuckten. »Das stimmt.«
»Und so will ich es. Küss mich, schöne Deirdre.«
Sie legte eine Hand auf seine Brust. »Zuerst habe ich ein Geschenk für dich.«
»Das kann warten. Tagelang habe ich in der Kälte von deinen Küssen geträumt.«
»Diese Gabe kann nicht warten. Kylar, ich trage dein Kind in mir. Ein Kind, das aus Liebe und Wärme entstanden ist.«
Die Hand, mit der er ihr Gesicht berührt hatte, sank kraftlos auf ihre Schulter herab. »Ein Kind?«
»Wir beide haben ein neues Leben geschaffen. Ein Wunder, das über jede Zauberkraft hinausgeht.«
»Unser Kind.« Er legte die Hand auf ihren Bauch und ließ sie dort ruhen, während seine Lippen von den ihren Besitz ergriffen.
»Freust du dich?«
Statt einer Antwort sprang er auf und hob sie über seinen Kopf, dass sie laut auflachte. Sie streckte ihre Arme zum Himmel empor, der Sonne, dem Himmel, dem Regenbogen entgegen.
Und die Rosen wuchsen und blühten, bis Zweige und Blüten über die Gartenmauer reichten, sich auf der anderen Seite bis zum Boden ergossen und die Luft mit dem Versprechen des Sommers erfüllten.
BUCH DREI
Die Dämonenjägerin
1
I N DER SCHWÜLEN Hitze des Dschungels jagte Kadra unter der blutroten Sonne. Ihre Schritte waren lautlos, ihre Augen – grün wie die drei Steine, mit denen das Heft ihres Schwertes eingelegt war – hellwach, aufmerksam, erbarmungslos.
Vier Tage und vier Nächte lang hatte sie ihre Beute über die Steinernen Berge bis in die grüne Hitze des Landes Tulle jenseits des Singenden Flusses gehetzt.
Ihre Beute wagte sich nur selten in diese Gegend, und sie selbst war noch nie so weit im Süden von A’Dair gewesen.
Hier gab es Dörfer, kleine Enklaven von Jägern niedrigeren Rangs, Siedlungen, in denen Bauern und Weber mit ihren Familien und Tieren lebten.
Achtlos trat sie auf die unnatürlich roten Blumen, die auf dem Pfad verstreut lagen, ignorierte eine silbrig schimmernde Schlange, die einen Baumstamm herunterglitt. Sie sah, spürte, roch beides, aber es interessierte sie nicht.
Im Augenblick interessierten sie nur die Bok-Dämonen, und ihr einziges Ziel war deren Vernichtung.
Andere Gerüche stiegen ihr in die Nase – die Ausdünstungen von großen und kleinen Tieren, die den Urwald bevölkerten, und der üppige, feuchte Duft von Schlingpflanzen und Blüten. Blut, schon nicht mehr frisch, von einem, der den von ihr Gejagten zum Opfer gefallen und von ihnen verzehrt worden war.
Sie passierte einen großen Wasserfall, der tosend über
die Steilhänge in den Fluss darunter stürzte. Obwohl sie diesen Boden noch nie betreten hatte, verrieten ihr das Licht und die musikalischen Klänge in der Luft, dass es sich um einen heiligen Ort handelte. Einen, den kein Dämon je betreten konnte. So hielt sie an, um von den reinigenden Wassern zu trinken und ihren Wasserschlauch für die vor ihr liegende Reise zu füllen.
Einige Tropfen ließ sie aus ihrer Hand auf den Boden fallen, als Dank an die Mächte des Lebens.
Unterhalb der Fälle erreichten die geschäftigen Gerüche einer menschlichen Siedlung – Schweiß, Fleisch, Küchendünste, Quellwasser aus einem Dorfbrunnen – ihre feinen Sinne.
Es war ihre Pflicht, die Menschen zu schützen, und ihr Schicksal, dass keiner von ihnen je ihr Gefährte, ihr Freund, ihr Lebenspartner sein konnte. Wahrheiten, die sie nie infrage gestellt hatte.
Zuletzt stieg ihr der faulige Geruch eines Bok in die Nase.
Ihr Schwert fuhr mit dem hellen Klang der Schlacht aus seiner Scheide, als sie auf den Absätzen ihrer
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