Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Welt.«
»Wie bist du in meine Wohnung gekommen?«
»Durch das Tor. Es ist …« Bemüht, das Wissen in ihrem Kopf zu entschlüsseln und verständlich wiederzugeben, richtete sie sich auf. »Es gibt viele Dimensionen. Deine und meine sind zwei davon. Die Bok haben einen Schlüssel gestohlen und sind in deine vorgedrungen. Aber ich habe einen weiteren Schlüssel.« Sie holte die durchsichtige Kugel aus ihrem Beutel. »Und so bin ich ihnen gefolgt. Um sie zu jagen und zu töten, damit unsere Welten wieder sicher sind. Du musst mir bei meiner Suche helfen.«
Die arme Kleine, dachte er. Bei ihr waren eindeutig ein paar Schrauben locker. »In meiner Welt kann man nicht einfach so Leute umbringen. Dafür wird man eingesperrt.«
»Ihr habt keine Jäger, die das Böse bekämpfen?«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und griff nach ein paar extrastarken Kopfschmerztabletten. Hatte sein Vater nicht genau das getan? Und hatte er selbst sich nicht eben das zum Ziel gesetzt? Das Böse zu bekämpfen, wenn auch auf seine eigene Art.
»Doch, ich glaube schon.«
Die Frau steckte offensichtlich in Schwierigkeiten, auch wenn diese möglicherweise ihrer verkorksten Fantasie entsprangen. Er würde sie beruhigen, ein paar Fragen stellen. Vielleicht kristallisierte sich so das Problem heraus. Wenn er getan hatte, was er konnte, würde er ein paar Anrufe tätigen und dafür sorgen, dass sie an einen Ort gebracht wurde, wo man ihr weiterhelfen konnte.
Das sollte die erste gute Tat seines neuen Lebensjahrzehnts werden.
»Du kommst also aus einer anderen Dimension und bist hier, um Dämonen zu jagen.«
»Der König der Dämonen und drei seiner Krieger sind in deine Welt eingedrungen. Da sie Nahrung brauchen, werden sie zuerst Tiere reißen, um sich zu stärken. Wo befinden sich eure Höfe?«
»Auf der Second Avenue sind Bauernhöfe eher selten. Was ist dein Job zu Hause in … wie hieß das noch?«
»A’Dair.«
Vielleicht konnte er mithilfe einer Computersuche feststellen, wo das war. Sie hatte keinen erkennbaren Akzent, aber Sprachmelodie und -rhythmus waren bestimmt nicht typisch für New York. »Was tust du denn in A’Dair, wenn du nicht gerade Dämonen jagst?«
»Das ist mein Lebenszweck. Dafür wurde ich geboren und ausgebildet. Es ist meine Aufgabe.«
»Freunde oder Familie?«
»Ich habe keine Familie. Die Frau, die mich großgezogen hat, wurde von einem Bok-Stamm getötet.«
Gewaltsamer Tod der Mutter, dachte er. Ein Trauma, das sie durch Rollenspiele zu bewältigen sucht. »Das tut mir Leid.«
»Sie war eine große Kriegerin. Clud, Vater des Sorak,
raubte ihr das Leben. Dafür nahm ich ihm das seine. So ist das Gleichgewicht wiederhergestellt. Doch die Frau, die mich geboren hat, ist eine andere, wie ich vor kurzem erfahren habe: Rhee, die Zauberin. Ihr Blut fließt in meinen Adern. Ich glaube, dass ich nur deswegen hier bin, überhaupt hier sein kann.« Sie schnupperte. »Ist das Kaffee?«
»Erraten.«
»Riecht gut.«
Er goss zwei Becher ein und bot ihr einen davon an. Sie schnupperte erneut, nippte und runzelte die Stirn. »Bitter, aber gut.«
Zu seiner Überraschung leerte sie den gesamten Becher in einem Zug und wischte sich dann mit der Hand über den Mund. »Ich mag diesen Kaffee. Kleide dich an, Harper Doyle.«
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Er wurde mir genannt. Wir werden die Bok gemeinsam jagen.«
»Klar doch. Gleich nach dem Kaffee.«
Ihre Augen verengten sich. »Du glaubst mir nicht. Du denkst, ich wäre nicht richtig im Kopf. Meine Zeit ist zu kostbar, um sinnlose Fragen zu beantworten. Wir müssen handeln.«
»In meiner kleinen Welt gehört es zu meinem Job, Fragen zu stellen. Niemand hat dich eine Lügnerin genannt. Warum sollte ich nicht glauben, dass du eine Jägerin aus einem anderen Universum bist? Ich bekomme ständig Besuch von Kunden aus anderen Dimensionen.«
Sie tigerte in dem engen Raum auf und ab, um ihre Gedanken zu ordnen. Er machte sich über sie lustig, und das
gehörte sich nicht. Krieger untergeordneten Rangs mussten einer Jägerin gegenüber Achtung zeigen.
Dennoch bewunderte sie ihn für seinen Mut, obwohl sie sein Verhalten frustrierend fand.
Das hier war seine Welt, erinnerte sie sich selbst, eine Welt voller Wunder, von denen sie nichts geahnt hatte. Ihm musste es mit ihrer Welt ebenso gehen. An seiner Stelle hätte sie auch Beweise verlangt.
»Du musst sehen. Ich kann dir deine Zweifel nicht verübeln. Es wäre schwach und töricht von dir, keine Fragen zu
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