Königin für eine Nacht?
wisperte sie erstickt.
„Also, raus mit der Sprache. Du weißt doch, dass ich immer hinter dir stehe und dir helfen werde.“
„Ich bin schwanger.“
Sekundenlang herrschte Totenstille.
„Was?“, stieß der zukünftige König von Aristo hervor, sobald er sich einigermaßen gefangen hatte. „Was meinst du damit?“
Seltsamerweise waren es die Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit in seiner Stimme, die dazu beitrugen, dass Kitty diese unveränderliche Tatsache plötzlich akzeptieren konnte. „Das heißt, ich bekomme ein Baby.“
„Wessen Baby?“, fragte er nach einer weiteren Pause mit gefährlich sanfter Stimme.
Augenblicklich erschien Nikos’ attraktives, arrogantes Gesicht vor ihrem inneren Auge. „Das kann ich dir nicht sagen.“
„Mach dich nicht lächerlich! Du …“ Sebastian brach ab und betrachtete seine Schwester, die wie ein Häufchen Unglück in dem tiefen Ledersessel Platz genommen hatte, in einem ganz anderen Licht. „Willst du damit etwa sagen, du hast keine Ahnung? Lieber Himmel, Kitty! Führst du etwa die ganze Zeit über ein Doppelleben, von dem ich nichts weiß?“
„Nein, natürlich nicht!“ Ihre Empörung drängte die Tränen zurück. Unwillig richtete Kitty sich kerzengerade auf. „Ich weiß genau, wer der Vater meines Babys ist … nämlich die einzige infrage kommende Person!“, setzte sie mit Nachdruck hinzu. „Aber es war ein … Unfall, ein Fehler, und er … er würde das Kind nicht wollen. Deshalb habe ich beschlossen, ihm nichts davon zu sagen.“
„Das ist mir verdammt egal, ob er das Kind will oder nicht!“, wütete der zukünftige König von Aristo. „Mir geht es allein um dich, Kitty! Du bist eine Prinzessin des Hauses Karedes und Vierte in der Thronfolge! Und als solche kannst du unmöglich eine unverheiratete Mutter sein!“
Kitty biss sich auf die Lippe. Kein Wunder, dass Sebastian so aufgebracht war und sich Sorgen machte. Hatte nicht sogar dieses Ekel Vasilis sie in der Ballnacht noch einmal gehässigerweise daran erinnert, dass Aristo keinen erneuten Skandal vonseiten des Königshauses ertragen würde?
Doch was sollte sie tun? Ihre Entscheidungsfreiheit war ziemlich eingeschränkt, beziehungsweise faktisch gar nicht vorhanden. Sie war schwanger, und das Kind nicht auf die Welt zu bringen war eine Option, die für sie nie infrage kommen würde. Ebenso wenig, wie Nikos in diese Sache mit hineinzuziehen. Er war Sebastians bester Freund! Der verstörte Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders griff ihr so schon ans Herz. Wie würde er empfinden, wenn er wüsste, dass sein Vertrauen von einem Mann missbraucht worden war, der ihm so nahestand wie Nikos Angelaki?
Ihn hatte sie auch angelogen und zugelassen, dass er sie für die Kellnerin Rina hielt! Wie würde er reagieren, wenn sie ihn jetzt damit konfrontierte, dass sie in Wirklichkeit nicht nur eine Prinzessin war, sondern auch noch die jüngere Schwester seines besten Freundes … und schwanger von ihrem einzigen Zusammensein am mondbeschienenen Strand?
Falls du etwa irgendwelche romantischen Illusionen, was mich betrifft, hegst, vergiss sie gleich wieder, agapi mou . Mei ne Freiheit geht mir über alles.
Die Schwangerschaft ist allein mein Problem, und ich werde damit auch fertig, sobald ich die Zeit finde, darüber nachzudenken, entschied Kitty für sich und holte tief Luft. Ihre Panik von vorhin wich einem Gefühl ruhiger Gelassenheit.
„Hör zu, Sebastian, es tut mir leid, dass ich dir den Vater nicht nennen kann, aber es ist meine Entscheidung, die du akzeptieren musst. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich fühle mich nicht ganz wohl …“ Damit wollte sie das Zimmer verlassen, aber die Stimme ihres Bruders hielt sie zurück.
„Und was ist mit Mutter? Sie muss davon erfahren. Ich habe nur Angst, dass es ihr endgültig das Herz brechen wird, so kurz nach Vaters Tod, den sie noch nicht verschmerzt hat. Theos , Kitty! Was für ein Chaos!“
Energisch schüttelte sie das aufkommende Schuldgefühl ab und hob stolz den Kopf. Scham und Selbstmitleid waren jetzt nicht angebracht. Sie musste stark sein … für sich und für ihr Kind. „Ich werde mit Mutter und dem Rest der Familie sprechen. Lass mir nur noch ein paar Tage Zeit, um mich selbst an die neue Situation zu gewöhnen, ja?“
Ihr Bruder zögerte, nickte aber schließlich ergeben, als er erneut Tränen in ihren Augen schimmern sah. „Sollte ich diesen Mistkerl je finden, schwöre ich, dass ich ihm jeden seiner Knochen einzeln breche!
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