Königin für eine Nacht?
Gespräch zurück, zu dem Sebastian ihn, gleich nach seiner Ankunft am Vormittag, ins Arbeitszimmer gebeten hatte. Nikos hatte das angespannte Gesicht des Kronprinzen mit dem immer noch verschwundenen Stefani-Diamanten in Zusammenhang gebracht, doch was sein Freund ihm dann anvertraute, erschien ihm als ein noch brisanteres Problem für das geschwächte Königshaus.
Seine jüngere Schwester, Prinzessin Katarina, war von einem verantwortungslosen Schurken verführt und geschwängert worden …
Theos! Das durfte nicht wahr sein!
Wie betäubt starrte er in Rinas bleiches Gesicht – es war ihm unmöglich, an sie als Prinzessin Katarina zu denken – und versuchte, in ihren verschlossenen Zügen zu lesen. Nach Lage der Dinge war es durchaus möglich, dass sie sein Kind erwartete, und angesichts Sebastians gefurchter Brauen sah es so aus, als zerbrach seine enge Freundschaft mit dem Kronprinzen gerade in tausend Stücke.
Unter Nikos’ sengendem Blick legte Kitty ihre Hände instinktiv wie beschützend über den noch flachen Leib. Sie war absolut unfähig, sich zu rühren oder auch nur ein Wort herauszubringen. Dann hörte sie Sebastian sprechen, verstand aber den Sinn seiner Worte nicht, weil das Rauschen ihres Blutes immer lauter in den Ohren hallte. Es war, als stände sie direkt unter einem Wasserfall.
Und dann versank alles um sie herum in tiefer Dunkelheit …
Langsam öffnete Kitty die Augen und schaute zur Decke empor, die mit einem antiken Fresko ausgestaltet war. Einen kurzen Moment wusste sie nicht, was geschehen war, doch dann setzte die Erinnerung wieder ein.
Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass sie im Vorzimmer zum offiziellen Empfangsraum auf einer Chaiselongue lag. Offenbar war sie ohnmächtig geworden. Zum ersten Mal in ihrem Leben! Aber wer hatte sie hierher gebracht?
Ein zweiter Blick zur anderen Seite ließ sie erschrocken aufkeuchen. Zwar sah sie nur eine dunkle Silhouette gegen das strahlende Sonnenlicht, das durchs hohe Fenster hereinflutete, spürte aber fast greifbar die ungeheure Spannung, die in der Luft lag.
Nikos!
Abrupt richtete Kitty sich auf, schwang die Beine über die Sofakante und bereute augenblicklich ihre hastige Reaktion, gegen die ihr Magen heftig rebellierte. Sich vor seinen Augen womöglich übergeben zu müssen, wäre wahrhaftig eine noch größere Demütigung, als in Nikos’ Gegenwart in Ohnmacht zu fallen.
„Auf dem Tisch neben dir steht ein Glas Wasser“, informierte er sie äußerlich unbewegt. „Ich schlage vor, du trinkst einen Schluck, ehe wir reden.“
Reden?
Kurzfristig war Kitty versucht, eine erneute Ohnmacht vorzutäuschen, wusste aber, dass sie damit nicht durchkommen würde. Deshalb griff sie mit bebenden Fingern nach dem Glas und nahm einen winzigen Schluck. Das Wasser war eisgekühlt, und überraschenderweise legte sich ihre Übelkeit schneller als gedacht.
Kitty startete einen erneuten Versuch, sich zu erheben, und noch etwas zittrig auf den Beinen, wagte sie einen zweiten Blick. Da Nikos inzwischen näher gekommen war, konnte sie die hässliche Wunde auf seiner dunklen Wange sehen und keuchte unwillkürlich auf.
„Was ist mit deinem Gesicht passiert?“, fragte sie verstört.
„Sebastian“, gab er knapp zurück.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „ Mein Bruder hat dich geschlagen?“ Noch während sie sprach, erinnerte sie sich an Sebastians mörderischen Blick, mit dem er sie beide gemustert hatte, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor.
„Angesichts der Neuheiten, die er mir erst kurz zuvor mitgeteilt hatte, kann ich ihm nicht einmal einen Vorwurf daraus machen“, erwiderte Nikos lakonisch. „Im Falle, dass du um ihn besorgt sein solltest … ich habe mich nicht gewehrt. Sebastian hat deine Ehre verteidigt, und ehrlich gesagt würde ich geringer von ihm denken, wenn er mich nicht geschlagen hätte.“
Er machte eine Pause, in der Kitty zum ersten Mal das Ticken der antiken Uhr im Raum wahrnahm, das aber von dem dumpfen Schlag ihres Herzens übertönt wurde.
„Alles in allem war es trotzdem eine ziemlich drastische Art und Weise, mir zu eröffnen, dass ich Vater werde …“, knurrte Nikos dann mit kaum verhohlenem Sarkasmus. „Erst dein Ohnmachtsanfall bei meinem Anblick, dann dein Bruder, der sich vor Hunderten von Zeugen, inklusive der gesamten Weltpresse, wie ein Preisboxer auf mich stürzt und mich zu Boden streckt!“ Mit einem kalten Blick in ihre Richtung schwang er herum, kehrte zu seinem Fensterplatz zurück und
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