Königin für eine Nacht?
der Traum, dass das eben Erlebte auch für ihn mehr gewesen sein könnte als ein reines Befriedigen sexueller Gelüste …
„Warum hast du mir verschwiegen, dass du Jungfrau warst?“
„Weil das ganz allein meine Sache ist“, erwiderte sie spröde.
„Aber jetzt hast du es auch zu meiner Sache gemacht“, warf er ihr barsch vor. „Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, Jungfrauen zu verführen. Hättest du nur ein Wort verlauten lassen, hätte ich gestoppt.“
„Und genau das wollte ich nicht“, entgegnete sie ruhig, griff nach seinem Jackett und hüllte sich notdürftig darin ein. „Und wenn du es genau wissen willst, mein Jungfrauenstatus begann mir langsam sogar lästig zu werden. Das erste Mal habe ich mir immer als befriedigendes Experiment ausgemalt, und so gesehen bin ich nicht enttäuscht. Ich wollte einen echten Mann, nicht einen verängstigten, schwitzenden Jungen mit womöglich noch weniger Erfahrung, als ich sie selbst hatte. Und dein Ruf als Experte in dieser Hinsicht eilt dir immerhin weit voraus. Wie hätte ich da widerstehen können?“
Kitty senkte rasch den Kopf und wandte sich ab. Nikos musste ja nicht unbedingt ihre Tränen sehen, die sie tapfer zurückdrängte. „Sollte ich dich mit meiner Unerfahrenheit enttäuscht haben, bitte ich noch nachträglich um Entschuldigung.“
„Unsinn! Trotz deiner Unerfahrenheit kann dir kaum entgangen sein, dass ich absolut hingerissen von dir war, aga pi mou . Aber ich muss dir auch ein Geständnis machen …“, murmelte er träge, zog sie wieder zu sich heran und wickelte eine dunkle Haarsträhne um seinen Finger.
„Du bist verheiratet?“
„Theos, nein!“ Sein Gesicht wirkte plötzlich seltsam angespannt. „Geschieden“, gestand er lakonisch. „Und seit ich meine Exfrau los bin, überzeugter Single.“
Nikos spürte wie immer kalten Hass in sich aufwallen, wenn er an die Frau dachte, von der er einst geglaubt hatte, sie mehr als sein eigenes Leben zu lieben. Gretas grausamer Betrug war ihm eine unvergessliche Lehre gewesen, die er nie vergessen würde.
„Falls du etwa irgendwelche romantischen Illusionen, was mich betrifft, hegst, vergiss sie gleich wieder, agapi mou . Meine Freiheit geht mir über alles.“
Kitty schwieg gedankenverloren. Dass er Ehemann gewesen und jetzt geschieden war, konnte als einzige verlässliche Information über den Mann gelten, der sie eben erst zur Frau gemacht hatte. Allerdings konnte sie sich Nikos beim besten Willen nicht verheiratet vorstellen. Es passte irgendwie nicht zu seinem Image.
Was seine Exfrau wohl für ein Typ gewesen war? Wahrscheinlich eines dieser glamourösen Models, die immer wieder in der Yellow Press an seiner Seite fotografiert wurden. Woran war die Ehe wohl gescheitert?
Der bittere Ton in Nikos’ Stimme war nicht zu überhören gewesen, als er sie erwähnte. Was immer damals passiert sein mochte, hatte offensichtlich Einfluss auf seine nachfolgenden Affären, die laut Presse alle sehr kurz und flüchtig gewesen sein sollen.
Als sie aufschaute, wurde ihr bewusst, dass Nikos sie die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet hatte. „Wie gut, dass ich schon vor Ewigkeiten aufgehört habe, an Märchen zu glauben“, sagte sie leichthin. „Sei unbesorgt, Nikos, über Männer wie dich mache ich mir absolut keine Illusionen. Trotzdem bin ich neugierig auf dein Geständnis .“
Sie konnte sehen, wie er sich entspannte, und sein verführerisches Lächeln sandte Kitty heiße Schauer über den Rücken.
„Ich muss leider gestehen, dass ich ebenso wenig wie du die Erlaubnis des Prinzen habe, mich am königlichen Privatstrand aufzuhalten“, erklärte er mit gespielter Zerknirschung.
„Aber woher kennst du dann den geheimen Pfad?“, fragte sie überrascht.
„Meine Mutter hat mir davon erzählt, als ich ein kleines Kind war. Während ich durch den Garten schlenderte, um frische Luft zu schnappen, erinnerte ich mich plötzlich wieder daran und beschloss, mein Glück zu versuchen.“
„Aber ich dachte, du wärst Grieche“, wunderte sich Kitty.
Nikos zögerte, ehe er antwortete.
Plötzlich wurde ihm die Ironie der Situation bewusst, dass er sich, anstatt von einer der Schönen im Ballsaal bezaubern zu lassen, für einen der Dienstboten im Palast interessierte, wie auch seine Mutter es gewesen war. Vielleicht ein instinktiver Versuch, zu seinen Wurzeln zurückzukehren?
Doch wer sagte ihm, dass Rina die Gelegenheit nicht beim Schopf packen und die Geschichte ihrer kleinen Liaison an
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